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Der Name der Rose

Der Name der Rose

Titel: Der Name der Rose Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Umberto Eco
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Tones: vox , flatus und pulsus , drei auch die Epochen der Menschheitsgeschichte: vor, während und nach dem Gesetz!«
    »Wunderbarer Einklang so vieler mystischer Entsprechungen!« stimmte William zu.
    »Doch auch der quadratische Grundriß«, fuhr der Abt fort, »ist reich an geistigen Lehren. Vier an der Zahl sind die Himmelsrichtungen, die Jahreszeiten, die Elemente, die Temperamente, vier sind das Warme, das Kalte, das Feuchte, das Trockene, Geburt, Wachstum, Reife und Alter, die Arten der Lebewesen: am Himmel, auf Erden, in Luft und Wasser, die Grundfarben des Regenbogens und die Zahl der Jahre zwischen zwei Schalttagen.«
    »Oh, gewiß«, pflichtete William bei. »Und drei plus vier ergibt sieben, eine mystische Zahl wie keine andere, und drei mal vier ergibt zwölf, die Zahl der Apostel, und zwölf mal zwölf ergibt einhundertvierundvierzig, die Zahl der Erwählten.« Und dieser letzten Bekundung mystischer Kenntnis der kosmischen Zahlenwelt hatte der Abt nichts hinzuzufügen. Was William Gelegenheit gab, zur Sache zu kommen.
    »Wir sollten über die jüngsten Ereignisse reden, ich habe lange darüber nachgedacht«, begann er.
    Der Abt drehte den Rücken zum Fenster und sah William streng an. »Zu lange, scheint mir. Ich will Euch gestehen, Bruder William, ich hatte mehr von Euch erwartet. Sechs Tage sind nun fast vergangen, seit Ihr hier eingetroffen seid, und in diesen sechs Tagen sind vier Mönche gestorben, zusätzlich zu Adelmus, und zwei wurden von der Inquisition verhaftet (zu Recht, gewiß, aber wir hätten diese Schande vermeiden können, wenn der Inquisitor nicht gezwungen gewesen wäre, sich mit den unaufgeklärten Verbrechen der letzten Tage zu beschäftigen), und das Treffen schließlich, dessen Vermittler ich war, hat eben aufgrund dieser Freveltaten höchst peinliche Resultate erbracht … Ihr werdet zugeben müssen, daß ich mir eine andere Lösung des Falles erhoffen durfte, als ich Euch bat, den Tod des Adelmus zu untersuchen …«
    William schwieg verlegen. Der Abt hatte zweifellos recht. Ich erwähnte bereits zu Beginn dieser meiner Erzählung, wie sehr mein Meister es liebte, die anderen mit der Schnelligkeit seiner Deduktionen zu überraschen, und so war es nur logisch, daß er sich in seinem Stolz verletzt fühlte, wenn ihm jemand Langsamkeit vorwarf, noch dazu nicht ohne Grund.
    »Ja, es ist wahr«, gab er zu, »ich habe die Erwartungen Eurer Erhabenheit nicht erfüllt, aber ich werde Euch sagen, warum. Diese Verbrechen entspringen nicht irgendeinem Zwist oder Hader zwischen einigen Mönchen, sondern beruhen auf Sachverhalten, die ihrerseits weit zurückreichen in die Geschichte dieser Abtei.«
    Der Abt sah William beunruhigt an: »Was wollt Ihr damit sagen? Auch mir ist klar, daß der Schlüssel nicht in der verhängnisvollen Geschichte unseres ehemaligen Cellerars liegt, die sich mit einer anderen nur überschnitten hat. Doch diese andere eben, die ich vielleicht kenne, aber nicht erwähnen darf … diese andere Geschichte, so hoffte ich, würdet Ihr aufklären und mir erzählen können.«
    »Ihr denkt an einen Vorfall, den Ihr in der Beichte erfahren habt …« Der Abt sah vage zum Fenster hinaus, und William fuhr fort: »Wenn Euer Hochwürden wissen will, ob ich weiß, ohne es von Euer Hochwürden erfahren zu haben, daß es unsittliche Beziehungen zwischen Berengar und Adelmus gegeben hat sowie zwischen Berengar und Malachias – nun, das weiß hier jeder …«
    Der Abt errötete heftig: »Ich halte es nicht für angebracht, von solchen Dingen in Gegenwart dieses Novizen zu sprechen. Auch glaube ich nicht, daß Ihr jetzt, wo das Treffen der Legationen vorüber ist, seiner noch länger als Schreiber bedürft. Geh hinaus, Jüngling!« Ich tat gehorsam, wie mir geheißen. Doch neugierig, wie ich war, verharrte ich draußen eng an die Tür gelehnt, die ich einen Spaltbreit offengelassen hatte, so daß ich den Dialog der beiden weiter verfolgen konnte.
    William begann als erster wieder: »Nun, wie gesagt, diese unsittlichen Beziehungen hat es sicher gegeben, aber sie haben in den schmerzlichen Vorfällen dieser Tage nur eine Nebenrolle gespielt. Der Schlüssel ist ein anderer, und ich dachte, Ihr hättet ihn schon erraten. Das Ganze dreht sich um den Besitz eines Buches, das im Finis Africae verborgen lag, von dort entwendet worden war und nun durch Malachias' Bemühungen wieder dorthin zurückgelangt ist – ohne daß jedoch, wie Ihr gesehen habt, die Serie der Verbrechen damit ein

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