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Der Nebelkönig (German Edition)

Der Nebelkönig (German Edition)

Titel: Der Nebelkönig (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanne Gerdom
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Aussehen und seinem Charme leichtes Spiel bei den Mädchen hatte –
leider war er sich dessen nur zu bewusst. Und Kaltrina war nicht diejenige, die
sich das geduldig ansah. Es wäre nicht das erste Mal, dass Luan ein paar Tage
lang mit einer dicken Schramme auf seiner hübschen Nase herumlaufen musste.
    Sie saßen eine Weile
schweigend nebeneinander und lauschten den geschäftigen Geräuschen der
Gartenbewohner, die sich für die Aktivitäten der Nacht bereit machten.
    Aus der Ferne erklang der
fröhliche Gesang eines kräftigen Baritons. Kaltrina drehte alarmiert den Kopf
in die Richtung. »Luan«, fauchte sie und sprang von der Mauer. »Na warte ...!«
    Sallie sah ihr nach, halb
amüsiert, halb besorgt. Wenig später hörte sie beider Stimmen in der Ferne,
hell und aufgebracht die eine und dunkel, beruhigend murmelnd die andere. Eine
Nachtigall, die oben im Kirschbaum gesungen hatte, verstummte mit einem erschreckten
Glucksen.
    Sallie seufzte und stand auf.
Sie lief dicht an der Hauswand vorbei, drückte vorsichtig die Klinke der
Waschküche herab und steckte den Kopf durch den Spalt. Der große geflieste Raum
lag dunkel und still da, es roch streng und sauber nach Seife und frisch gewaschenem
Leinen.
    Sie schlüpfte durch die Tür
und schlich auf die andere Seite zum Durchgang in den Trockenraum. Zwischen den
gespannten Leinen, an denen Tischtücher und Bettwäsche hingen, schlängelte sie
sich hindurch und legte ihr Ohr an die Tür zum Küchengang. Als sie nichts
vernahm, zog sie die Tür auf und schob sich in den schwach erleuchteten Durchgang.
Aus der Küche fiel helles Licht auf die schwarz weißen Fliesen des Bodens,
Töpfe klapperten, das Brutzeln großer Fleischstücke und lautes Wasserrauschen
schlugen an ihre Ohren, begleitet von lauten Kommandos des kahlen Leka und den
knappen Antworten seiner Unterköche.
    Sallie drückte sich neben der
scheunentorbreiten Türöffnung eng an die Wand. Sie musste schnell
vorüberhuschen und hoffen, dass bei all dem Trubel da drinnen keiner einen
Blick zur Tür warf. Wenn sich natürlich genau jetzt jemand entschloss, etwas
aus den Vorratsräumen zu holen, konnte sie ihre Nachtruhe vergessen.
    Sie holte tief Luft, als müsse
sie ins Wasser springen, und lief los. Im gleichen Moment erklang drinnen das
ohrenbetäubende Scheppern eines großen Kessels, der zu Boden krachte, gefolgt
von dem wütenden Fluch eines Kochs und einem schrillen Aufschrei, der in lautes
Weinen überging.
    Sallie blieb wie angewurzelt
stehen und starrte auf die Bescherung. Die hübsche Naschkatze Marsela, ein
Serviermädchen, das sich vor seinem Dienst immer bei den Dessertköchen
herumtrieb, hockte auf dem Boden in einer großen Lache Wasser und hielt sich heulend
den Arm.
    Schon eilte die Küchenmamsell
herbei, die die Oberaufsicht über alle Küchenmädchen und Scheuerjungen hatte,
und ließ das weinende Mädchen sich auf einen Stuhl setzen. »Flenn nicht, du
dummes Ding«, sagte sie. »Zeig mal her. Ach, du je, ach du je!«
    Sallie wollte sich gerade
abwenden, als eine feste Hand ihren Arm ergriff. »Ich glaube, du kommst gerade
recht«, sagte die Wirtschafterin, die aus ihren Räumen herbeigeeilt war, um
nach dem Grund für das Geschrei zu sehen.
    Sie schob Sallie in die Küche
und bedeutete ihr, neben der Tür stehen zu bleiben. Sallie verzog das Gesicht
und gehorchte. Man konnte es in einer wagemutigen Laune vielleicht riskieren,
einem der Beiköche zu widersprechen – aber niemand, nicht einmal der kahle Leka
oder Bajram, der zweite Küchenchef, wagte es jemals, der Wirtschafterin nicht
zu gehorchen.
    »Zeig deinen Arm«, gebot die
Wirtschafterin. Die große Frau beugte sich über das Serviermädchen, das mit
nass geweintem Gesicht zu ihr aufblickte. Die Küchenmamsell kam im Laufschritt
mit einem sauberen Tuch und einem Topf Salbe herbei und stand dann mit
gerunzelter Stirn und in der Schürze gefalteten Händen ratlos da.
    »Das ist zu übel verbrannt«,
sagte die Wirtschafterin. »Bring sie lieber zu Meister Korben, Teuta. Mädchen,
hör auf zu heulen! Wie oft habe ich dir gesagt, dass du dich nicht in der Küche
herumtreiben sollst!« Sie sah sich um, die scharfen Augen unter der weißen
Haube wandten sich Sallie zu, die ein wenig in ihren Kleidern schrumpfte. Die
Wirtschafterin in ihren strengen schwarzen Kleidern mit den blitzend weißen
Rüschen und der steif knisternden Schürze flößte ihr Angst ein.
    »Du, komm her«, winkte sie
gestreng, während die Küchenmamsell und ein

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