Der Nacht ergeben
der drohenden Gefahr. Etwas war in der Nähe. Sehr nahe. Dante wandte sich einem großen Container zu und machte langsam einen Schritt nach vorn.
»Zeige dich«, befahl er.
In den Schatten raschelte etwas, gefolgt von dem scharfen Kratzen von Krallen auf dem Asphalt, bevor langsam eine große, massige Gestalt auftauchte. Es wäre einfach gewesen, den Störenfried auf den ersten Blick als unbeholfene, hirnlose Bestie abzutun. Mit einer dicken, lederartigen Haut, nässenden Furunkeln und einem missgestalteten Kopf, der drei Augen aufwies, handelte es sich um ein Bilderbuchexemplar des Monsters unter dem Bett. Aber Dante war mit diesem speziellen Dämon nur zu vertraut und wusste, dass unter dem hässlichen Äußeren eine raffinierte Intelligenz zu finden war, die tödlicher war als jeder Muskel.
»Haiford.« Dante machte eine spöttische Verbeugung.
»Ah, Dante.« Die tiefe, knurrende Stimme verfügte über einen geschliffenen eleganten Akzent, der perfekt zu einem vornehmen Internat gepasst hätte. Ein grotesker Kontrast zu seinem brutalen Aussehen. »Ich wusste, dass du vorbeikommen würdest, wenn du erst Wind von diesen Höllenhunden bekommen hast. Ich habe jahrhundertelang versucht, sie zu ein bisschen mehr Zurückhaltung zu erziehen, aber sie müssen wohl immer blinden Eifer an den Tag legen, wenn eigentlich Heimlichkeit angesagt wäre.«
Dante vergewisserte sich, dass er direkt zwischen Abby und dem Dämon stand, und zuckte leicht mit den Schultern.
»Höllenhunde waren noch nie für ihre Intelligenz bekannt.«
»Nein. Das ist wirklich schade. Trotzdem sind sie manchmal nützlich. Wenn sie beispielsweise Beute aufscheuchen, so dass ich nicht in einem solchen Dreck herumlaufen muss.«
Haiford streifte das verfallene Hotel mit einem geringschätzigen Blick. »Ich muss schon sagen, Dante, ich hatte immer geglaubt, du besäßest einen besseren Geschmack.«
»Was für einen besseren Ort könnte es geben, um sich vor dem Abschaum zu verstecken, als direkt vor seiner Nase?«
Haiford ließ ein grollendes Lachen ertönen, das in der Gasse auf unheimliche Weise widerhallte.
»Ein schlauer Plan, abgesehen von der Tatsache, dass jeder Bruder in der Stadt deine Schönheit aus einem Kilometer Entfernung riechen kann. Ich fürchte, ihr könnt euch nicht verstecken.«
Dante fluchte leise. Obwohl Abby den Phönix in sich trug, hatte sie sich seine Kräfte und das Wissen um die Herrschaft über diese Kräfte noch nicht völlig angeeignet. Und bis es so weit war, würde sie für jeden Dämon in der Umgebung das reinste Leuchtfeuer darstellen.
»Du unterschätzt meine Fähigkeiten«, erwiderte Dante mit seidenweicher Stimme.
»O nein, ich wäre nie so dumm, dich zu unterschätzen, Dante.« Der Dämon machte einen Schritt nach vorn, wobei seine Krallen den Asphalt zu Staub zermalmten.
»Im Unterschied zu vielen anderen aus der Bruderschaft bin ich leicht imstande, die Macht zu spüren, die zu zügeln du in all diesen langen Jahren gezwungen warst. Und das ist auch der Grund, warum ich durchaus bereit bin, dir zu gestatten zu gehen. Ich hege nicht den Wunsch, dich zu töten.«
Dante hob eine Augenbraue. »Du wirst mir gestatten zu gehen?«
»Natürlich. Ich habe nie Gefallen daran gefunden, meine Mitdämonen zu töten.« Haiford ließ etwas aufblitzen, was entfernt als Lächeln hätte durchgehen können, wenn man seine drei Reihen von Zähnen in Betracht zog.
»Lass das Mädchen hier, dann kann ich dir versprechen, dass du nie wieder belästigt werden wirst.«
Oh. Ganz plötzlich erfasste Dante die Wahrheit.
Haiford war allein. Und es war alles andere als sicher, dass er imstande war, einen Vampir zu besiegen. Zumindest nicht, bevor die anderen Dämonen, die sich versammelten, eintrafen und die Angelegenheit verkomplizierten.
»Ein ziemlich großzügiges Angebot«, gab Dante zurück.
»Das ist wohl wahr.«
»Trotzdem denke ich, dass die Aushändigung eines so unbezahlbaren Schatzes erheblich mehr wert sein sollte. Schließlich ist es ja so, dass du, wenn du gezwungen bist, mit mir um die Maid zu kämpfen, entdecken könntest, dass du dir den Ruhm mit sämtlichen Dämonen teilen musst, die eilig auf dem Weg hierher sind.«
Ein plötzlicher Schlag gegen seinen Rücken zeigte Dante, dass Abby seine spottenden Worte gehört hatte. Und natürlich vorschnell zu dem vorhersehbaren Schluss gekommen war. Schließlich war er ein bösartiger Vampir.
Er griff nach hinten und packte ihr schlankes Handgelenk mit festem
Weitere Kostenlose Bücher