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Der Name der Rose

Der Name der Rose

Titel: Der Name der Rose Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Umberto Eco
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Blitz! Ich war Inquisitor damals, und Clara war schon umweht vom Geruch der Heiligkeit!«
    »Clara mochte vielleicht nach Heiligkeit riechen, aber du hast was anderes gerochen, als du den Nonnen das Morgenlied sangest …«
    »Mach nur so weiter, mach nur so weiter, und Gottes Zorn wird dich treffen! Genauso wie er deinen Herrn treffen wird, jawohl, deinen Herrn, der zwei so üblen Ketzern Zuflucht gewährte wie jenem Ostrogoten Eckhart und jenem englischen Zauberer, den ihr Branucerton nennt …«
    »Ehrwürdige Brüder, ehrwürdige Brüder!« riefen beschwörend der Abt und der Kardinal.

TERTIA
    Worin Severin zu William von einem seltsamen Buche spricht und William zu den Legaten von einer seltsamen Konzeption der weltlichen Herrschaft.
    Der Tumult wurde immer noch heftiger, doch in diesem Moment trat einer der diensttuenden Novizen in den Saal, bahnte sich einen Weg durch das wilde Getümmel wie jemand, der ein stürm- und hagelgepeitschtes Feld überquert, erreichte William und sagte leise, der Meister Botanikus wolle ihn dringend sprechen. Wir eilten hinaus. Im Narthex wimmelte es von Mönchen, die voller Neugier versuchten, aus dem allgemeinen Geschrei etwas herauszuhören über das Geschehen im Saal. Gleich hinter der Tür in der vordersten Reihe stießen wir auf Aymarus von Alessandria, der uns mit seinem üblichen amüsierten Grinsen über die Dummheit der Welt begrüßte: »Kein Zweifel, nicht wahr, seit dem Aufkommen der Bettelorden ist die Christenheit tugendhafter geworden.«
    William schob ihn unwirsch beiseite und drängte sich durch die Menge zu Severin, der wartend in einer Ecke stand. Er wirkte verängstigt und wollte allein mit uns sprechen, doch in diesem Gewimmel fanden wir keinen ruhigen Ort. Gerade wollten wir auf den Hof hinaustreten, da erschien in der Saaltür Michael von Cesena und rief meinen Meister zurück. Der Streit werde sich gleich wieder legen, meinte er, und dann müsse die Rednerliste fortgesetzt werden.
    William, erneut hin- und hergerissen zwischen zwei Hafersäcken, drängte Severin, er möge rasch sagen, was er zu sagen habe, und der Botanikus gab sich Mühe, von den Umstehenden nicht gehört zu werden.
    »Berengar war mit Sicherheit im Hospital gewesen, bevor er ins Badehaus ging«, flüsterte er.
    »Woher weißt du das?«
    Einige Mönche traten näher, angelockt durch unser Getuschel. Severin sah sich ängstlich um und sagte noch leiser: »Du hattest mir doch gesagt, daß der Tote … etwas bei sich gehabt haben mußte … Nun, und ich habe jetzt etwas gefunden, bei mir im Laboratorium … ein Buch, das ich nicht kenne, versteckt zwischen anderen Büchern … ein seltsames Buch …«
    »Das muß es sein!« sagte William triumphierend. »Bring es gleich her!«
    »Das geht nicht«, flüsterte Severin. »Ich erkläre dir später, warum nicht … Ich habe etwas entdeckt, ich glaube, es wird dich interessieren, aber du mußt selber kommen, ich muß es dir zeigen … es ist gefährlich …« Er brach ab. Wir bemerkten, daß plötzlich Jorge an unsere Seite getreten war, unhörbar wie gewöhnlich. Er streckte die Hände vor sich aus, als wollte er an einem unbekannten Ort seinen Weg ertasten. Kein normaler Mensch hätte Severins Flüstern verstehen können, aber wir wußten längst, daß Jorge wie alle Blinden ein überaus scharfes Gehör besaß.
    Er schien allerdings nichts gehört zu haben, denn er entfernte sich wieder, berührte einen der Mönche und fragte ihn etwas. Der Angesprochene nahm ihn hilfreich beim Arm und führte ihn auf den Hof hinaus. Im selben Moment erschien Michael erneut in der Saaltür und winkte dringlich nach meinem Meister. William zögerte kurz und traf dann eine Entscheidung. »Severin«, sagte er, »geh bitte sofort zurück in dein Laboratorium, schließ dich ein und warte auf mich. Und du, Adson, geh hinter dem Blinden her. Vielleicht hat er etwas gehört. Ich glaube zwar nicht, daß er zum Laboratorium geht, aber ich möchte es wissen.«
    Als William bereits auf der Schwelle zum Saal war, sah er (und ich mit ihm), wie Aymarus sich durch die Menge hinausdrängte, um Jorge zu folgen. In diesem Moment beging mein Meister eine Unvorsichtigkeit. Mit lauter Stimme rief er quer durch den Narthex über die Köpfe der Mönche hinweg zu Severin: »Ich verlasse mich darauf: Gestatte niemandem, dieses … diese Schriften zurückzubringen!« Ich wollte gerade ins Freie treten, um Jorge zu folgen, da sah ich draußen den Cellerar stehen. Er hatte Williams Worte

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