Der Name der Finsternis: Roman (German Edition)
Quellentexte mehr oder weniger gesichert
scheinen. Wer aber Einblick gewinnt in eine vergangene Inkarnation, sieht nur den winzigen Ausschnitt seines persönlichen, subjektiven Erlebens. Es ist
nicht so, dass bei solchen inneren Erfahrungen Jahreszahlen oder Untertitel mit historischen Erklärungen mitlaufen. Es hat mich immer gewundert, wenn
manche Reinkarnationstherapeuten oder Trancemedien selbstsicher verkünden: das geschah am 15. Februar 2493 vor Christus, als hätte unsere Form der
Zeitrechnung damals schon als Kalender an der Tempelwand gehangen. Allein das korrekte Umrechnen antiker Datierungen auf unser Kalendersystem ist eine
Wissenschaft für sich und oft mit gewaltigen Unsicherheiten behaftet. Wir können Vermutungen anstellen, wir können Rückschlüsse ziehen, doch machen wir uns
nichts vor, im Grunde wissen wir kaum etwas über das wirkliche Leben in diesen alten Kulturen, auch wenn sie scheinbar umfassend erforscht sind, wie
beispielsweise Ägypten. Wir können die Hieroglyphen lesen, Museen in aller Welt sind vollgestopft mit Särgen, Skulpturen, Papyri. Aber wir wissen nicht
einmal, wie die ägyptische Sprache ausgesprochen wurde. Gerade im scheinbar so ausgiebig erforschten Ägypten existieren noch eine Reihe ungeklärter Rätsel,
von denen die Pyramiden von Gizeh nur das bekannteste sind. Zudem ruht ein Großteil von Artefakten noch immer unentdeckt unter dem Sand der Wüste.
Die rätselhafte Steintafel, deren beide Hälften Sie und ich in Händen halten, führt uns jedoch über die bekannte Geschichte hinaus, in einen Bereich, in
dem es keinerlei äußere Anhaltspunkte wie Ausgrabungen und Schriftdokumente mehr gibt. Diese verlorene Zeit vermögen wir nur durch geistige Mittel zu
erforschen, durch Zugang zu jenen Speichern der Seele, die in jedem von uns angelegt sind.
Ich habe in einem früheren Brief vom Absoluten gesprochen, von der Nicht-Zweiheit, vom Bewusstsein ohne Objekt, von selbst entstandener Bewusstheit. Jede
Form menschlichen Bewusstseins ist Ausdruck dieser unveränderlichen Absolutheit des Geistes, die nie entstand, die nicht geschaffen wurde und nicht
vergeht. Daher halte ich wenig von Theorien, die davon ausgehen, dass Bewusstsein irgendwo unterwegs zwischen Amöbe und Mensch als Nebenprodukt der
Evolution entstand und sich allmählich fortentwickelte. Bewusstsein war und ist in seiner Totalität immer vorhanden, drückt sich aus in allen Lebensformen
und fließt in ewigem Kreislauf. In gleicher Weise bin ich der Überzeugung, dass alle Kulturen, die jemals auf dieser Erde bestanden, initiiert wurden durch
frühere Kulturen und nach ihrem Verfall wiederum fortlebten in weiteren. Wir erkennen diesen Prozess deutlich in der uns bekannten Geschichte bis zur
Neuzeit. In gleicher Form wurzeln die ältesten uns bekannten Kulturen in noch älteren, von denen wir keine Überlieferungen mehr besitzen. Irgendwann
verliert sich diese anfanglose Spur in den Weiten des Kosmos, vielleicht in längst verblühten Galaxien. Auch die Linie der individuellen menschlichen
Inkarnationen reicht in unbegrenzte Tiefen zurück. Entstehen, Blühen und Vergehen einer Hochkultur, eines Ausdruckszyklus des absoluten Bewusstseins
gleicht Geburt, Leben und Tod eines einzelnen Menschen, wobei auch Geburt und Tod nur Übergangsstadien sind. Unser heutiges Leben ist Ergebnis unserer
früheren Existenzen und zugleich der Same für unsere nächste Verkörperung. Die Buddhisten haben für dieses endlose Wellenspiel des Seins den Begriff
„abhängiges Entstehen“ geprägt – alles Existierende entsteht nicht aus sich selbst, sondern in Abhängigkeit von früheren Existenzen, in Abhängigkeit von
der Ganzheit, von allen nur denkbaren zusammenwirkenden Faktoren. Ich sage dies auch, um die Elemente von Gut und Böse, von Hell und Dunkel, die in unserem
Denken gewöhnlich einen so vorrangigen Platz einnehmen, dass wir die Gesamtzusammenhänge vergessen, in den ihnen gebührenden Rahmen als natürliche Kräfte,
als polare Beweger eines eigentlich illusionären, relativen Universums, zu weisen. Sie zu überschätzen, in ihrem dualen Spannungsfeld zu verharren
bedeutet, den Blick auf das Absolute, auf das Eine ohne ein Zweites, zu verschleiern. Eben das ist die Illusion, von der viele Weisheitslehren sprechen.
Auch die Hochkultur von Atlantis – oder korrekter Atlan –, wo, wie ich zu wissen glaube, der Ursprungsort unseres Steins liegt, besaß im Reich von Mu oder
Lemuria eine
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