Der Mond ist nicht allein (H´Veredy Chroniken) (German Edition)
erst einmal vielleicht in kleinen Schritten. Aber ich kann dir versprechen: Das Schicksal wird dich irgendwann mit der ganzen Wahrheit konfrontieren“, tröstete Vaíl Konstantin. Dabei blieb ihr schmerzlich bewusst, dass Konstantin sich kaum noch an diesem Schicksal würde freuen können, wenn alles lief, wie es geplant war.
„Ach, Vaíl! Ich bin zu erledigt und enttäuscht. Eigentlich gab es sogar heute schon einen kleinen Erfolg. Caingu hat nämlich jemanden darauf angesetzt, die Fallakten der Verschwörungssache mit früheren Fällen abzugleichen. Erinnerst du dich an die Angelegenheit mit den ermordeten Flüchtlingen hier in unserer Nachbarschaft? Dieser Auszubildende hat doch tatsächlich gute Hinweise gefunden, dass Tatwaffe und Täterprofil in beiden Fällen höchst ähnlich gewesen sein müssen. Ich will dich nicht mit Details langweilen. Caingu hat viele Einzelheiten überprüft und wir sind uns inzwischen in dieser Hinsicht sicher.“
„Aber schien dieser Fall nicht genauso unaufklärbar, wie der jetzige?“, erkundigte sich Vaíl.
„Das schon. Aber das verrät uns viel! Zum Beispiel, dass die Täterin oder der Täter tatsächlich schon lange unentdeckt in der Stadt sein muss. Außerdem haben wir jetzt eine gute Hypothese, warum die Morde an den Flüchtlingen begangen wurden.“
„Nämlich?“
„Wir glauben, dass Agenten aus Lianta Xintall in die Verschwörung verwickelt sind, sie vielleicht sogar angezettelt haben. Wenn einer oder mehrere dieser Flüchtlinge einen solchen Agenten zufällig wiedererkannt haben, wäre das ein nachvollziehbares Motiv gewesen, das Problem durch einen Massenmord aus der Welt schaffen zu lassen.“
Vaíl schüttelte ungläubig den Kopf: „Ich will dich ja nicht entmutigen, aber für mich klingt das alles etwas weit hergeholt. Vielleicht solltest du noch mal darüber schlafen. Apropos schlafen: Sind deine Verletzungen zu gravierend als dass du mit mir ….“
Konstantins küsste Vaíl leidenschaftlich und bald stellte sich auch heraus, dass seine Verletzungen nicht so schlimm waren, dass er darauf hätte verzichten müssen, mit ihr … [58]
Einige Tage später kam Konstantin erneut niedergeschlagen von der Arbeit zurück.
„Hattest du nicht gesagt, es würde spät werden?“, fragte Vaíl Konstantin, obwohl sie in Wahrheit damit gerechnet hatte, dass die erneute Niederlage, die sie ihm heute zugefügt hatte, ihren Partner früher zurückkehren lassen könnte.
„Du wirst es nicht glauben. Ich hatte dir ja erzählt, dass wir heute endlich Saladan verhaften werden ….“
„Und? Ist er geflohen?“, unterbrach Vaíl Konstantin.
„Nein. Er wurde gestern Abend vorsorglich von seinen Mitverschwörern ermordet! Offenbar von unserem altbekannten, namenlosen und gesichtslosen Meuchler. Meine Leute durchsuchen alles und beschlagnahmen ganze Stapel voller Unterlagen.“
„Da musst du doch nicht so niedergeschlagen sein! Dabei kann durchaus noch was Wichtiges herauskommen.“
„Vielleicht tut es das auch noch. Das ist es ja auch gar nicht, was mich fertigmacht! Denk einmal nach! Das hier war die absolut geheimste Operation dieser Art, die in der Geschichte der Suchergilde je stattgefunden hat. Der Meuchler ist uns trotzdem zuvorgekommen, und zwar nicht nur eine Achtelphase, sondern einen halben Tag. Das bedeutet, dass es unter meinen engsten Vertrauten einen Doppelagenten, einen Verräter geben muss!“
Vaíl wurde bleich: „Wer wusste außer uns rechtzeitig von dieser Operation? Natürlich Vilana, Corthovrin, Caingu, das ist mir klar. Wer denn noch?“
„Nur fünf aus meiner eigenen Ermittlergruppe.“
Vaíl war entsetzt. Bei so einem kleinen Verdächtigenkreis konnte es nicht ewig dauern, bis jemand den richtigen Schluss zog. Jetzt muss ich reden, reden, reden. Souverän. Überzeugend. Sonst merkt er sofort, dass mit mir etwas nicht stimmt. Und wenn er erst einmal Verdacht schöpft….
„Dann ist die Sache für mich klar! Einer oder eine von denen hat einem Freund oder einer Geliebten etwas anvertraut. Du solltest besser noch im Vertrauen mit ihnen reden und auf jeden Fall ihr Umfeld genauer untersuchen. Bestimmt findest du da den Agenten. Dass deine Leute selbst die Verräter sind, glaube ich nicht. Du solltest ihnen auch weiter vertrauen. Ich habe sie mittlerweile alle kennengelernt und weiß, wie loyal sie dir gegenüber sind!“
„Vielleicht hast du recht. Hoffentlich“, antwortete Konstantin etwas zerknirscht.
´Operation ´Stille des
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