Der Mond ist nicht allein (H´Veredy Chroniken) (German Edition)
perfektioniert worden.
Natürlich unterschieden sich die Techniken im Einzelnen von irdischen Sportarten, die Verena beherrschte. Jede Trainingseinheit war für sie und ihre Gegenüber eine spannende und lehrreiche neue Erfahrung. Wenn Verena in der Stadt war, pendelte sie ständig zwischen Caaiulats Bett (ansonsten hatten die beiden, wie sich herausstellte, weiter keine gemeinsamen Interessen), den Bibliotheken (wo Verena auch fleißig Texte kopierte, um sie später mitzunehmen) und dem Kämpferorden (wo sie fast all ihre Einnahmen als Waldläuferin ließ, um sich Unterrichtsstunden bei den allerbesten Lehrmeistern leisten zu können). Für ihre Verhältnisse blieben ihre Wanderungen im Dschungel in dieser Zeit kurz. Selbst dabei achtete sie stets darauf, ein Gildenmitglied mit Kampfsportkenntnissen und Interesse an gemeinsamem Training dabeizuhaben.
Ihre heiße Daueraffäre mit Caaiulat hielt sie auch nicht davon ab, es unterwegs auch mit ihren männlichen wie weiblichen Begleitern zu versuchen, wenn sie Gefallen an ihnen fand (und umgekehrt, versteht sich). Caaiulat wusste davon und Verena wusste, dass diese es umgekehrt genauso (allerdings nur mit Frauen) hielt. Auf H´Veredy war das fast nirgendwo eine große Sache, und hier in Valfian, wo die Gesellschaft durch Waldläufer geprägt war, die ohnehin kaum feste Beziehungen eingehen können, sogar die Regel.
Obwohl Verena ausgelastet war, wurde sie doch, in dem Maße wie ihr die Umgebung der Stadt vertraut wurde, zunehmend unruhig. Diese kurzen Wanderungen von nur wenigen Tagen, wurden immer unbefriedigender, hatten einfach nichts mehr mit dem ungebundenen Umherstreifen im ewigen Dschungel zu tun, das Verena zur zweiten Natur geworden war. Auch die Beziehung mit Caaiulat blieb zu oberflächlich, um die Lücken in ihrem Leben zu füllen. Das kann der beste Sex nicht. Ich muss unbedingt mit jemandem sprechen, der mir zuhört und vielleicht auch einen Rat geben kann.
Dafür kam hier eigentlich nur eine Person in Frage, und das war Rakukuk, ein steinalter Gelehrter, den Verena in der Bibliothek kennengelernt hatte. Rakukuk war ein Roter Mensch. Viel interessanter wurde er für sie aber dadurch, dass er nicht aus der Stadt, sondern aus einem der primitiven Stämme aus dem Süden kam. Obwohl er schon als Jugendlicher beim Umherstreifen in die Stadt gekommen war, wo er sich sofort in die Bibliotheken begab und sie fortan zwei Jahrhunderte [61] lang nicht wieder verließ, hatte er sich seine ganz eigene Sicht der Dinge bewahrt, beziehungsweise neu angeeignet. Rakukuk war ein absolutes Unikat.
Nachdem Verena von ihm zum zwanzigsten Mal einen Hinweis erhalten hatte, wo sie am besten Schriften zu diesem oder jenem Spezialthema finden konnte, begann sie, sich mit dem Greis anzufreunden, bis er ihr zum Vertrauten wurde.
„ … Im Wesentlichen aus diesen Gründen überlege ich, ob ich meine Reise nicht langsam fortsetzen sollte“, erzählte Verena Rakukuk schließlich, worüber sie nachgrübelte.
„Im Wesentlichen? Meiner Erfahrung nach gibt es bei persönlichen Beweggründen so etwas wie das Wesentliche nicht wirklich. Welches sind deine unwesentlichen Motive?“, wollte Rakukuk wissen.
Darüber musste Verena erst nachdenken, allerdings nicht sehr lange. Sie erkannte sofort, dass es tatsächlich noch mehr gab, das sie forttrieb.
„Da wären natürlich meine Freunde und Bekannten am Salzwasserozean. Die Meisten von ihnen sind mir nicht einmal allzu nahe. Ich würde sie trotzdem gerne wiedersehen. Zumindest an die Söldnerin CeCis denke ich oft, obwohl ich sie eigentlich nicht lange gekannt habe.“
„Ja? Was noch?“
„Mir fehlen die Wälder, in denen ich die Waldläuferei gelernt habe. Mir fehlt das Essen dort. Mir gehen hier auch immer wieder die Geldmittel aus. Zu Hause bin ich reich. Mir ist immer etwas unwohl wegen des Gesellschaftssystems in dieser Stadt. Waldläufer sollten eine Gilde besitzen, keine ganze Siedlung. - Natürlich will ich damit nicht sagen, dass hier Ausbeutung und Tyrannei herrschten, aber dennoch kommt es mir nicht richtig vor.“
Der Alte barg Verenas Hand in den Seinen und fragte weiter: „Und was hält dich?“
„Das ist schon einfacher: Ich liebe Caaiulat sehr und würde, auch wenn uns sonst nichts verbindet, ihr fröhliches Lachen und ihre ….“ Verena stockte und errötete so stark, dass sie beinahe ihrem Gegenüber Konkurrenz machen konnte.
„Du willst sagen, sie ist phänomenal gut im Bett, richtig?“
„Ähm
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