Der mysterioese Zylinder
Präsidium. … Komm, Ellery! Wir haben noch einen harten Tag vor uns!«
Ellery versuchte vergeblich, etwas einzuwenden. Sein Vater schob ihn geschäftig aus dem Gebäude auf die Straße, wo seine Stimme vom Getöse eines Auspuffs wirkungsvoll übertönte wurde.
Zehntes Kapitel
in welchem Mr. Fields Zylinderhüte Gestalt annehmen
Genau um zehn Uhr morgens öffneten Inspektor Queen und sein Sohn die Milchglastür mit der Aufschrift:
Monte Field Rechtsanwalt
Das große Wartezimmer war mit dem guten Geschmack eingerichtet, der sich schon an Mr. Fields Wahl seiner Kleidung gezeigt hatte.
Es war niemand da; ein wenig erstaunt schob sich Inspektor Queen – Ellery spazierte hinter ihm her – durch die Tür und ging weiter ins Hauptbüro, einem langgezogenen Raum voller Schreibtische. Bis auf die mit gewichtigen Gesetzessammlungen gefüllten Bücherregale ähnelte er dem Redaktionsraum einer Zeitung.
Im Büro herrschte ein ziemlicher Aufstand. Aufgeregt schwatzend standen die Stenographinnen in kleinen Grüppchen herum. Einige männliche Büroangestellte flüsterten in einer Ecke; und in der Mitte des Raumes stand Detective Hesse und sprach in ernstem Ton mit einem hageren, finster blickenden Mann mit grauen Schläfen. Offensichtlich hatte der Tod des Rechtsanwalts in seinem Betrieb für einige Aufregung gesorgt.
Beim Eintreten der beiden Queens schauten sich die Angestellten erschrocken an und eilten dann an ihre Schreibtische zurück. Es folgte ein betretenes Schweigen. Hesse kam herbeigestürzt. Seine Augen waren rot und blutunterlaufen.
»Guten Morgen, Hesse«, sagte der Inspektor kurz angebunden. »Wo ist Fields Privatbüro?«
Der Detective führte sie quer durch den Raum zu einer Tür mit der Aufschrift ›Privat‹. Die drei betraten ein kleines, überaus luxuriös eingerichtetes Büro.
»Der Bursche legte wohl Wert auf die passende Umgebung«, sagte Ellery schmunzelnd und ließ sich in einen Ledersessel fallen.
»Erzählen Sie, Hesse«, sagte der Inspektor und folgte Ellerys Beispiel.
Zügig erstattete Hesse Bericht. »Kam letzte Nacht hier an und fand die Tür verschlossen. Drinnen war kein Licht zu erkennen. Ich lauschte auch sehr genau, konnte aber nichts hören und ging deshalb davon aus, daß niemand hier drinnen war; die Nacht über hab’ ich also im Flur draußen mein Lager aufgeschlagen. Ungefähr um Viertel vor neun heute morgen kam der Bürovorsteher hereingefegt. Ich griff ihn mir. Es ist diese hagere Gestalt, mit der ich gerade sprach, als Sie hereinkamen. Heißt Lewin – Oscar Lewin.«
»Bürovorsteher, ja?« bemerkte der alte Mann und schnupfte eine Prise.
»Ja, Chef. Entweder ist er schwer von Begriff, oder er weiß den Mund zu halten«, fuhr Hesse fort. »Natürlich hatte er schon die Morgenzeitungen gesehen und war völlig bestürzt über die Nachricht von Fields Ermordung. Andererseits merkte man ihm aber auch an, daß er meine Fragen nicht allzu sehr mochte … Ich habe nichts aus ihm herausbekommen. Absolut nichts. Er sagte, daß er gestern abend geradewegs nach Hause gegangen wäre – Field hatte anscheinend bereits um vier Uhr das Büro verlassen und ist auch nicht mehr zurückgekehrt – und daß er nichts von dem Mord gewußt hätte, bis er davon in den Zeitungen las. So haben wir also den Morgen damit verbracht, auf Sie zu warten.«
»Holen Sie mir Lewin.«
Hesse kehrte mit dem schlaksigen Bürovorsteher zurück. Oscar Lewin hatte ein wenig anziehend wirkendes Äußeres. Er hatte verschlagen wirkende schwarze Augen und war ungewöhnlich dünn. Etwas Räuberisches ging von seiner spitzen Nase und seiner knochigen Gestalt aus. Der Inspektor musterte ihn mit kühlem Blick.
»Sie sind also der Bürovorsteher«, bemerkte er. »Nun, Lewin, was halten Sie von dieser Angelegenheit?«
»Es ist schrecklich – einfach schrecklich«, stöhnte Lewin. »Ich kann mir einfach nicht vorstellen, wie das passiert sein kann oder warum. Mein Gott, gestern nachmittag um vier Uhr hab’ ich noch mit ihm gesprochen!« Er schien ehrlich erschüttert zu sein.
»Wirkte Mr. Field, als Sie mit ihm sprachen, irgendwie seltsam oder beunruhigt?«
»Überhaupt nicht, Sir«, antwortete Lewin nervös. »Er hatte sogar ungewöhnlich gute Laune. Er riß einen Witz über die Giants und erzählte, er würde am Abend in ein verdammt gutes Stück – ›Spiel der Waffen‹ – gehen. Und nun erfahre ich aus der Zeitung, daß er dort ermordet wurde.«
»Ah, er hat Ihnen also von dem Stück erzählt?« fragte der
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