Der Name der Finsternis: Roman (German Edition)
ausbeuten ließen. Keinem Atlaner wäre es eingefallen, sich freiwillig so weit entfernt der Heimat, der Städte und ihrer Bequemlichkeiten anzusiedeln
und jene, die in den Kolonien lebten, waren vermutlich Unterpriviligierte oder Krieger, die von ihren Herren auf Zeit dorthin gesandt wurden. Es ist
unwahrscheinlich, dass die Atlaner sich die Mühe machten, die Segnungen ihrer Hochkultur den primitiven Menschen der kolonisierten Länder nahezubringen.
Als Atlan im Meer versank, blieb nur ein Echo des uralten atlanischen Wissens. Stellen Sie sich vor, man würde heute nur mit seinem Reisegepäck für immer
bei einem Steinzeitvolk irgendwo in einem unzugänglichen Dschungel stranden. Man wüsste zwar noch von Flugzeugen, Computern, Fernsehgeräten und all den
anderen Gebrauchsgegenständen der modernen Zivilisation, aber man hätte sie nicht mehr zur Verfügung; ein Taschenrechner, ein Gaskocher, ein rostfreies
Essbesteck wären vielleicht die einzigen greifbaren Erinnerungen an die alte Welt, einfach weil wir sie auf unserer Reise bei uns trugen. Man könnte aus
der Erinnerung das eine oder andere improvisieren, den Standard der verlorenen Zivilisation aber könnte man nicht reproduzieren. Die Kultur von Atlan war
eine magische Kultur, weniger eine technische. Zwar war auch der technische Fortschritt weit entwickelt, doch basierte die wahre Macht von Atlan auf dem
bewussten Gebrauch der Magie. Dieses magische Wissen brachten Flüchtlinge in die Kolonien, in denen sie landeten, doch nur bruchstückhaft, zerrissen und
später rasch verwässert. Doch was blieb war genug, um auch in Ägypten die Kunst der Magie zur Blüte zu bringen.
Ich bin überzeugt, dass die Atlaner lange den Abstand von der einheimischen primitiven Bevölkerung aufrechterhielten, dass sie ihren Status als Götter zum
eigenen Vorteil nutzten. Vermutlich schildern uns die alten Mythen der Götterkämpfe nur die Streitigkeiten der Atlaner, denn natürlich spaltete der Riss
der Feindschaft, der auf dem Kontinent Atlan zwischen den Anhängern des Tat und des Be’el geherrscht hatte, auch die Flüchtlinge und Kolonisten und jene,
die das uralte Wissen um das Hu mit sich genommen hatten.
Wenn ich die Mythen der alten Ägypter betrachte, zu denen uns die Spur unseres Steines führt, finde ich darin zahlreiche Hinweise auf den Kampf der
atlanischen „Götter“ um die Macht, vielleicht auch auf den Kampf der fremden Götter gegen die alteingesessenen, denn natürlich konnten die Atlaner die
Trennung von den einheimischen Menschen nicht für immer aufrechterhalten. Es mag sein, dass auch hier Uneinigkeit herrschte, dass einige die „Apartheid“,
wenn man das so ausdrücken möchte, befürworteten, andere aber sich nicht daran hielten. Wie heißt es so treffend im Alten Testament: „Da sahen die
Gottessöhne, dass die Töchter der Menschen schön waren und sie nahmen sich zu Weibern, welche sie nur mochten.“
Allmählich entstanden aus diesen Vermischungen und Beeinflussungen neue Kulturen und Völker, die irgendwann ins Licht der uns bekannten Geschichte traten.
In der ägyptischen Vorgeschichte scheint es immer wieder Einschnitte zu geben, die auf Impulse hindeuten, die von außen kamen. Plötzlich waren die Menschen
sesshaft geworden und trieben Ackerbau und Viehzucht, plötzlich hatten sie gelernt, komplizierte Bewässerungssysteme anzulegen, plötzlich stand ihnen eine
voll entwickelte Schrift zu Verfügung, plötzlich begannen sie, gewaltige Bauwerke zu errichten und so weiter. Die große Pyramide von Gizeh, dieses
Meisterwerk der Baukunst, in dem höchst entwickeltes mathematisches und astronomisches Wissen in Stein festgeschrieben wurde und die mit großer
Wahrscheinlichkeit in ihren noch nicht zugänglichen Kammern geheime Aufzeichnungen enthält, ist mit Sicherheit eine Hinterlassenschaft der „atlanischen
Götter“, weit älter als die Archäologie annimmt. Alle gängigen Erklärungsversuche über die Technik des Pyramidenbaus mit den im Alten Reich Ägyptens zur
Verfügung stehenden Mitteln sind nicht schlüssig. Die Zuschreibung der großen Pyramide auf den Pharao Cheops stützt sich einzig auf den Bericht des
griechischen Historikers Herodot und eine von dem englischen Offizier Richard H. Vyse im 19. Jahrhundert gefälschte, mit roter Farbe auf einen Steinblock
einer gerade gewaltsam erbrochenen Kammer gepinselte Inschrift, deren Schreibweise noch dazu einen Fehler in einem zeitgenössischen Lehrbuch
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