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Der Name der Finsternis: Roman (German Edition)

Der Name der Finsternis: Roman (German Edition)

Titel: Der Name der Finsternis: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Franz Binder
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Bestätigung seiner Zweifel an der Organisation, eine Ermutigung,
    nur der spirituellen Seite der Liga zu folgen?
    „Sei dir immer bewusst, dass nicht die äußere Position in der Liga maßgebend ist, sondern die innere Berufung durch die Nokam,“ sagte der Mahaguru. „Viele,
    die der Liga heute dienen, beginnen erst, sich Verdienste zu erwerben. Andere hingegen sind den Nokam seit unzähligen Leben verbunden und wurden erwählt
    von ihnen, so wie du erwählt wurdest, obwohl dein Rang in der Organisation noch untergeordnet ist. Jeder Missbrauch dieser Berufung aber würde dich tiefer
    fallen lassen als je ein gewöhnlicher Atma fallen könnte. Daher erweise dich des Vertrauens der Nokam würdig.“
    „Ich werde ihr demütiges Instrument sein,“ antwortete Aron. „Meine Schwächen und Zweifel werden sich auflösen in der reinen Kraft des Hju.“
    Der Mahaguru ließ ein Knurren hören, das Zufriedenheit mit Arons Antwort ausdrückte. „In den vergangenen Jahren wurde immer wieder über die
    Spiritualisierung der Liga gesprochen,“ fuhr er fort. „Schon Mahaguru Jason sprach davon und auch Gordon Blake, doch ihre Macht war beschränkt, weil es nur
    die Macht von Menschen war. Als ich das Szepter des Hju übernahm, weil der Rat der Uralten mich erwählte, war auch ich nur ein schwacher Mensch. Zwar
    erfüllte mich glühender Glaube an das Hju und tiefe Liebe zu den uralten Adepten, doch mein Wille stand noch nicht in perfektem Einklang mit dem Willen der
    Uralten. Mein menschliches Selbst war ein unwissendes Werkzeug in den Händen von Walt Mason und Ted Elliot, diesen Verrätern, die die Liga zerstören
    wollten, indem sie meine Position missbrauchten. Mein unsterbliches Selbst aber gehörte den Nokam. Demütig machte ich meinen Körper und meinen Geist zu
    ihrem Werkzeug. Ich verbannte alle Reste der Anhaftung an mein menschliches Selbst aus mir und schließlich verband sich mein Bewusstsein mit dem reinen
    Geist eines der Uralten.“
    „Das Attentat…“
    „Ja, bei jenem unseligen Seminar, als die Verräter die Liga zerstören wollten, als mein Tod beschlossene Sache war, geschah das Wunder des Hju, wie die
    Atmas es heute nennen. Ich reinigte meinen Geist und öffnete ihn für die Nokam. Ich querte die Brücke jede Nacht und bot den Uralten mein ganzes Sein als
    Werkzeug. Ich öffnete meinen Geist weit für die Macht des Hju, bis ich spürte, dass einer der Uralten mein Wesen mit einer neuen, nie gekannten Kraft
    erfüllte. Verwirrt scheinen die Pfade, die aus verschiedenen Richtungen auf diesen einen, bedeutsamen Augenblick hinführten.“ Der Mahaguru lachte kurz.
    „Ein Mahaguru, der sich von Verrätern in ein Gespinst der Lüge verwickeln ließ. Ein machtbesessener Atma, der die teuflische Intrige durchschaute und zur
    Rettung der Liga plante, den Mahaguru töten zu lassen. Er handelte als unbewusstes Werkzeug der Uralten, die seine Gier zum Wohl der Liga nutzten und ihn
    führten. Auch er ist heute ein vollkommener Diener der Nokam. All diese Verwirrungen waren Teil des Planes, von den Nokam weise gefügt. So wächst aus dem
    scheinbar Bösen das ewig Gute. Als die Schüsse des Attentäters fielen, verletzten sie meinen Körper, aber sie vermochten ihn nicht zu töten, denn die Kraft
    der Unsterblichen wohnte bereits in ihm. Diese Schüsse markieren die neue Geburt eines Mahaguru, der untrennbar eins wurde mit dem Geist der Nokam. Das
    scheinbar so schreckliche Attentat war nichts anderes als das Ritual der Großen Einweihung.“
    Aron fühlte die Augen des Mahaguru wieder auf sich. Allein die Kraft dieses Blickes bewies, dass er die Wahrheit sprach, dass Aron nicht vor einem
    gewöhnlichen Menschen saß, sondern vor einem der Uralten, vor jenem, mit dem er selbst vor unzähligen Leben eng verbunden gewesen war. Aron war gelähmt vom
    glühenden Eis dieser Augen.
    „Xerck, der Herr des heiligen Feuers,“ flüsterte er. Wie eine Luftblase, die aus den Tiefen des Meeres an die Oberfläche steigt, erschien die Erinnerung an
    diesen Namen in Aron. Sie war kein Gedanke, kein Traum, sondern eine plötzliche Bewusstheit, die er aussprach, ohne zu wissen, was er sagte. Angst,
    verbunden mit Ehrfurcht und demütiger Unterwerfung ergriff ihn. Als er aus dem Sessel glitt und sich mit tief gebeugtem Haupt vor den Mahaguru kniete,
    strömten Tränen über seine Wangen. Er war nicht mehr Aron in diesem Augenblick, sondern ein Wesen, in dem sich wirbelnde Eindrücke unzähliger Leben
    überschnitten, bildlose

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