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Der Name der Rose

Der Name der Rose

Titel: Der Name der Rose Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Umberto Eco
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zugeschlagen, sondern einen Plan verfolgt . . . Aber ist so was möglich? Ist es vorstellbar, daß einer nur tötet, wenn er dabei nach dem Muster der apokalyptischen Prophezeiungen vorgehen kann? Gibt es ein so teuflisches Hirn?«
    »Was verkündet die fünfte Posaune?« fragte ich entsetzt und versuchte mich an die Worte des Apostels zu erinnern: »Und ich sah einen Stern, gefallen vom Himmel auf die Erde, und ihm ward der Schlüssel zum Brunnen des Abgrunds gegeben . . . Wird jemand in den Brunnen gestoßen?«
    »Die fünfte Posaune verspricht uns noch viele andere Übel«, sagte William. »Aus dem Brunnen steigt der Rauch eines Ofens auf, und aus dem Rauch kommen Heuschrecken, um die Menschen zu quälen mit Stacheln wie von Skorpionen, und die Heuschrecken sehen wie Kriegsrosse aus und haben goldene Kronen und Zähne wie Löwen . . . Unser Mann hat viele Möglichkeiten, die Worte des Buches zu erfüllen . . . Aber versteigen wir uns nicht in Phantastereien! Versuchen wir lieber einmal zu rekonstruieren, was Severin genau sagte, als er im Narthex mit uns sprach . . . Er sagte, er hätte ein Buch gefunden . . .«
    229
    Der Name der Rose – Fünfter Tag
    »Und Ihr sagtet, er solle es Euch gleich herbringen, und er sagte, das könne er nicht . . .«
    »Ja, und dann wurden wir unterbrochen. Warum konnte er nicht? Ein Buch kann man tragen. Und warum zog er sich Handschuhe an? Ob irgend etwas am Einband des Buches ist? Etwas im Zusammenhang mit dem Gift, an dem Berengar und Venantius gestorben sind? Eine tückische Falle, eine vergiftete Stelle . . .«
    »Eine Schlange!« regte ich an.
    »Warum nicht ein Wal? Nein, wir phantasieren schon wieder! Das Gift muß durch den Mund in den Körper, wie wir gesehen haben. Außerdem hat Severin nicht gesagt, er könne das Buch nicht tragen. Er hat gesagt, ich müsse selber kommen und sehen, es sei gefährlich. Und er hat sich Handschuhe angezogen . . .
    Womit wir einstweilen nur wissen, daß dieses mysteriöse Buch mit Handschuhen angefaßt werden muß.
    Das gilt auch für dich, Benno, falls du es findest, was ich hoffe. Und da du so hilfsbereit bist, kannst du dich gleich mal nützlich machen: Geh ins Skriptorium und achte genau auf Malachias. Laß ihn nicht aus den Augen!«
    »Wird gemacht!« sagte Benno, sichtlich froh über den Auftrag, und eilte sofort hinaus.
    Wir konnten die Mönche draußen jetzt nicht mehr länger zurückhalten, und rasch füllte sich der Raum von neuem. Die Stunde des Mittagsmahls war inzwischen vorüber, wahrscheinlich versammelte Bernard Gui bereits seine Leute im Kapitelsaal.
    »Hier können wir jetzt nichts mehr tun«, sagte William.
    Mir schoß ein Gedanke durch den Kopf: »Vielleicht hat der Mörder das Buch aus dem Fenster geworfen, hinter das Hospital, um es sich später zu holen!« William warf einen skeptischen Blick auf die fest verriegelten Fenster. »Na gut«, sagte er, »sehen wir mal nach.«
    Wir gingen hinaus und inspizierten die Rückseite des Gebäudes, das sich fast an die Umfassungsmauer lehnte, aber doch einen schmalen Durchgang ließ. William ging vorsichtig voran, denn hier war der Schnee noch unberührt. Unsere Füße machten deutlich erkennbare Spuren auf der dünnen verharschten Kruste; wenn jemand vor uns hier gegangen wäre, hätte der Schnee ihn verraten müssen. Nichts.
    Wir kehrten dem Hospital mitsamt meiner dürftigen Hypothese den Rücken, um uns zum Kapitelsaal zu begeben. Während wir den Garten durchquerten, fragte ich William, ob er Benno wirklich vertraue.
    »Überhaupt nicht«, sagte er. »Aber wir haben ihm nichts gesagt, was er nicht schon wußte, und wir haben ihm Angst vor dem Buch gemacht. Und indem wir ihn jetzt den Bibliothekar überwachen lassen, lassen wir ihn zugleich durch den Bibliothekar überwachen, der sicher das Buch auf eigene Rechnung sucht.«
    »Und was hat der Cellerar gesucht?«
    »Das werden wir gleich erfahren. Zweifellos etwas, das er dringend brauchte, um eine Gefahr abzuwenden, die ihm furchtbare Angst macht. Und Malachias muß dieses Etwas kennen, wie erklärst du dir sonst, warum Remigius ihn so verzweifelt angefleht hat?«
    »Jedenfalls ist das Buch jetzt verschwunden . . .«
    »Das glaube ich freilich am allerwenigsten«, sagte William, während wir vor dem Kapitelsaal ankamen.
    »Wenn es da war, und Severin hat gesagt, daß es da war, dann ist es entweder fortgeschafft worden oder immer noch da.«
    »Und da es nicht da ist, muß es jemand fortgeschafft haben«, folgerte ich.
    »Wer

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