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Der Nebel weicht

Der Nebel weicht

Titel: Der Nebel weicht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Poul Anderson
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Baal!
     
    Hinter den hohen Gebäuden schoß eine Flammenwand hoch, irgend etwas brannte. In dem blutroten Schein schälte sich ein tropfender Schädel aus dem Dunkel, den irgend jemand an einer Stange in die Höhe hob.
    Sie müssen Patrouillen überwältigt haben, dachte Corinth gehetzt. Sie mußten überraschend in den bewachten Bezirk eingedrungen sein und wollten ihn jetzt verwüsten, bevor Verstärkung kam.
    Ein bärtiges, schmutziges Gesicht schob sich durch das Fahrerfenster. „’ne Frau! Er hat ’ne Frau dabei!“
    Corinth riß die Pistole aus der Manteltasche und schoß. Kurz nahm er das Klicken des Abzugs, die bellende Explosion und das Brennen der Pulverreste auf der Haut war. Das Gesicht hing eine Ewigkeit dort, löste sich in Blut und Knochen auf. Langsam sank es nach unten, und die Menge schrie. Der Wagen bebte und schwankte unter ihren Stößen.
    Corinth nahm sich zusammen und stieß seine Tür gegen den Druck der dichtgedrängten Körper auf. Jemand faßte nach seinem Fuß, als er auf die Kühlerhaube stieg. Er trat zu und fühlte, wie sein Absatz gegen Zähne stieß, und richtete sich auf. Er hatte seine Brille abgenommen, ohne darüber nachzudenken, warum es besser war, nicht mit ihr gesehen zu werden; das Feuer, die Menge und die Häuser waren jetzt ein verschwommenes Gewirr.
    „Hört mich an!“ rief er. „Jünger Baals, hört mich an!“
    Eine Kugel schoß dicht an seinem Kopf vorbei, er spürte ihr wütendes Surren, aber er hatte keine Zeit, sich zu fürchten. „Hört das Wort Baals!“
    „Laßt ihn sprechen!“ Der Ruf kam von irgendwo aus dem wogenden, murmelnden Strom von Schatten. „Hört das Wort!“
    „Blitz und Donner und ein Regen von Bomben!“ schrie Corinth. „Eßt und trinkt, seid fröhlich und vergnügt, denn sehet, das Ende der Welt ist nahe! Hört ihr nicht das Krachen und Bersten unter euren Füßen? Unsere Welt zerbricht! Die Wissenschaftler haben die große Bombe gezündet. Wir sind auf dem Weg, sie zu töten, bevor die Erde wie eine faule Frucht zerplatzt. Kommt ihr mit uns?“
    Sie hielten inne, murmelten, scharrten mit den Füßen, waren sich nicht sicher, was sie da gefunden hatten. Corinth wütete weiter, war sich kaum bewußt, was er sagte. „… tötet und plündert und nehmt euch die Frauen! Hier entlang, Brüder! Ich weiß, wo sie sich versteckt halten. Folgt mir!“
    „Tötet sie!“ Der Ruf wuchs zu einem gewaltigen, obszönen Crescendo, das zwischen den steilen Mauern Manhattans widerhallte. Der Stab mit dem Kopf fuhr wie verrückt auf und ab, und das Licht des Feuers glitzerte auf den Zähnen des Schädels.
    „Dort hinten!“ Corinth tanzte auf der Haube hin und her und deutete in Richtung Brooklyn. „Dort verstecken sie sich, Jünger Baals! Ich selbst habe die Bombe mit eigenen Augen gesehen, ich sah sie, und ich wußte, daß das Ende der Welt bevorsteht. Der Dritte Baal selbst hat mich gesandt, euch hinzuführen. Möge sein Blitz mich zerschmettern, wenn das nicht die Wahrheit ist!“
    Helga drückte auf die Hupe, und das weithin hallende Geräusch schien die Menge noch mehr aufzustacheln. Einer machte den Anfang, und die anderen folgten ihm die Straße hinunter.
    Corinth kletterte wieder hinunter, wobei er am ganzen Körper zitterte. „Folge ihnen!“ stieß er hervor. „Sie werden mißtrauisch, wenn wir es nicht tun!“
    „Logisch, Pete.“ Helga war ihm beim Einsteigen behilflich und folgte der Menge. Ab und zu ließ sie die Hupe ertönen, um sie anzustacheln.
    Hoch oben am Himmel ertönte ein lautes Surren. Corinths Atem entwich zischend zwischen den Zähnen. „Weg von hier“, murmelte er.
    Helga nickte, wendete, und sie schössen den Weg zurück, den sie gekommen waren. Hinter ihnen zerstreute sich der Mob, als die Polizei aus den Hubschraubern Tränengas versprühte.
    Nach einigen schweigend zurückgelegten Minuten hielt Helga vor Corinths Wohnung an.
    „Da wären wir“, sagte sie.
    „Eigentlich wollte ich dich nach Hause bringen“, protestierte er schwach.
    „Das hast du getan, und außerdem hast du verhindert, daß diese Kreaturen eine Menge Unheil anrichten oder uns etwas antun.“ Ihr Lächeln war zaghaft, und das schwache Licht ließ die Tränen in ihren Augen schimmern. „Das war wunderbar, Pete. Ich wußte nicht, daß du so etwas kannst.“
    „Ich auch nicht“, entgegnete er heiser.
    „Vielleicht hast du deinen Beruf verfehlt. Mit Sekten läßt sich mehr Geld verdienen, habe ich gehört. Nun ja …“ Sie saß einen

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