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Der Name der Finsternis: Roman (German Edition)

Der Name der Finsternis: Roman (German Edition)

Titel: Der Name der Finsternis: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Franz Binder
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sein Hemd am Körper kleben, wischte verstohlen seine Stirn.
    „Das strengste Gesetz des Schweigens ruht auf diesem Namen. Wenn du es verletzt, wird dich die Strafe des Hju treffen. Hast du das verstanden?“
    Aron nickte. Er konnte sich nicht erklären, warum der Mahaguru ihm dieses hohe Vertrauen schenkte.
    Der Mahaguru beugte sich nach vorne und flüsterte: „Nokam. Die Hüter der wahren Macht. Nokam. Die Beherrscher der Elemente. Nokam. Die Herren des
    Universums. Wer diesen Namen kennt, ist von ihnen erwählt, ist ihr reines Instrument. Er wird die Große Einweihung erhalten.“
    Der Klang dieses Namens schien Aron vertraut. Er sann ihm nach. Wieder glitt er träumend über die Ufer der Zeit, sank in die Augen des Mahaguru, die ihn
    unverwandt anstarrten, sah in ihnen die Augen des Alten, der damals sein Lehrer und Vertrauter gewesen war, erschaute zugleich die steinerne Maske der
    Macht, die er in seinem Traum auf Bali gesehen. Alles floss ineinander, schien auf seltsame Weise klar und selbstverständlich, obwohl Aron keinen Gedanken
    spürte in den gläsernen Weiten seines Kopfes. Nokam. Er wiederholte den geheimen Namen in sich und fühlte eine Kraft, die er zuvor nicht gekannt, eine kalt
    brennende Macht, die aus diesen Silben zu wachsen schien, eine Macht, die verflochten war mit den Bildern seiner Träume und Ahnungen entfernter alter Leben
    jenseits der Brücke, auf der anderen Seite der glühenden Schlucht. In jenen nächtlichen Bereichen, so wusste er nun, lag das Reich der Nokam, dorthin
    hatten sie sich zurückgezogen, dort befand sich der Sitz ihrer Macht.
    Der Mahaguru nickte bedächtig. Er schien die inneren Bewegungen des jungen Atma mitzufühlen, schien ganz selbstverständlich in seinen Gedanken zu wohnen.
    „Ja, Aron, die wahre Macht liegt jenseits der Brücke, aber nur wenige sind erwählt, den schmalen Steg zu überschreiten und zu den Uralten zu gelangen, die
    dort seit undenklichen Zeiten warten, bis die Stunde ihrer triumphalen Wiederkehr naht. Aber höre mich weiter an. Die Nokam waren die Herren des Goldenen
    Zeitalters dieser Erde, doch der Kontinent Mu versank, der eine Hochkultur getragen hatte, die weit älter war als die von Atlan. Die Namaii, böse Magier
    von Mu, hatten durch den Missbrauch des Hju die Vernichtung dieses Paradieses und den Tod von Millionen von Menschen verschuldet. Die Nokam hatten dies
    lange vorausgesehen und sich auf Atlan niedergelassen, wo eine neue Hochkultur erblühen sollte. Aber viele Namaii entgingen der Katastrophe von Mu und
    flohen nach Atlan, wo sie hoch in den Bergen des Nordens eine gläserne Stadt erbauten und die Stämme des Inselkontinents versklavten. Mit den Fremden kam
    das Böse nach Atlan und es verdunkelte die Herzen der Menschen. Die Namaii schützten ihre Kristallstadt durch vergiftete Magie. Sie verfolgten die
    eigentlichen Herren von Atlan, die Nokam, und wollten sie ausrotten, denn das unterdrückte Volk von Atlan wandte sich an die Nokam um Hilfe und Schutz vor
    den fremden Eroberern. Doch die Nokam scheuten sich, die unermessliche Macht, die ihnen zu Gebote stand, zum Kampf um die Vorherrschaft über ein weltliches
    Reich zu missbrauchen. So übten sie sich in Geduld und zogen sich zurück in die unzugänglichen Wüsten des Südens, um auf ihre Stunde zu warten. Die Namaii
    aber verdarben das heilige Hju für ihre Zwecke. Lüge, Gier, Niedertracht begannen auf dem Kontinent zu regieren, Kriege, Machtkämpfe und die Anbetung
    falscher Götzen. Als die Ausbeutung des Reiches durch die Namaii unerträglich wurde, als der Kult falscher Götter das Volk immer tiefer in den Morast der
    Entartung drückte, als immer mehr Menschen um Rettung flehten und sich nach einem wahren Weg der Erleuchtung sehnten, wie das auch in unserer Welt und
    unserer Zeit der Fall ist, beschlossen die Nokam, dem Wüten des Bösen Einhalt zu gebieten. Ein Gott des frühen Atlan, der den Menschen seit Urzeiten heilig
    gewesen war, von den Namaii aber verfolgt und unterdrückt wurde, stieg auf zum Sinnbild und Träger der wahren Macht. Be’el war sein Name. Sein Attribut war
    das läuternde Feuer, das alle Lüge und Verderbtheit verbrennt und aus dem grobem Erz ungeläuterten Geistes das schimmernde Metall der Wahrheit schmilzt.
    Begeistert wandten sich die Menschen dem Be’el zu, denn er verkörperte all ihre Hoffnungen. Selbst die Khaïla, die erhabene Muttergöttin des alten Atlan,
    die schon von den Urstämmen des Kontinents verehrt worden war, suchte

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