Der Nächste, bitte! 13 Morde fürs Wartezimmer
jemand der Ausstellung den Hauch von einem wahren Krimi vermitteln“, bemerkte Marco sarkastisch. Im selben Moment betrat ein Kollege der Pathologie das Zimmer und hielt eine Mappe hoch. „Unsere Museumsleiche ist identifiziert. Sie hieß Constanze Haber. Schauspielerin.“
„Constanze Haber?“ Patricia hatte die Stirn in Falten gelegt und sah dem Pathologen fragend entgegen.
„Hmhm“, hakte Marco nickend ein, „die kenne ich! Sie ist zwar noch nicht unbedingt prominent, hatte aber kürzlich in einem Film ihr Hauptrollendebüt, wenn ich mich recht erinnere.“
„Welcher Film?“, fuhr Patricia herum.
Marco kaute auf seinem Kugelschreiber. „Ich komme jetzt nicht auf den Titel. Aber der Film war Bestandteil der Ausstellung im Filmhaus, da bin ich mir sicher. Eine Kriminalgeschichte mit Andrea Sawatzki als Jägerin eines Psychopathen. Nicht schlecht gemacht, packender Stoff.“
„Verstehe. Aber warum…?“
„Tja, viel wissen wir noch nicht“, entgegnete der Pathologe. „Die Befragungen in ihrem privaten Umfeld laufen gerade an. Ich muss zurück an meine Arbeit. Macht’s gut, bis später, ja?“
„Vielleicht hatte sie Feinde? Oder Nebenbuhler?“, meinte Marco.
„Na, das muss schon eine sehr innige Feindschaft gewesen sein, so, wie die zugerichtet war! Ich weiß nicht, ich hänge an dem Gedanken fest, dass uns ihr Mörder etwas demonstrieren wollte. Aber was? Die Leiche sollte doch offensichtlich präsentiert werden! Ob da ein Zusammenhang zu diesem Film besteht?“ Im gleichen Moment meldete sich Patricias Handy. „Ja?“
Von der anderen Seite ertönte ein lang gezogenes: „Naa…?“ Patricia merkte gleich, dass die Stimme von einem Computer verzerrt wurde, „Ist sie schon da?“ Es hörte sich nach einer Männerstimme an.
„Wen meinen Sie?“ Patricia zog Marco dichter an ihr Ohr, sie wollte, dass er mithören konnte. „Wer sind Sie?“
„Ich meine die Frau, die geglaubt hat, mich der ganzen Welt vorführen zu müssen. Ich bin der, den sie erst an der Nase herumgeführt und dann zum Gespött der Menschheit gemacht hat. Und die dabei geglaubt hat, mich sicher hinter schwedischen Gardinen zu wissen.“ Jetzt lachte die Computerstimme hohl auf.
„Sagen Sie mir doch erst einmal, wovon Sie sprechen!“, versuchte Patricia es erneut, doch der Gesprächsteilnehmer ließ sich nicht beirren: „Wenn sie noch nicht da ist, dann wird es nicht mehr lange dauern, bis sie aufkreuzt. Ich habe sie im Visier, richten Sie ihr das von mir aus! Und grüßen Sie sie schön, sie wird wissen von wem!“ Er hatte aufgelegt.
„Mist! Das hat wohl so schnell keiner zurückverfolgen können, oder?“
„Keine Chance“, Marco schüttelte den Kopf, dann sagte er: „Wer war das?“
„Das war entweder ein Irrer -“, Patricia atmete tief durch, „oder der Killer vom Filmmuseum.“
„Entschuldigt“, Ein Kollege von der Schutzpolizei kam hinzu. „Eine Zeugin aus Kleinmachnow ist hier. Sie wirkt sehr durcheinander, aber sie möchte unbedingt eine Aussage zum Mordfall Filmhaus machen.“
Patricia sah zur Uhr, Zweiundzwanzig Uhr Neununddreißig, sie seufzte. Der Feierabend war in weite Ferne gerückt. „Soll rein kommen! Unbedingt!“ Die Geschichte wurde immer skurriler.
Kurz darauf betrat eine Frau von zirka vierzig Jahren den Raum, sie wirkte sichtlich aufgelöst. Ungefragt begann sie zu reden: „Der Film. Haben Sie sich den Film angesehen?“
„Was genau meinen Sie?“ Patricia ersparte sich die üblichen Präliminarien. Dafür würde später noch Zeit sein. In dem Fall hier lief sowieso alles anders als üblich.
„Es war die Geschichte einer jungen Frau, die sich, ohne es zu wissen, auf einen Psychopathen eingelassen hatte, der gerade einer Anstalt entflohen und bei ihr untergekommen war. Sie war sehr verliebt und genoss seine Aufmerksamkeit. Die Geschichte war so aufgebaut, dass alle Welt es wusste und dabei zusah, wie sie ihm ausgeliefert war, ohne selbst auch nur zu ahnen, was er für ein Monster war. Dass er in der Vergangenheit alle Frauen, die er verehrt hatte, später zu Opfern seiner fanatischen Lebensanschauung gemacht hatte.
Das ist in der Literatur ebenso wie im Film ein Element, um Spannung aufzubauen, verstehen Sie? Der Zuschauer weiß mehr, als die Protagonisten und muss hilflos dabei zusehen, wie sie möglicherweise in ihr Verderben rennen.“
Patricia unterbrach den Redefluss der Frau und hakte ein: „Sie dürfen aber nicht vergessen, dass wir es hier mit der Wirklichkeit zu
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