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Der neue Frühling

Der neue Frühling

Titel: Der neue Frühling Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Silverberg
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Kartafirain an. »Ist das wahr?«
    »Sie ist stark verändert. Und ich glaube, nicht zum Besseren.«
    »Unglaublich. Nicht zu fassen. Nie gab es eine vitalere Person als diese Frau. Aber ich will mit ihr reden. Ich will ihr aufzeigen, daß der Krieg unsere Rettung bedeuten wird. Sie wird sich wieder jung fühlen, sobald wir losmarschiern, um die Hjjks zu zerschmettern!«
    »Es ist möglich, daß sie, was den Krieg betrifft, gegen dich stimmt«, warf Maliton Diveri ein.
    »Meinst du?«
    »Husathirn Mueri ist in letzter Zeit einer ihrer engsten Vertrauten. Und du weißt ja, Thu-Kimnibol, daß er konstant die Gegenposition zu allem einnimmt, was du vertrittst. Bist du für den Krieg, stimmt er gewiß dagegen. Er plädiert immer noch dafür, daß wir beobachten und abwarten sollen, nichts unternehmen, unsere Kräfte sammeln. Und im Präsidium wird er garantiert gegen deine Allianz mit Salaman auftreten.«
    Thu-Kimnibol spuckte. »Husathirn Mueri! Dieses schlüpfrige Gespenst! Wie kann Taniane bloß so einem Kerl ihr Vertrauen schenken?«
    »Wer hat gesagt, daß sie ihm vertraut? Nein, dazu ist sie viel zu klug. Aber sie hört auf ihn. Und ich garantiere dir, er wird ihr gegen jegliche Militäraktion raten, wenn du sie vorschlägst. Möglicherweise kriegt er sie sogar herum.«
    »Darum wird man sich kümmern müssen«, grollte Thu-Kimnibol.
    Trotz der Vorwarnungen war er bestürzt über die Verwandlung, die seit dem Sommer mit Taniane geschehen war. Sie sah aus, als wäre sie hundert Jahre alt. Es war kaum zu glauben, daß dieses trübäugige, stumpffellige Weib der wilde hitzige Häuptling sein sollte, der so viele Dekaden lang diese Stadt mit starker Hand regiert hatte. Die grotesken Masken der früheren Häuptlinge an der Wand hinter ihr schienen Tanianes müde Schlaffheit höhnisch zu unterstreichen. Thu-Kimnibol schämte sich beinahe, daß er selber so vital und stark war.
    »Endlich«, sagte sie. »Ich hab schon geglaubt, du kommst überhaupt nicht mehr zurück.«
    »Die Verhandlungen mit Salaman waren kompliziert. Und sie erforderten ziemlich viel taktvolle Planung. Außerdem hat er sich enorm bemüht, mir den Aufenthalt so angenehm wie möglich zu machen.«
    »Ein seltsamer Mann, dieser Salaman. Ich hätte eher erwartet, daß er dich noch immer haßt.«
    »Ich zunächst auch. Aber das alles sind inzwischen alte Geschichten. Er war ausgesprochen lieb und freundlich.«
    »Salaman? Lieb und freundlich?« Taniane brachte ein blasses Lächeln zustande. »Nun ja, vielleicht. Sogar die Hjjks, sagt man, können lieb und freundlich sein.« Sie sank in ihren Sessel zurück. Mit einer Stimme, die aus einer tiefen Gruft zu dringen schien, sprach sie dann: »Hier hat sich inzwischen eine Art Wahnsinn ausgebreitet, mein Thu-Kimnibol. Ich habe fast keine Kontrolle mehr über die Dinge. Ich brauche alle Hilfe, die du mir geben kannst.«
    »Ich hab dich noch nie dermaßen verzagt erlebt, Schwester.«
    »Du hast von dieser neuen Religion gehört? Diesem Kundalimon-Glauben?«
    »Hjjk-Glauben, meinst du wohl.«
    »Ja. In Wahrheit läuft es auf das hinaus.«
    »Die Herbstkarawane hat uns darüber einiges berichtet.«
    »Die Anhänger dieses Glaubens – und es sind ihrer Hunderte, Thu-Kimnibol, vielleicht Tausende! – bedrängen mich, diesen Vertrag mit der Königin zu akzeptieren. Jeden Tag überhäufen sie mich mit Petitionen. Sie marschieren zu Demonstrationen vor dem Präsidium auf. In der Öffentlichkeit, auf den Straßen brüllen sie mich an. Ich sage dir, dieser junge Mann hat in den paar Wochen, die er unter uns weilte, die Köpfe unserer Kinder mit einem Gift verseucht. Bei den Göttern, Thu-Kimnibol, ich sag dir, ich wünschte, man hätte ihn eher umgebracht!«
    Beunruhigt sagte er: »Aber du hast doch sicher nichts mit seinem Tod zu tun gehabt, Taniane?«
    In ihren Augen blitzte kurz das alte Feuer auf. »Nein! Natürlich nicht! Ganz und gar nicht! Bin ich etwa eine Mörderin? Ich hatte keine Ahnung, daß der Junge einen derartigen Schaden anrichten würde. Außerdem war er der Geliebte von Nialli. Glaubst du etwa, ich hätte ihn deswegen beseitigen lassen wollen? Nein, Bruder, ich hatte damit nichts zu tun. Und ich wünschte, ich wüßte, wer das getan hat.«
    »Er war ihr – Geliebter?« fragte Thu-Kimnibol erschüttert.
    »Ja, hast du das denn nicht gewußt? Sie waren Kopulationspartner und überdies auch noch Tvinnr-Partner. Ich dachte, das ist inzwischen allgemein bekannt.«
    »Ich war mondelang fort,

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