Der Monstrumologe und der Fluch des Wendigo
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SCHRECKLICHER
INDIANERMORD
WINNIPEG, 14. Dez. – Soeben vom Berens River hier eingetroffen ist Indianerbeauftragter Short, im Gepäck Einzelheiten über einen schrecklichen Mord, der sich acht Meilen westlich des Berens-Reservats ereignet hat. Eine Indianerin, die an Typhus litt, fiel ins Delirium. Ihr Mann glaubte, sie wäre zur »Wendigo« geworden, und entschied, dass sie getötet werden musste, um sie davon abzuhalten, andere Mitglieder ihrer Gruppe zu fressen. Er drehte ihr den Kopf herum, bis das Genick brach. Der Indianer wurde verhaftet und des Mordes angeklagt.
– The New York Times,
15. Dezember 1897
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DEN HÄUPTLING AUF EIGENEN BEFEHL HIN ERSCHOSSEN
WINNIPEG, Manitoba, 27. Okt. – R. G. Chamberlain von der Dominion-Polizei, Ottawa, und B. J. Bannalatyne, Indianerbeauftragter in Lacseul, trafen heute mit drei Indianern in ihrem Gewahrsam ein. Zweien der Indianer wird zur Last gelegt, letzten Winter am Katzensee, etwa dreihundertfünfzig Meilen nordöstlich von Dinordwic, ihren Häuptling erschossen zu haben. Die Geschichte, die die beiden Gefangenen erzählen, lautet im Wesentlichen wie folgt:
Der Häuptling der Katzensee-Indianer namens Ah-Wah-Sa-Keh-Mig wurde zum »Wendigo«, oder geisteskrank, und befahl den Gefangenen, ihn zu erschießen. Ein Stammesrat wurde einberufen und die Angelegenheit zwei Tage lang diskutiert, woraufhin man zu dem Schluss kam, dass die Befehle des Häuptlings befolgt werden müssten. Der »Wendigo« legte sich in seinem Wigwam nieder und zeigte mit der Hand auf die Stelle, wo sie hinschießen sollten.
Nachdem er tot war, wurde Holz auf seine Leiche gehäuft und das Feuer zwei Tage lang in Gang gehalten, wodurch, gemäß dem Glauben der Indianer, der böse Geist des Häuptlings vollständig zerstört wurde. Die Angelegenheit wurde Mr. Bannalatyne zur Kenntnis gebracht, aber da die Katzensee-Indianer keine Vertragsindianer sind, wurde ein Sondergesetz erlassen, um den Fall untersuchen zu können.
Wachtmeister Chamberlain begab sich nach Lacseul, wo Mr. Bannalatyne und zwei Führer sich ihm anschlossen, und sie legten die Siebenhundert-Meilen-Strecke in zwanzig Tagen zurück. Die Festnahme der beiden Indianer wurde vorgenommen, und sie trafen heute hier zur Verhandlung ein.
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PROLOG
September 2009
»Ausschnitte«
Die Vorleserin war eine pensionierte Middleschool-Englischlehrerin, deren Mutter seit 2001 in der Einrichtung lebte. Während der folgenden fünf Jahre machte die Vorleserin jede Woche die halbstündige Fahrt von Alachua nach Gainesville, um ihre Mutter zu besuchen. Bei mildem Wetter saßen sie auf demselben mit Kopfsteinen gepflasterten Hof, der sich zwischen die beiden Hauptwohngebäude des Seniorenheims schmiegte, wo sie jetzt mit mir saß. Ein Brunnen gluckerte in der Mitte des Hofs, auf drei Seiten umgeben von Tischen im Bistrostil, die wieder und wieder lackiert worden waren, um die korrodierenden Auswirkungen von Floridas tropischem Klima aufzuhalten. Selbst jetzt, im späten September, war die Luft voller Feuchtigkeit, und die Temperatur schwankte um die 30 Grad Celsius – und das im Schatten.
Ihre Mutter war 2006 entschlafen, aber die Vorleserin kam trotzdem jede Woche als Freiwillige wieder, um denjenigen Heimbewohnern vorzulesen, die entweder keine Familie hatten oder deren Familie sie selten, falls überhaupt, besuchte. Der Direktor der Einrichtung hatte mir ihren Namen und ihre Telefonnummer gegeben. Nein, hatte er mir gesagt, seines Wissens hatte der Mann, der sich William James Henry nannte, keinem anderen Bewohner nahegestanden. Der einzige Besuch, den er gehabt hatte, war die ehrenamtliche Helferin, die mir gegenübersaß und schlückchenweise Eistee aus einem hohen Glas trank, indem kein Eis mehr war. Vielleicht könnte sie mir helfen, hatte der Direktor gemeint.
»Ich kann Ihnen nicht helfen«, sagte die Vorleserin mir jetzt.
»Er hat nie etwas erzählt?«, fragte ich.
»Nur seinen Namen und sein Geburtsjahr.«
»1876.«
Sie nickte. »Ich zog ihn immer damit auf. Ich sagte: ›Aber William, das kann nicht das Jahr sein, in dem Sie geboren wurden.‹ Er nickte dann immer – und dann sagte er es noch einmal.«
»Was pflegte er zu tun, wenn Sie ihm vorlasen?«
»Ins Leere zu starren. Manchmal schlief er auch ein.«
»Hatten Sie jemals den Eindruck, dass er tatsächlich zuhörte?«
»Darum ging es nicht«, sagte sie mir.
»Worum ging es dann?«
»Gesellschaft. Er hatte keine. Außer jeden Dienstag um zwei, wenn
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