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Der Name der Finsternis: Roman (German Edition)

Der Name der Finsternis: Roman (German Edition)

Titel: Der Name der Finsternis: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Franz Binder
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Zuflucht beim Be’el. Die Namaii aber verfolgten den Be’el und die Seinen mit
    Grausamkeit und Heimtücke. Die gläserne Stadt in den Bergen des Nordens war die Quelle der Magie der Namaii, dort generierten sie die schwarze Kraft, um
    das Land und die Menschen zu unterjochen. Sie war streng abgeschirmt durch einen magischen Schild, den nur jene zu durchschreiten vermochten, die einen
    Ring besaßen, der die Kraft dieser Magie aufhob. Der einzige Weg, Atlan zu retten, war die Zerstörung der gläsernen Stadt, diesen Schoß dunkler Energie,
    dieses Kraftwerk des Bösen. Doch die magischen Ringe, die einst einigen Auserwählten den Weg geöffnet hatten in den verbotenen Bezirk, waren längst
    verloren, denn die Namaii verbargen sich nun vor den Menschen. Im Geheimen betrieben sie ihr Werk der Zerstörung. Die Menschen Atlans hatten die gläserne
    Stadt in den Bergen seit Langem vergessen, denn sie lebten in Ignoranz und Verblendung, als Sklaven, die glaubten, frei zu sein, weil sie ihre Unterdrücker
    nicht sehen konnten.
    Nur ein Kaufmannshaus im Norden besaß noch einen solchen Ring, vererbt über viele Generationen. Es nutzte ihn, um mit den Bewohnern der Berge, die in
    entlegenen Tälern ein armseliges Dasein fristeten, Handel zu treiben und die kostbaren Edelsteine der Berge gegen Tand des täglichen Bedarfs zu tauschen.
    Ein einträgliches Geschäft, das dieses Kaufmannshaus zu einem der reichsten Atlans machte, und zudem ein Geschäft, das ungefährlich war für die Namaii,
    sodass sie sich nicht kümmerten um den harmlosen, unwissenden Besitzer des letzten Ringes. Was hatten sie zu fürchten von Krämerseelen, die nicht ahnten,
    welche Macht ihr Ring wirklich besaß? Den Sohn dieses Kaufmannshauses nun erwählten die Nokam. Er allein vermochte ihnen den Weg in die Stadt der Namaii zu
    öffnen, in seinen Händen lag es, Atlan vor dem Verderben zu retten. Einer der hohen Fürsten der Nokam nahm sich in Verkleidung des jungen Mannes an, wurde
    sein Mentor und führte ihn ein in die Mysterien des Be’el. Er hob ihn in ungeahnte Höhen, obwohl der junge Mann nur seinem Vergnügen lebte und der Mehrung
    seines Reichtums. Dann aber verspielte der junge Kaufmann leichtfertig die Macht des Ringes. Seine Unbesonnenheit machte die Namaii auf ihn aufmerksam und
    sie entwerteten die Kraft des Ringes durch ihre böse Magie. Die letzte Möglichkeit, Atlan zu retten, war verloren. Der junge Mann aber verschwieg den
    Verlust des Ringes. Arglistig betrog er seinen Meister, belog und täuschte ihn, flüchtete sich in Ausschweifungen und Laster. Doch das Hju lässt sich nicht
    hintergehen und jene, die es trotzdem wagen, werden streng bestraft. So geschah es auch dem Kaufmann, der auserwählt gewesen war von den Nokam, doch der
    sich als unwürdig erwies und stattdessen als nutzloser Schmarotzer das Feuerblut des Be’el aussaugte. Seine eigene Gemahlin, eine ergebene Tochter des
    Be’el, deckte seine Lüge auf. Die gerechte Strafe ereilte ihn, die Strafe des Hju. Er brannte im Feuer des Be’el, doch auch Atlan war verloren. Er hatte
    die Nokam betrogen und zugleich die Rettung des blühenden Reiches verspielt. Die Namaii vermochten ihr Werk der Zerstörung zu vollenden und den Kontinent
    in den Untergang zu stürzen.“
    Aron atmete heftig. Er war wie erschlagen von dieser Erzählung, die sein eigenes, lange vergangenes Leben vor die inneren Augen rief, die schonungslos
    zeigte, wie unermesslich seine Schuld war, wie tief er sich vergangen hatte gegen das Hju und die Nokam, wie ungeheuer schwer sein Fehltritt wog. Wie
    gelähmt saß Aron dem Mahaguru gegenüber, erdrückt von dem Bewusstsein der karmischen Last, die auf ihm lag.
    „Keine Schuld ist so groß,“ fuhr der Mahaguru fort, „um nicht Sühne zu finden im Lauf der Jahrtausende. Keine Hölle ist ewig. Du hast deine Strafe
    empfangen, doch du hast dich erneut emporgearbeitet in die Gnade der Nokam und du warst ihnen zu Diensten in späteren Leben. Du hast ihnen im Reich des
    alten Ägypten, in dem die Kultur Atlans wie ein Echo nachhallte, einen Dienst erwiesen, dessen Nutzen erst heute, in unserer Zeit, zur Reife gelangt. Nun
    aber steht die nächste Stufe im Plan der Nokam bevor, den sie geduldig über die Jahrhunderte und Jahrtausende hegen. Für dich ist es der entscheidende
    Schritt, um ganz zurückzufinden in ihre Gnade.“
    Aron war außer sich vor Erregung. Jedes Wort des Mahaguru traf ihn wie ein lähmender Schlag. Er war unfähig zu sprechen, nickte

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