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Der Name der Rose

Der Name der Rose

Titel: Der Name der Rose Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Umberto Eco
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Blütenwein und Maria Liebfrauenmilch.
    Adam gurgelte rückwärts, bis ihm der Wein aus der Rippe floß, Noah verfluchte Ham im Schlaf, Holofernes schnarchte arglos, auch Jonas schlummerte tief und fest, nur Petrus blieb wach bis zum Hahnenschrei, und Jesus fuhr aus dem Schlaf, als er hörte, wie Bernard Gui und Kardinal Bertrand beschlossen, das Mädchen dem Scheiterhaufen zu überantworten. »Vater«, rief er, »ist's möglich, so laß diesen Kelch an mir vorübergehen!« Die einen schenkten schlecht ein und die anderen tranken gut, die einen starben lachend und die anderen lachten sterbend, die einen hatten Flaschen und die anderen tranken aus fremden Bechern. Susanna schrie, niemals hätte sie ihren schönen weißen Leib dem Cellerar hingegeben für ein elendes Rinderherz, Pilatus irrte gleich einer rastlosen Seele durchs Refektorium auf der Suche nach Wasser für seine Hände, und Fra Dolcino mit dem großen Federhut auf dem Kopf erbarmte sich seiner und brachte ihm welches, dann schlug er hohnlachend seinen Mantel auf und zeigte sein blutig Geschlecht, aber Kain war überhaupt nicht davon beeindruckt und küßte statt dessen die schöne Margaretha von Trient. Da fing Dolcino zu heulen an und legte den Kopf auf die Schulter von Bernard Gui und nannte ihn Papa Angelicus, und weil er so jämmerlich schluchzte, tröstete ihn Ubertin mit einem Baum des Lebens und Michael von Cesena mit einer goldenen Börse, und die beiden Marien salbten ihn, und Adam überredete ihn, in einen frischgepflückten Apfel zu beißen.
    Dann taten sich hoch über unseren Köpfen die Gewölbe des Aedificiums auf, und vom Himmel herabgeschwebt kam Roger Bacon auf einer Flugmaschine unico homine regente 102 . Und David spielte die Harfe, und Salome tanzte den Schleiertanz, und jedesmal, wenn einer der sieben Schleier fiel, ertönte eine der sieben Posaunen und eines der sieben Siegel brach auf, bis Salome ganz ohne dastand, nur noch amicta sole 103 . Alle waren begeistert und sagten, so eine fröhliche Abtei hätten sie noch nie gesehen, und Berengar hob allen, Männern und Weibern, die Röcke und küßte sie auf den blanken Po. Und alle faßten sich an den Händen und fingen zu tanzen an, Jesus gekleidet als Herr, Johannes als Wächter, Petrus als Netzkämpfer, Nimrod als Jäger, Judas als Spitzel, Adam als Gärtner, Eva als Weberin, Kain als Strauchdieb, Abel als Hirte, Jakob als Läufer, Zacharias als Priester, David als König, Jubal als Spielmann, Jakobus als Fischer, Antiochus als Koch, Rebekka als Wasserträgerin, Molessadon als Depp, Martha als Dienerin, Herodes als rasender Irrer, Tobias als Arzt, Joseph als Zimmermann, Noah als Trunkenbold, Isaak als Landmann, Hiob als Trauernder, Thamar als Dirne, Rahel als Liebliche und Maria als Herrin, die jetzt den Dienern befahl, rasch neuen Wein zu holen in neuen Schläuchen, weil ihr ungezogener Herr Sohn sich weigere, das Wasser wunschgemäß zu verwandeln.
    Dies war jedoch der Moment, da jählings der Abt ergrimmte. Er habe hier, schrie er wütend, ein so schönes Fest arrangiert, aber offenbar halte es keiner der Gäste für nötig, ihm ein Gastgeschenk zu machen! Woraufhin alle um die Wette losstürmten und ihm kostbare Gaben brachten: einen Stier, ein Schaf, einen Löwen, ein Kamel, einen Hirsch, ein Kalb, eine Stute, einen Sonnenwagen, das Kinn des heiligen Eoban, den Schwanz der heiligen Morimonda, den Uterus der heiligen Arundelina, den Nacken der heiligen Burgosina, ziseliert als Trinkschale im Alter von zwölf Jahren, und eine Abschrift des Pentagonum Salomonis . Aber der Abt war noch immer wütend und schrie, sie täten das alles bloß, um ihn abzulenken (und tatsächlich plünderten sie gerade den Klosterschatz der Krypta, in der wir uns auf einmal alle befanden), man habe ihm nämlich ein kostbares Buch gestohlen, das von Skorpionen handele und von den sieben Posaunen, und das wolle er unbedingt wiederhaben, und daher sollten jetzt die Bogenschützen des Königs von Frankreich kommen und alle Verdächtigen gründlich durchsuchen. Was auch unverzüglich geschah, und so fanden sich, zur Schmach aller Anwesenden, ein buntes Leintuch bei Hagar, ein goldenes Siegel bei Rahel, ein silberner Spiegel in Theklas Busen, ein Trinkbecher unter Benjamins Arm, ein seidenes Halstuch in Judiths Rock, eine Lanze in der Hand des Longinus und eines anderen Weib in den Armen des Abimelech. Ganz schlimm aber wurde es, als man einen schwarzen Hahn bei dem Mädchen fand, pechschwarz und wunderschön

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