Der Mond ist nicht allein (H´Veredy Chroniken) (German Edition)
…. Ja“, gestand Verena ein.
„Außerdem magst du auch die Bibliothek und diese alberne Kämpferei. Das brauchst du mir nicht zu sagen. Gibt es sonst noch irgendwas?“
„Nein, eigentlich nicht“, stellte Verena fest.
Jetzt wo ich das alles einmal ausgesprochen habe, gibt es eigentlich nichts mehr für mich zu entscheiden.
„Du wirst also demnächst aufbrechen!“, folgerte auch Rakukuk. „Wann?“
„Ich denke in ein paar Tagen.“
„Dann möchte ich dich um einen persönlichen Gefallen bitten“, eröffnete der Alte ihr. „Ich habe eine Urenkelin, die in einer Großstadt wohnt, die dir bekannt sein sollte und möchte ihr zu gerne einen langen Brief schreiben. Die Stadt heißt H´Cuudim und die Urenkelin Voly. Wir schreiben uns gelegentlich kurze Nachrichten, aber viel kann ich mir nie leisten.“
Verena war in mehr als einer Hinsicht erstaunt: „Nicht nur, dass du mir nie erzählt hast, dass du Verwandte am Salzwassermeer hast, ich hatte auch keine Ahnung, dass es einigermaßen regelmäßige Postverbindungen dorthin gibt!“, verlieh Verena ihrer Verblüffung Ausdruck.
„Ach das ist keines von diesen seltsamen Phänomenen“, winkte Rakukuk ab. „Was meine Urenkelin zuletzt geschrieben hat, nämlich dass da mehrere Menschen aus einer anderen Welt in ihrer Stadt leben sollen, von denen einer ihr Zahnarzt ist, das ist eines! Aber an so einer langsamen Postverbindung gibt es nun wirklich nichts Außergewöhnliches. Die Gilden von hier bis H´Cuudim haben jeweils Verträge mit der Nächsten. So wandert ein Brief langsam aber stetig in die richtige Richtung, und jedes Gildenhaus will seinen eigenen Teil daran verdienen ….“
Verena hörte gar nicht mehr zu. Schließlich unterbrach sie den Redeschwall ihres alten Freundes: „Menschen aus einer anderen Welt? Aus einer Welt wie der, aus der ich selbst komme? Warum hast du mir nichts davon erzählt? Ich habe dir doch meine Lebensgeschichte nicht verschwiegen!“
„Was? Oh! Das wusstest du nicht? Ich dachte, dieses Gerücht wäre dir schon lange zu Ohren gekommen, schließlich kommst du doch aus der Gegend!“
Verena wollte sofort aufbrechen. Wenn da tatsächlich Menschen aus einer anderen Welt, vermutlich also von der Erde waren, musste sie sie um jeden Preis kennenlernen. Sie wusste selbst nicht, warum das so wichtig war, konnte nicht einmal sagen, was sie sich davon versprach, diese Fremden zu treffen.
´Barwarin, warum?´ - ´Habe ich dir nicht gesagt, dass deine Vergangenheit niemals unwichtig für dich werden kann?´ – ´Aber ich wünsche mir nichts aus meiner Vergangenheit zurück! Natürlich meine Mutter und ein paar Freunde und Bekannte, aber da ist doch sowieso garantiert niemand von in diese Welt gekommen. Jedenfalls kenne ich nicht viele Zahnärzte´ - ´Es ist nicht die Sache selbst, die du benötigst, sondern die Erinnerung daran. Also gehe und hole dir, was du brauchst. Dann gehört dir auch die Gegenwart wieder.´
Doch so einfach war es nicht. Verena hatte Caaiulat niemals zuvor unglücklich gesehen und war nicht im Mindesten darauf vorbereitet, dass sie schreien, weinen und betteln würde, dass Verena bei ihr bliebe. Sie hätte sich auch niemals vorstellen können, wie schwer es ihr dann fiele, Nein zu sagen. Dann verfiel ihre Geliebte auf den Gedanken, sie könne mit Verena mitkommen. Das Nein dazu war für beide Seiten noch ungleich schwerer zu ertragen.
„Das geht auch nicht. Erstens würdest du mich unglaublich aufhalten. Zweitens würdest du bei dem Tempo das ich vorlegen will nicht lange überleben. Drittens: Ich werde auch da wo ich jetzt hingehe eine Waldläuferin bleiben, die nicht an einem Ort oder in der Nähe davon bleibt. Du würdest mich nur etwas später verlieren. Nein. Wenn ich jemals wieder in diese Gegend komme, werde ich dich besuchen, und wenn du irgendwann einmal deinen Beruf aufgeben willst, schicke mir eine Nachricht in die Gildenhäuser an der Westküste des Salzwassermeeres. Dann werde ich dich holen kommen und dich in meinem Gewerbe ausbilden.“ Jetzt erst kamen Verena selbst die Tränen. „Ich weiß, das wird vermutlich nie geschehen. Ich werde dich vermissen, aber ich muss jetzt gehen.“
Obwohl Verena fürchtete, sie könne zu spät am Salzwassermeer ankommen und die anderen Besucher von der Erde könnten verstorben oder weitergezogen sein, ließ sie sich beknien, noch fünf Tage in Valfian zu bleiben. Selbst diese begrenzte Zeit verbrachte sie zu einem viel zu großen Teil in der
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