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Der Name Des Windes

Der Name Des Windes

Titel: Der Name Des Windes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patrick Rothfuss
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schlechter Lehrer, wenn ich das sage, aber es freut mich. Mir steht jetzt auch nicht der Sinn nach Unterricht.« Kurzes Schweigen. »Carter wurde heute Abend von einem Skrael angefallen.«
    Basts Lächeln fiel wie eine zerbrochene Maske von ihm ab, und er blickte blass und angsterfüllt. »Die Skraels?« Er erhob sich halb, so als wollte er aus dem Zimmer stürzen, runzelte dann verlegen die Stirn und setzte sich wieder. »Woher weißt du das? Wer hat seinen Leichnam gefunden?«
    »Er hat es überlebt, Bast. Er hat es hergebracht. Es war nur eines.«
    »Einzelne Skraels – so etwas gibt es nicht«, sagte Bast. »Das weißt du doch.«
    »Ja, das weiß ich«, sagte Kote. »Aber es war dennoch nur eines.«
    »Und er hat es getötet ?«, fragte Bast. »Das kann kein Skrael gewesen sein. Vielleicht –«
    »Bast, es war ein Skrael. Ich habe es gesehen.« Kote warf ihm einen ernsten Blick zu. »Er hatte einfach Glück, das ist alles. Aber er hat sich dabei schwere Verletzungen zugezogen. Achtundvierzig Stiche. Ich habe fast mein ganzes Katgut aufgebraucht.« Kote nahm seinen Eintopf zur Hand. »Wenn jemand fragt, sagst du, mein Großvater sei Karawanenwächter gewesen, und der habe mir beigebracht, Wunden zu säubern und zu nähen. Heute Abend waren sie alle zu entsetzt, um mich danach zu fragen, aber morgen könnten einige von ihnen neugierig werden. Und das möchte ich nicht.«
    »Was hast du mit dem Kadaver gemacht?«
    » Ich habe gar nichts damit gemacht«, sagte Kote. »Ich bin nur ein einfacher Gastwirt. So etwas geht weit über meinen Verstand.«
    »Reshi, du kannst doch nicht zulassen, dass die mit dieser Sache ganz auf sich allein gestellt sind.«
    Kote seufzte. »Sie haben es zum Priester gebracht. Und der hat das Richtige getan, wenn auch aus den falschen Gründen.«
    Bast öffnete den Mund, aber Kote fuhr fort, ehe er etwas zu sagen vermochte. »Ja, ich habe mich vergewissert, dass die Grube tief genug war. Ja, ich habe mich vergewissert, dass auch Ebereschenholz mit verbrannt wurde. Ja, ich habe mich vergewissert, dass es lange und bei großer Hitze brannte, ehe sie es vergraben haben. Ja, ich habe mich vergewissert, dass sich niemand ein Stück davon als Andenken mit nach Hause genommen hat.« Er blickte ein wenig finster, zog die Augenbrauen zusammen. »Ich bin ja schließlich kein Schwachkopf.«
    Bast lehnte sich sichtlich erleichtert auf seinem Sessel zurück. »Ich weiß, dass du kein Schwachkopf bist, Reshi. Aber der Hälfte dieser Leute traue ich nicht mal zu, dass sie ohne fremde Hilfe leewärts pinkeln können.« Er blickte nachdenklich. »Ich begreife immer noch nicht, warum es nur eines war.«
    »Vielleicht sind sie auf dem Weg übers Gebirge umgekommen. Alle bis auf das eine hier.«
    »Das ist denkbar«, gab Bast widerstrebend zu.
    »Vielleicht ist das in diesem Sturm vor ein paar Tagen geschehen«, bemerkte Kote. »Ein regelrechter Wagenkipper, wie wir das damals bei der Truppe nannten. In dem Unwetter könnte eins vom Rudel getrennt worden sein.«
    »Deine erste Idee gefällt mir besser, Reshi«, sagte Bast beklommen. »Drei oder vier Skraels würden in diesem Dorf eine Schneise der Verwüstung schlagen. Die Leute hier wären ihnen wehrlos ausgeliefert. Es gibt doch im ganzen Ort wahrscheinlich kein halbes Dutzend Schwerter. Nicht dass man mit Schwertern viel gegen Skraels ausrichten könnte.«
    Eine ganze Weile herrschte nachdenkliches Schweigen. Dann wurde Bast unruhig. »Sonst irgendwelche Neuigkeiten?«
    Kote schüttelte den Kopf. »Zu den Neuigkeiten sind sie heute gar nicht mehr gekommen. Carter ist hereingeplatzt, als sie noch dabei waren, alte Geschichten zu erzählen. Sie kommen morgen Abend wieder. Dann habe ich was zu tun.«
    Kote rührte in seinem Eintopf. »Ich hätte Carter den Skrael abkaufen sollen«, sagte er nachdenklich. »Er hätte das Geld gut gebrauchen können – für ein neues Pferd. Die Leute wären von nah und fern gekommen, um sich das anzusehen. Dann wäre hier zur Abwechslung mal was los gewesen.«
    Bast starrte ihn entgeistert an.
    Kote machte eine beschwichtigende Handbewegung. »Das war ein Scherz, Bast.« Er lächelte matt. »Aber dennoch wäre es nett gewesen.«
    »Nein, Reshi, es wäre ganz bestimmt nicht nett gewesen«, sagte Bast nachdrücklich. »›Die Leute wären von nah und fern gekommen, um sich das anzusehen‹«, wiederholte er höhnisch. »In der Tat.«
    »Fürs Geschäft wäre es nett gewesen«, stellte Kote klar. »Es wäre nett gewesen, mal

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