Der Nächste, bitte! 13 Morde fürs Wartezimmer
Sterne vorher sagten, das deuteten sie auch Tatjana. Spontan schlug Elena ihrer Schwester vor: „Lass uns irgendwo zusammen einen Kaffee trinken. Dann reden wir.“ Alexander hatte seinen Glanz verloren.
MACHEN SIE SICH FREI FÜR NEUES! O ja, das würde sie! Genau wie ihre Schwester. Vorsorglich griff sie noch in den Giftschrank und steckte ein Fläschchen ein. Damit würde sich bestimmt etwas machen lassen.
„Der Nächste, bitte!“
„Oh. Schon wieder Polizei.“ Zwei uniformierte Beamte betraten die Notaufnahme. In ihrer Mitte hatten sie eine verstört wirkende Frau, einer von ihnen stützte sie.
„Die Dame braucht etwas zur Beruhigung. Sie ist eine wichtige Zeugin, aber in ihrem derzeitigen Zustand nicht vernehmungsfähig…“
Blutrote Rosen
„Eine Leiche im Filmmuseum!“ Marco hielt den Hörer noch in der Hand, als Patricia zur Tür hereinkam und er ihr diese Nachricht grußlos zuraunte. Es war Dienstag, der 08. März 2005, Elf Uhr Siebenundzwanzig, und bis jetzt hatte es für die Mordkommission LKA 3 Berlin Mitte nach einem ruhigen Verlauf der heutigen Frühschicht ausgesehen.
„Mord?“
„Mord!“
Patricia seufzte. „Na dann! Auf in den Kampf!“
Als Kommissarin Patricia Conrad zusammen mit ihrem Kollegen Marco Bielbach das Filmhaus erreichte, war der Eingangsbereich vor dem Glasbau weiträumig abgeriegelt, und auf dem Potsdamer Platz waren bereits einige Menschen zusammengelaufen.
„Woher die das alle schon wieder wissen?“, wunderte sich Patricia.
„Na ja, die Leiche wurde gegen Elf Uhr bereits gefunden. Wenn ich recht informiert bin, war das, als das Museum die Finissage der „Kommissarinnen“ eröffnen wollte. Die ersten Besucher waren bereits drin. Heute ist doch der letzte Tag dieser Ausstellung.“
„Wie treffend“, bemerkte Patricia, „dass man uns jetzt auch noch dazu eingeladen hat!“, während sie dem uniformierten Polizisten, der den Eingangsbereich vor dem Forum des Sony Centers abschirmte, ihren Dienstausweis zeigte. Der Kollege nickte und erklärte ihnen den Weg: „Durch das Forum, dort drüben geht’s hoch, im ersten Stock befindet sich gleich der Veranstaltungsraum, wo man die Leiche gefunden hat.“
„Vielen Dank!“
„Ich wünsche Ihnen starke Nerven!“, warf der Beamte ihnen noch trocken hinterher, als Patricia und Marco das Gebäude bereits betreten hatten.
***
Victoria Cyrgalla starrte wie gebannt auf den Bildschirm. Immer und immer wieder ließ sie die gleichen Bilder wiederholen. Der Schock saß tief. Sie hatte die Botschaft verstanden, an der in der Zwischenzeit wahrscheinlich bereits ganz Deutschland herumrätselte.
Es hatte sie getroffen wie der Blitz aus heiterem Himmel, als sie an diesem Dienstag gegen Siebzehn Uhr zum ersten Mal flüchtig die Nachrichten angesehen hatte: Im Filmmuseum in Berlin hatte man am Morgen eine Leiche gefunden. Eine Frauenleiche, aufgebahrt auf einem Bett aus roten Rosenblüten und umgeben von brennenden Kerzen. Die Identität der Toten war bisher noch nicht geklärt.
Doch Victoria war sich sicher, um wen es sich handelte, die Szene war allzu deutlich. Zunächst hatte sie noch versucht, sich einzureden, dass es nicht sein konnte. Dass das Gehirn ihr Trugbilder geliefert hatte – zu viele kriminelle Gedanken, zu viele fiktive Verbrechen.
Doch dann hatte sie sich bei RBB die Neunzehn Uhr Dreißig Regionalnachrichten angesehen, hatte sicherheitshalber den Videorekorder mitlaufen gelassen, um die Bilder aufzunehmen, falls es sie denn tatsächlich gab, und die sie jetzt seit bereits zwei Stunden immer und immer wieder ansah. Und dann auch noch sein Anruf, die hämische Stimme hatte sie sofort erkannt: „Sieh dir die Nachrichten an, Schätzchen!“
Kein Zweifel, wenn es auch nur einen kurzen Blick, eine winzige Kameraeinstellung auf das Umfeld der Leiche gegeben hatte, so war der an sie gerichtete Gruß eindeutig. „I wanna lay you down in a bed of roses…“ Kein Zweifel: Claudius Gaburek war ausgebrochen.
***
Nervös ging Patricia in ihrem Büro auf und ab. Die Bilder vom Vormittag gingen ihr nicht aus dem Kopf. Sie hatten die Tote vorgefunden, wie in Szene gesetzt. „Sag mir, wer so etwas tut? Sag mir, wer die Tote ist, und warum sie sterben und derart verstümmelt werden musste? Und vor allen Dingen: Warum so demonstrativ? Schon allein der Ort, ein Filmmuseum, dann die vielen Kerzen und Blumen… Die Leiche war doch regelrecht ausgestellt!“ Patricia holte tief Luft.
„Vielleicht wollte ja
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