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Der neue Frühling

Der neue Frühling

Titel: Der neue Frühling Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Silverberg
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und schlug Athimin heftig auf die Wange. Der Kopf des Prinzen schnellte nach hinten. Und so kräftig der Mann war, er hätte doch fast unter der Wucht der Ohrfeige das Gleichgewicht verloren. Kurz flammte wilde Wut in den Augen des jungen Mannes auf; dann fing er sich und trat einen Schritt vom Thron zurück. Er atmete heftig, und er rieb sich die getroffene Stelle. Und er starrte seinen Vater mit dem Ausdruck völliger Ungläubigkeit an.
    »Also so beginnt es«, sagte Salaman nach einer Weile sehr ruhig. »Man hält den Alten für dermaßen wackelig, für so leicht aus der Fassung zu bringen, daß man ihn während der schlimmen Jahreszeit lieber im unklaren läßt über wesentliche Vorgänge in der Stadt, damit er sich beileibe nicht etwa so aufregen muß und vielleicht was Unvorhersehbares tut. So fängt’s an! Man schirmt den Alten gegen kritische Probleme in der Zeit ab, in der er erfahrungsgemäß zu überstürzten Entscheidungen neigt. Der nächste Schritt ist dann, daß man ihm auch die belanglosen, aber leidlich ärgerlichen Sachen verheimlicht, damit er nur ja keine Störung erfahren muß. Denn, wer weiß schließlich schon? Der Alte könnte ja gefährlich werden, wenn er auch nur im geringsten irritiert wird, nicht wahr? Und kurze Zeit später setzen sich die Herren Prinzen zusammen und kommen zu dem Schluß, daß der Alte dermaßen geißbockig sprunghaft und unberechenbar geworden ist, daß man ihm nicht einmal mehr bei schönem Wetter trauen darf, also entfernt man ihn sanft vom Thron, unter allen möglichen weichmäuligen entschuldigenden Vorwänden, schickt ihn in einen der kleineren Paläste, wo er unter Hausarrest steht, und sein ältester Sohn besteigt statt seiner den Thron Harruels und…«
    »Vater!« rief Athimin mit erstickter Stimme. »Aber nichts davon ist wahr! Bei allen Göttern, ich schwör dir, nicht einer unter uns hat je solche Gedanken…«
    »Schweige, du!« donnerte Salaman und hob erneut die Hand, als wollte er erneut zuschlagen. Heftig winkte er dann den Palastwachen im Thronsaal. »Du da und du – ihr überführt den Edlen Athimin sogleich ins Nordgefängnis, wo er in Gewahrsam bleibt, bis ich weitere Order über seinen Verbleib sende.«
    »Vater!«
    »Du wirst genügend Zeit haben, über deine Fehler nachzudenken, während du dort in deiner Zelle sitzt«, sagte der König. »Ich lasse dir Schreibzeug bringen, damit du einen ausführlichen Bericht abfassen kannst über deine geistesgestörten Glaubenstänzer. Und darin wirst du mir alles sagen, was du mir aus Feigheit oder Hinterlist verheimlicht hast, bis ich es heute früh teilweise aus dir herausholen konnte. Denn das ist noch nicht alles. Ich bin ganz sicher, da steckt noch mehr dahinter. Und du wirst es mir sagen. Alles! Hast du mich verstanden?« Er fuhr mit dem Arm durch die Luft »Bringt ihn hier weg!«
    Athimin schaute ihn betäubt und verwirrt an. Doch ei sagte nichts und wehrte sich auch nicht im geringsten, als die ebenso verblüfften Wachen ihn aus dem Großen Saal geleiteten.
    Salaman ließ sich wieder auf seinem Thron nieder. Er lehnte sich schwer und tief atmend an den glatten Obsidian. Nach all dem wütenden Gebrüll merkte er jetzt, wie er ganz mühelos wieder in jene gottähnliche Ruhe zurückglitt, die ihn in der Morgendämmerung in seinem Pavillon erfüllt hatte.
    Seine Hand allerdings brannte noch von dem Schlag, den er Athimin versetzt hatte.
    Zwei meiner Söhne habe ich in einer einzigen Nacht geschlagen, dachte er.
    Er konnte sich nicht erinnern, irgendeines seiner Kinder jemals zuvor geschlagen zu haben, und nun hatte er gleich zwei in wenigen Stunden körperlich gedemütigt und überdies noch Athimin inhaftieren lassen. Wahrlich, die Schwarzen Winde bliesen… Und Biterulve hatte sich über eine Anordnung hinweggesetzt und war zu ihm in den Pavillon gekommen. Glaubte er vielleicht, weil man ihm einmal den Zutritt gestattet hatte, daß er von jetzt an beliebig dort antanzen dürfe? Und auch Athimin – was für eine kühne Frechheit, die Information über diese neue Sekte für sich zu behalten! Glattes schuldhaftes Amtspflichtsversäumnis war das! Und derlei mußte bestraft werden, auch wenn einer der Königlichen Prinzen sich dessen schuldig gemacht hatte. Nein, besonders wenn es ein Prinz aus dem Königshaus war!
    Dennoch, den lieben, sanften Biterulve zu schlagen… und den gesetzten, recht kompetenten Athimin, der eines Tages durchaus König in der Stadt sein mochte, falls seinem Bruder Cham ein

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