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Der neue Frühling

Der neue Frühling

Titel: Der neue Frühling Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Silverberg
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übersprudelnder Fröhlichkeit war, und Timofon, seinen engen Freund und Jagdkameraden, den Partner seiner Schwester Leesnai. Sie scherzten mit Simthala, neckten ihn freundlich, richteten alle Liebe und Aufmerksamkeit auf ihn. Na, also wenn die Truppe meinen Simthala Honginda nicht aus seiner Trübsal loseisen kann, dachte Boldirinthe, dann schafft das niemand. Aber anscheinend funktionierte es.
    Auf einmal war Simthalas Stimme deutlich über dem Singen und fröhlichen Geschnatter vernehmbar.
    »Soll ich euch mal ‘ne Geschichte erzählen?« fragte er mit einer seltsam hochgespannten Stimme. »Bisher habt ihr lauter schöne Geschichten erzählt… Also gut, jetzt will ich euch eine erzählen… oder gleich ein paar.« Er goß den Rest aus seinem Becher hinab und sprach weiter, ohne auf Zustimmung oder Ablehnung zu warten. »Es lebte einmal in den Bergen im Osten von Vengiboneeza ein Vogel mit einem Leib, aber zwei Köpfen. Du hast den Vogel nie gesehen, Vater? Hab ich mir fast gedacht. Aber hier habt ihr die Geschichte. Also, es scheint, daß eines Tages einer der Köpfe bemerkte, wie der andere Kopf mit großem Wohlbehagen eine süße Frucht verzehrte, und er wurde von Neid erfaßt und sprach zu sich selber: Nun, so will ich denn Giftbeeren essen. Und das tat er, der Kopf, und dann starb der ganze Vogel.«
    Es war auf einmal vollkommen still im Raum. Ein paar halbherzige Ansätze zu einem Lachen, aber sie erstarben fast sofort wieder.
    »Meine Geschichte hat euch gefallen, was?« schrie er. »Noch eine? Moment, Moment, erst brauch ich noch einen Schluck Wein.«
    Catiriil sagte: »Vielleicht bist du müde, Liebster. Wir könnten doch…«
    »Nein!« sagte er, füllte seinen Becher und trank ihn sogleich wieder leer. »Noch eine Geschichte… die Geschichte von der Schlange, bei der ihr Kopf und ihr Schwanz in Streit gerieten, wer vorn sein soll. Der Schwanz sagte, du bist immer vorn und gibst die Richtung an. Das ist nicht fair. Jetzt laß mich mal ‘ne Weile führen. Und der Kopf antwortete: Wie könnte ich denn meinen Platz mit dir tauschen? Die Götter haben nun mal mich zum Kopf bestimmt. Aber der Streit ging immer weiter und weiter, bis der Schwanz sich zornig um einen Baumstrunk schlang, so daß die Schlange nicht mehr vom Fleck kam. Schließlich gab der Kopf nach und ließ den Schwanz vorausgehen. Daraufhin fiel die Schlange in eine Feuergrube und starb elendiglich. Und die Moral von der Geschieht: Es gibt eine natürliche Ordnung der Dinge, und wenn diese Ordnung gestört ist, treibt alles in den Ruin.«
    Das Schweigen war diesmal noch gespannter.
    Staip hob den Hintern halb von seinem Sessel, schaute zu seinem Sohn hinüber und sagte: »Ich glaube, Sohn, du solltest jetzt vielleicht deinen Weinbecher umdrehen. Was meinst du dazu?«
    »Was ich dazu meine? Ich meine, daß ich noch lang nicht genug getrunken habe, Vater! Aber anscheinend magst du meine Geschichten nicht. Ich hab geglaubt, sie würden dir gefallen, aber es scheint, ich hab mich geirrt. Also gut, keine Geschichten mehr. Nur noch klare grobe Rede. Direkt und ohne Schnörkel. Wollt ihr was über unsere Fahrt nach Norden hören? Wollt ihr wissen, was unsere Gesandtschaft in Salamans Königsstadt erreicht hat?«
    Leise sagte Catiriil: »Du bringst deine Mutter durcheinander, merkst du das nicht? Das willst du doch nicht. Sieh nur, wie blaß sie geworden ist. Wie wär’s, Liebster, wenn wir zwei ein bißchen an die frische Luft gehen. Es hat aufgehört zu regnen, und…«
    »Nein!« Simthala schnaubte wild. »Sie sollte das auch hören. Sie ist noch immer die Opferfrau, oder? Eine hohe Funktionsträgerin im Stamm, ja? Also, dann muß sie das auch hören.« Mit zitternder Hand grapschte er nach einem weiteren Becher Wein. »Was ich euch zu sagen habe, ist, daß wir bald Krieg haben werden«, rief er laut. »Gegen die Hjjks wird es gehen. Salaman und Thu-Kimnibol haben das miteinander ausgemacht… Irgendeine Provokation, ein Vorwand, der die Kriegsmaschinerie in Gang setzt, und wir stecken mitten in der heißesten Schlacht, ob wir wollen oder nicht. Und das weiß ich aus dem, was ich gehört habe und was ich belauscht habe und was ich durch Herumhorchen und Stöbern herausgefunden habe. Es gibt Krieg! Thu-Kimnibol und König Salaman wollen es! Und wir alle werden blindlings hinter ihnen herrennen und über den Klippenrand stürzen!« Er trank hastig. Dann sprach er weniger heftig weiter. »Sie sind wahnsinnig, die beiden. Und ihr Wahnsinn wird die

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