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Der Name Des Windes

Der Name Des Windes

Titel: Der Name Des Windes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patrick Rothfuss
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vergessen«, sagte er und trat die Tür wieder zu.
    So seltsam dieser kurze Auftritt auch gewesen war, hatte ich doch etwas noch Befremdlicheres bemerkt. »Beim verkohlten Leib Gottes«, flüsterte ich. »Er hat ja brennende Kerzen da drin. Weiß Lorren davon?«
    Simmon hatte den Mund schon zu einer Antwort geöffnet, als die Tür erneut aufgerissen wurde. Puppet stand wieder im Türrahmen, sein dunkles Gewand in markantem Kontrast zu dem warmen Kerzenschein dahinter. Nun trug er eine Kapuze und hielt die Arme erhoben. Die langen Ärmel seines Gewands bauschten sich eindrucksvoll im Luftzug. Doch eben dieser Luftzug erfasste auch seine Kapuze und wehte sie ihm fast vom Kopf.
    »Mist«, murmelte er. Die Kapuze rutschte wieder herab, allerdings schief, und hing ihm nun über ein Auge. Erneut knallte er die Tür zu.
    Wilem und Simmon verzogen keine Miene. Ich ließ mir ebenfalls nichts anmerken und verkniff mir jeglichen Kommentar.
    Einen Moment lang war es still. Schließlich kam es dumpf durch die Tür: »Klopft ihr bitte noch mal an? Sonst wirkt das irgendwie nicht echt.«
    Wilem trat gehorsam vor und pochte an die Tür. Einmal, zweimal – dann wurde sie aufgerissen, und vor uns stand eine hoch aufragende, dunkel gewandete Gestalt. Ihr Gesicht war von der kuttenartigen Kapuze verschattet, und die langen Ärmel ihres Gewands bauschten sich im Luftzug.
    »Wer wagt es, Taborlin den Großen zu stören?«, intonierte Puppet mit volltönender, von der tiefen Kapuze jedoch ein wenig gedämpfter Stimme. Er streckte mit theatralischer Geste eine Hand aus. »Du! Simmon!« Es entstand eine Pause, und seine Stimme verlor ihren dramatischen Klang. »Dich hab ich doch heute schon mal gesehen, oder?«
    Simmon nickte. Ich spürte, wie er das Lachen, das fast aus ihm herausbrach, in sich niederkämpfte.
    »Wie lange ist das her?«
    »Eine Stunde etwa.«
    »Hmmm.« Die Kapuze nickte. »War ich diesmal besser?« Puppet hob eine Hand, um die Kapuze abzunehmen, und da sah ich, dass ihm das Gewand viel zu groß war, die Ärmel gingen ihm fast bis zu den Fingerspitzen. Als sein Gesicht aus dem Kapuzenschatten hervorkam, sah ich, dass er grinste wie ein kleiner Junge, der, um sich zu verkleiden, den Kleiderschrank seiner Eltern geplündert hat.
    »Vorhin warst du aber nicht Taborlin«, merkte Simmon an.
    »Oh.« Puppet reagierte ein wenig pikiert. »Und wie war ich? Ich meine: diesmal? War ich gut als Taborlin?«
    »Ziemlich gut«, sagte Simmon.
    Puppet sah zu Wilem hinüber.
    »Das mit dem Gewand hat mir gefallen«, sagte Wil. »Aber ich hab mir Taborlin immer mit einer sanften Stimme vorgestellt.«
    »Oh.« Nun endlich richtete sich sein Blick auf mich. »Hallo.«
    »Hallo«, sagte ich in meinem höflichsten Tonfall.
    »Dich kenne ich nicht.« Pause. »Wer bist du?«
    »Ich bin Kvothe.«
    »Da scheinst du dir ja sehr sicher zu sein«, sagte er und sah mich prüfend an. Wiederum Pause. »Mich nennen sie Puppet.«
    »Wer ›sie‹?«
    »Wer sie was?«
    »Ich meine: Wer ist ›sie‹?«
    »Wer sind sie?«, berichtigte er mich mit erhobenem Zeigefinger.
    »Also gut: Wer sind ›sie‹?«, sagte ich und lächelte.
    Er erwiderte mein Lächeln auf zerstreute Weise und machte eine vage Handbewegung. »Ach, du weißt schon: die Leute.« Er musterte mich weiter mit einem Blick, mit dem ich vielleicht einen interessanten Stein oder ein fremdartiges Blatt betrachtet hätte.
    »Wie nennst du dich denn selbst?«, fragte ich, um die Stille zu durchbrechen.
    Die Frage schien ihn zu überraschen, und sein Blick wurde wieder etwas normaler. »Das hieße dann doch wohl ein bisschen viel verraten«, erwiderte er mit leichtem Tadel. Er sah zu Wilem und Simmon hinüber. »Tretet doch ein.« Dann wandte er sich um und ging ins Zimmer zurück.
    Dieses Zimmer war nicht besonders groß, aber es wirkte hier, tief im Bauch der Bibliothek, auf bizarre Weise fehl am Platz. Ein tiefer, gepolsterter Sessel und ein großer Holztisch standen darin, und zwei Türen führten in Nebenräume.
    Bücher stapelten sich auf Regalen und in Bücherschränken. Ein zugezogener Vorhang vor einer Wand versetzte mich in Erstaunen. Ich musste mich des Eindrucks erwehren, dass sich dahinter ein Fenster befand, obwohl ich ganz genau wusste, dass wir hier tief unter der Erde waren.
    Der Raum wurde von Kerzen erhellt – von langen, dünnen und dicken, triefenden Wachssäulen. Und jede einzelne dieser Kerzen flößte mir ein vages Unbehagen ein, angesichts des Gedankens an eine offene

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