Der Name dieses Buches ist ein Geheimnis
war. Es ist fast so, als wäre ich tatsächlich in diesem Wellness-Hotel gewesen und nicht im Krankenhaus!«
***
Als Gloria gegangen war, ließ Großvater Larry Sebastian wieder ins Haus. Auch Großvater Wayne tauchte wieder auf – anscheinend war der Plattenspieler doch nicht so dringend reparaturbedürftig – und alle, der Hund eingeschlossen, gingen nach oben, tranken ihren Tee weiter und inspizierten den Karton.
Kass übernahm sofort das Kommando und öffnete den Karton mit einem Küchenmesser. Sie bestand darauf, alles als Erste in die Hand zu nehmen. (Sie merkte, dass ihre beiden Großväter sie für ein bisschen selbstsüchtig hielten, auch wenn sie kein Wort sagten – wahrscheinlich, weil sie Kass in Max-Ernests Gegenwart nicht tadeln wollten.) Der Karton war randvoll mit kleinen, in Zeitungspapier eingewickelten Gegenständen. Kass packte sie ungeduldig aus und suchte alle nach versteckten Hinweisen und geheimen Botschaften ab. Aber je mehr sie suchte, desto deutlicher wurde, dass es keine versteckten Hinweise gab. In der Kiste war nur Geschirr – Teller, Schüsseln und Tassen.
Kass war am Boden zerstört. Sie war so sicher gewesen, etwas zu finden, zumindest hatte sie es ganz fest gehofft. Da gab es nämlich etwas, das sie nicht einmal ihren beiden Großvätern, ja nicht einmal Max-Ernest erzählt hatte. Es hatte mit dem Gärtner zu tun. Aber offenbar hatte sie sich getäuscht. Der Gärtner war genau der, für den er sich ausgab. Der Karton mit Krempel war nichts weiter als ein Karton mit Krempel.
Ihre Großväter hingegen konnten ihr Glück kaum fassen.
»Unglaublich, dass jemand so etwas loswerden will«, sagte Großvater Larry und hielt einen pastellfarbenen Teller hoch. »Weißt du, was so ein Russel Wright heutzutage bringt?«
Larry und Wayne nahmen ein paar Teile an Geschirr mit und eilten nach unten, um die Stücke mit den Abbildungen in ihren Büchern zu vergleichen. Kass wusste, sie würden Stunden damit beschäftigt sein. Falls der Gärtner die Absicht gehabt hatte, ihre Großväter möglichst wirkungsvoll abzulenken, hätte ihm nichts Besseres einfallen können.
»Und was hast du heute noch vor? Ich muss nämlich Hausaufgaben machen«, sagte sie zu Max-Ernest. Eigentlich wollte sie nicht wirklich Hausaufgaben machen, aber sie hatte keine Lust mehr auf Gesellschaft.
»Weiß nicht. He, was macht der denn?«, fragte Max-Ernest. »Der Karton ist doch leer.«
Kass sah zu Sebastian, der an dem leeren Karton herumschnüffelte und mit dem Schwanz wedelte.
»Vielleicht liegt was zum Fressen drunter«, meinte Kass gleichgültig.
Lustlos hob sie den Karton hoch und schaute nach. Aber da war nichts.
Trotzdem, irgendwas stimmte nicht mit dem Karton.
»Woraus ist der eigentlich gemacht? Weshalb ist er so schwer?«, fragte sie und schüttelte den Karton.
Sie stellte ihn wieder ab und sah hinein. Dann betrachtete sie ihn von außen.
Zuletzt griff sie hinein – und riss die unterste Pappe weg.
Der Karton hatte einen doppelten Boden.
Darin versteckt lagen zwei in Papier eingewickelte und mit einer Schnur zugebundene Päckchen. Das größere war an Kass adressiert, das kleinere an Max-Ernest.
In einem ruhigeren Augenblick hätte Kass womöglich an die Gefahr gedacht, die besteht, wenn man ein Päckchen, das einem ein völlig Fremder schickt, öffnet. Doch dies war kein ruhiger Augenblick.
Sie und Max-Ernest rissen ihre Päckchen sofort auf.
Glücklicherweise war in keinem Sprengstoff und auch kein Zünder.
Das große Päckchen enthielt einen Rucksack.
Ich wünschte, ich könnte dir beschreiben, wie dieser Rucksack ausgesehen hat. Aber die Wahrscheinlichkeit, dass Kass ihn heute noch trägt, ist ziemlich groß, und deshalb möchte ich dir nicht noch mehr Hinweise geben, die dir dabei helfen könnten, Kass zu identifizieren, als ich dir ohnehin schon gegeben habe. Nur so viel: Es war nicht sein Äußeres, das ihn zu einem besonderen Rucksack machte. Als Kass ihn zum ersten Mal in der Hand hielt, war sie sogar ein bisschen enttäuscht, dass er so normal aussah.
Was allerdings das Innere des Rucksacks anging, das war eine ganz andere Sache. Er war prallvoll mit erstklassigen Dingen, die man zum Überleben brauchte – alle sehr kompakt, leicht und so robust, dass man sie unter den widrigsten Umständen verwenden konnte.
Aber das Beste an dem Rucksack bemerkte Kass erst, als sie ihn ausgepackt hatte. Das Beste war nämlich das, was er konnte, und nicht das, was er enthielt. Wenn man zum
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