Der Nebel weicht
pflegte einen mörderischen Haß gegen Logik, Wissenschaft und jegliche Rationalität – man mußte mit Ärger rechnen.
Corinth schritt durch Korridore, die düstere Tunnel waren. Elektrizität mußte streng rationiert werden; nur ein paar Kraftwerke, von Freiwilligen betrieben, arbeiteten noch. Der Liftbetrieb wurde bei Sonnenuntergang eingestellt, und er ging die sieben Stockwerke bis zum Erdgeschoß zu Fuß. Die Einsamkeit bedrückte ihn, und als er Licht in Helgas Büro sah, blieb er verblüfft stehen und klopfte dann.
„Herein!“
Er öffnete die Tür. Sie saß hinter einem mit Papieren übersäten Tisch und schrieb an einer Art Liste. Die Symbole, die sie verwendete, waren ihm fremd, wahrscheinlich von ihr selbst erfunden und effizienter als die üblichen. Sie sah noch immer hübsch aus, aber eine tiefe Müdigkeit trübte ihre Augen.
„Hallo, Pete“, sagte sie. Ihr Lächeln war müde, aber warm. „Wie geht es dir?“
Corinth sagte zwei Worte und machte drei Gesten; sie ersetzte den Rest durch Logik und ihre Kenntnis seiner alten Redegewohnheiten: (Oh, ganz gut. Aber du … ich dachte, Felix hat dich kooptiert, damit du ihm dabei hilfst, daß seine neue Regierung schnell in Gang kommt.)
(Das stimmt) deutete sie an. (Aber ich fühle mich hier mehr zu Hause, und ich kann einen Teil meiner Arbeit genausogut hier erledigen. Übrigens, wer macht jetzt meine frühere Arbeit?)
(Billy Saunders – zehn Jahre alt, aber ein pfiffiger Bursche. Trotzdem sollten wir uns vielleicht um einen Schwachsinnigen bemühen. Die körperliche Anstrengung könnte für ein Kind zu groß sein.)
(Das bezweifle ich. Es gibt eigentlich nicht viel zu tun. Ihr Jungens arbeitet seit der Veränderung prächtig zusammen – ganz im Gegensatz zum Rest der Welt!)
„Ich weiß nicht, ob es sicher ist, wenn du dich so weit von deiner Wohnung entfernst.“ Corinth wechselte unruhig von einem Fuß auf den anderen. „Weißt du was, ich bring dich nach Hause.“
„Unnötig.“ Sie sprach mit einer gewissen Schärfe in der Stimme, und Corinth erkannte, daß sie ihn liebte.
Und all unsere Gefühle haben sich intensiviert. Mir war nie zuvor so klar, wie stark das Gefühlsleben des Menschen von seinem Gehirn abhängig ist, wieviel präziser erfühlt als irgendein anderes Tier.
„Setz dich doch“, lud sie ihn ein und lehnte sich in ihrem Sitz zurück. „Ruh dich eine Minute aus.“
Er lächelte müde und ließ sich in den angebotenen Sessel fallen. „Jetzt fehlt nur noch ein Bier“, murmelte er. (Es wäre so wie in den alten Zeiten.)
„Die alten Zeiten … die verlorene Unschuld. Wir werden ihnen immer nachtrauern, nicht? In unserer Blindheit werden wir mit einer Sehnsucht auf sie zurückblicken, die die neue Generation einfach nicht begreifen wird.“ Sanft schlug sie mit der Faust auf den Tisch. Das Licht schimmerte golden in ihrem Haar.
„Wie geht es mit deiner Arbeit voran?“ erkundigte sie sich nach einem Moment.
„Ganz gut, ich bin über Kurzwelle mit Rhayader in England in Kontakt getreten. Sie haben es nicht leicht, aber sie leben. Einige ihrer Biochemiker arbeiten an Hefekulturen und erzielen recht gute Resultate. Sie hoffen, sich bis Ende des Jahres ausreichend ernähren zu können, wenn auch noch nicht besonders schmackhaft – die Synthetisierungseinrichtungen für die Nahrung sind im Bau. Er gab mir einige Informationen über die Entstehung des Hemmfeldes, die unsere Theorie bestätigen. Johansson und Grunewald arbeiten an einem Gerät, das ein entsprechendes Feld kleinerer Leistung erzeugen soll; falls sie Erfolg haben, wissen wir, daß unsere Hypothese wahrscheinlich zutrifft. Dann kann Nat das Gerät dazu benutzen, die biologischen Auswirkungen im Detail zu studieren. Ich selbst arbeite an der Weiterentwicklung von Rhayaders Allgemeiner Relativitäts-Quantenmechanik, indem ich eine neue Variante der Kommunikationstheorie anwende, die sich bisher als einzig wirksame Hilfe herausgestellt hat.“
„Und welche Absicht steckt dahinter, außer Neugier?“
„Eine durchaus praktische Absicht, kann ich dir versichern. Wir könnten einen Weg finden, aus jeder beliebigen Materie durch direkten Kernzerfall atomare Energie zu erzeugen: keine Treibstoffprobleme mehr. Wir werden vielleicht sogar einen Weg finden, schneller als das Licht zu reisen. Die Sterne … nun …“
„Neue Welten. Oder wir könnten zum Hemmungsfeld zurückkehren, draußen im Weltraum, warum nicht? Zur Dummheit zurückkehren. Vielleicht wären wir
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