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Der Nebel weicht

Der Nebel weicht

Titel: Der Nebel weicht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Poul Anderson
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Augenblick lang schweigend da. „… gute Nacht.“
    „Gute Nacht“, erwiderte er.
    Sie beugte sich vor, ihre Lippen öffneten sich, als wolle sie noch etwas hinzufügen, dann preßte sie sie zusammen und schüttelte den Kopf. Das Geräusch der zuschlagenden Tür klang laut und leer, und sie fuhr ab.
    Corinth sah dem Wagen nach, bis ihn die Dunkelheit verschluckt hatte. Dann wandte er sich langsam um und betrat das Haus.

 
8
     
    Die Vorräte gingen zur Neige – Nahrung für sich selbst, Futter und Salz für die Tiere, die ihm noch verblieben waren. Es gab keine Elektrizität, und er wollte den Treibstoff nicht in der Petroleumlampe verbrauchen, die er gefunden hatte. Brock entschloß sich, in die Stadt zu fahren.
    „Bleib hier, Joe“, sagte er. „Ich werde bald zurück sein.“
    Der Hund nickte – eine unheimlich menschlich wirkende Geste. Er lernte sehr schnell Englisch; Brock hatte die Gewohnheit, mit ihm zu sprechen, und war seit kurzem dazu übergegangen, ihn systematisch zu unterrichten. „Paß gut auf, Joe“, sagte er und sah unbehaglich zum Waldrand hinüber.
    Er füllte den Tank eines verbeulten, grünen Lieferwagens aus den großen Fässern des Anwesens, kletterte hinein und fuhr auf die Straße hinaus. Es war ein kühler, trüber Morgen, in der Luft roch es nach Regen, und der Horizont war ein verwaschener Schleier. Er rasselte die Landstraße hinunter und überlegte sich, daß die Gegend völlig verlassen war. Wie lange war es her seit der Veränderung – zwei Monate? Er bog auf die asphaltierte Bundesstraße und drückte das Gaspedal durch, bis der Motor röhrte. Es lag ihm nicht viel daran, die normalen Menschen zu sehen, und er wollte es so schnell wie möglich hinter sich bringen. Die Zeit, die er allein verbracht hatte, war friedvoll gewesen – eine Menge harte Arbeit, ja, die ihn stark in Anspruch nahm, aber wenn er nicht zu beschäftigt oder zu müde war, las er, dachte nach, erforschte die Möglichkeiten eines Verstandes, der vor der Veränderung dem eines Genies entsprochen hätte, wie er annahm. Er hatte sich fatalistisch mit einem Einsiedlerdasein abgefunden – es gab schlimmere Schicksale – und fand keinen Gefallen daran, der Welt erneut gegenüberzutreten.
    Er war vor einigen Tagen zu Martinson hinübergefahren, hatte dort aber niemanden angetroffen. Die Gebäude waren mit Brettern vernagelt und leer. Das Ganze war so gespenstisch gewesen, daß er es nicht noch einmal probiert hatte.
    Ein paar Häuser glitten vorüber, und dann fuhr er über den Zubringer in die Stadt. Es war niemand in Sicht, aber die Häuser sahen bewohnt aus. Die Läden allerdings waren zum größten Teil geschlossen. Blinde Fenster blickten ihn an, und er schauderte.
    Er parkte vor dem A&P Supermarkt, der nicht mehr viel Ähnlichkeit mit einem Laden hatte. Die Regale waren gefüllt, aber die Preisschilder fehlten, und der Mann hinter der Kasse wirkte nicht wie ein Angestellter. Er saß einfach nur da, saß da und … dachte?
    Brock ging zu ihm hinüber, seine Schritte klangen seltsam laut.
    „Äh, entschuldigen Sie“, sagte er leise.
    Der Mann blickte auf. Erkennen flackerte in seinen Augen auf, und ein kurzes Lächeln überflog sein Gesicht. „Oh, hallo, Archie“, sagte er betont langsam. „Wie geht’s?“
    „Danke, gut“, Brock sah auf seine Füße, unfähig, in die ruhigen Augen zu sehen. „Ich … also, ich wollte einiges einkaufen.“
    „Oh!“ In der Stimme lag eine gewisse Kälte. „Es tut mir leid, aber wir betreiben unseren Handel nicht mehr auf Geldbasis.“
    „Hm, ich …“ Brock straffte die Schultern und zwang sich aufzublicken. „Ja, das kann ich verstehen, glaube ich. Die Zentralgewalt hat sich zusammen … äh, ist zusammengebrochen, oder?“
    „Nicht genau, sie spielt einfach keine Rolle mehr, das ist alles.“ Der Mann schüttelte den Kopf. „Anfänglich hatten wir unsere Probleme hier, aber wir haben alles auf rationaler Basis reorganisiert, und es läuft jetzt ausgesprochen glatt. Uns fehlen immer noch Güter, die wir von außerhalb beziehen könnten, aber falls nötig, könnten wir auf unabsehbare Zeit so weitermachen wie jetzt.“
    „Eine … sozialistische Gesellschaft?“
    „Nun ja, Archie, das ist kaum das richtige Etikett dafür, da der Sozialismus noch von der Idee des Eigentums ausgeht. Aber was bedeutet der Besitz einer Sache wirklich? Er bedeutet nur, daß man mit der Sache tun kann, was einem gefällt. Nach dieser Definition hat es überall in der Welt nur

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