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Der Monstrumologe und der Fluch des Wendigo

Der Monstrumologe und der Fluch des Wendigo

Titel: Der Monstrumologe und der Fluch des Wendigo Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rick Yancey
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Der alte Chanler redete nicht mit Warthrop, bis auf ein paar drohende Worte nach Beendigung des Gottesdienstes am Grab dahingehend, dass er beabsichtige, ihn bis auf die letzte Silbermünze auszunehmen. Warthrops Erwiderung: »Scheint mir nur fair, aber ich bitte Sie, mir wenigstens mein Mikroskop zu lassen.«
    Von Helrung war anwesend, ebenso wie mehrere andere Monstrumologen, darunter die Überlebenden der Jagdgruppe. Dobrogeanu schüttelte mir ernst die Hand und erklärte den Doktor für glücklich, einen so überaus findigen und tapferen Assistenten gefunden zu haben.
    Auch Lilly war mitgekommen. Ich war mir nie sicher, wie sie es geschafft hatte, es einzufädeln, aber sie hüpfte in einem schwarzen Kleid und einem passenden schwarzen Band in den Locken aus dem Hansom und saß während des Gottesdienstes neben mir, wobei sie an einer Stelle meine Hand in ihre nahm. Ich versuchte nicht, sie wegzuziehen.
    »Du reist also ab«, sagte sie. »War es deine Absicht, mir vorher nicht auf Wiedersehen zu sagen?«
    »Ich diene dem Doktor«, antwortete ich. »Ich habe keine eigenen Absichten.«
    »Ich glaube, das ist das am bemitleidenswerteste Tragische, was ich jemals jemanden habe sagen hören. Wirst du mich vermissen?«
    »Ja.«
    »Das sagst du doch nur. Du wirst mich nicht wirklich vermissen.«
    »Ich werde dich vermissen.«
    »Beabsichtigst du, mir einen Abschiedskuss zu geben? Oh, Verzeihung. Beabsichtigt dein Doktor, mir einen Abschiedskuss geben zu lassen?«
    Ich lächelte. »Ich werde ihn fragen.«
    Sie wollte wissen, wann sie mich wiedersehen würde. Würde sie ein ganzes Jahr warten müssen? »Sofern uns die Angelegenheiten des Doktors nicht eher hierherführen«, antwortete ich.
    »Nun, ich kann dir nichts versprechen, Will«, sagte sie. »Vielleicht werde ich viel zu viel zu tun haben, um dich dazwischenzuschieben. In einem Jahr werde ich Verabredungen haben, und ich rechne damit, dass mein Terminkalender ziemlich voll sein wird.« Ihre Augen tanzten fröhlich. »Kommst du denn für den nächsten Kongress wieder? Oder wird dein Doktor die Gesellschaft verlassen, jetzt, wo er seine kleine Abstimmung verloren hat?«
    Es stimmte: Der Doktor hatte versagt. Von Helrungs Antrag war mit der knappest möglichen Mehrheit angenommen worden, womit, Warthrops Ansicht nach jedenfalls, der Monstrumologie zu Grabe geläutet wurde. Er mochte weitermachen im Exil – aber was wäre sein Lohn? Welchen dürftigen Trost konnte er in seinen Prinzipien finden, wo das Einzige, wofür er gelebt hatte, ihm binnen einer Stunde entrissen worden war?
    Die Nachricht traf ihn so hart, wie ich erwartet hatte – obwohl seine Reaktion mich völlig überraschte.
    »Ich habe einen schweren Fehler begangen, Will Henry«, gestand der Doktor am Vorabend unserer Abreise nach Hause. »Aber anders als deiner in dem Mietshaus kann meiner korrigiert werden. Es ist noch nicht zu spät.«
    Sein Gesicht leuchtete vorteilhaft im unheimlichen Herbstlicht, das sich mühsam durch das Fenster drängte, das auf den Park blickte. Er sprach mit der Entschlossenheit von jemandem, der seinen Weg mit ungetrübter Klarheit erkannt hatte.
    »John hat mir vor seinem Tod eine Frage gestellt, eine Frage, auf die ich keine Antwort hatte: Was haben wir gegeben? Ich muss zugeben, ich bin nicht die Sorte Mensch, für die eine derartige Frage Sinn ergibt. Für mich war es bloß noch mehr von seinem dummen Geschwätz. Dein Vater jedoch hat es begriffen und den höchsten Preis für sein Geben bezahlt. Verstehst du,Will Henry, es ist nicht das, was wir geben, sondern das, was wir bereit sind zu geben. Was wir geben können.
    Du hast dieses Kind im Flur im Stich gelassen. Das Geben lag in deiner Macht, und du hast die Hand bei dir behalten. Das kannst du jetzt nicht mehr zurücknehmen, genauso wenig, wie dein Vater seine Gabe an mich zurücknehmen kann. Aber ich bin nicht so hilflos. Ich habe noch eine Wahl – Johns Frage zu beantworten.«
    Er kam dicht an mich heran. »Ich habe verloren – alles. John. Muriel. Sogar meine Arbeit, die eine Sache, die mir durch die einsamen Jahre Trost gespendet hat – sogar die habe ich verloren. Du bist alles, was mir geblieben ist, und ich fürchte, dich werde ich auch verlieren.«
    »Ich werde Sie niemals verlassen, Sir«, sagte ich. Und ich glaubte es. »Niemals.«
    »Du verstehst es nicht. Sag mir noch einmal, weshalb du jenes Kind im Korridor hättest retten sollen.«
    »Weil ich es gekonnt hätte.«
    Er nickte. »Und ich werde dich

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