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Der Neue Frühling

Der Neue Frühling

Titel: Der Neue Frühling Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Jordan
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überbrückte und den Hall der fernen Signalhörer übertönte. »Aan'allein!«
    Lan wechselte mit Bukama einen fragenden Blick. Das war die Alte Sprache, die Sprache, die im Zeitalter der Legenden gesprochen worden war sowie in den Jahrhunderten vor den Trolloc-Kriegen. Die beste Übersetzung, die Lan einfiel, lautete ›Ein Mann allein‹. Aber was hatte das zu bedeuten? Warum sollten die Aiel das rufen?
    »Sie gehen los«, murmelte Bukama, und das taten die Aiel in der Tat.
    Aber nicht auf den Kamm zu. Die Reihe verschleierter Aiel wandte sich nordwärts und hatte bald den Laufschritt wieder aufgenommen, und sobald die ersten ein gutes Stück am Ende des Kamms vorbei waren, schlugen sie wieder die östliche Richtung ein. Das wurde immer verrückter. Es handelte sich nicht um ein Flankenmanöver, nicht, wenn es nur auf einer Seite stattfand.
    »Vielleicht gehen sie zurück in die Wüste«, rief Caniedrin. Er klang enttäuscht. Andere Stimmen riefen ihn laut nieder. Der allgemeinen Ansicht nach würden die Aiel niemals gehen, bevor sie alle tot waren.
    »Folgen wir ihnen?«, fragte Bukama leise.
    Nach einem Moment schüttelte Lan den Kopf. »Wir suchen Lord Emares und sprechen – höflich – mit ihm über Hämmer und Ambosse.« Er wollte auch herausfinden, was es mit den vielen Signalhörnern auf sich hatte. Dieser Tag fing merkwürdig an, und Lan hatte das Gefühl, dass es noch mehr Seltsamkeiten geben würde, bevor er zu Ende war.

KAPITEL 2
 
Ein Wunsch geht in Erfüllung
    In dem Kamin aus grünem Marmor loderte ein Feuer, trotzdem war es im Wohnzimmer der Amyrlin so kalt, dass Moiraine zitterte, und nur festes Zusammenbeißen verhinderte, dass ihre Zähne laut klapperten. Natürlich verhinderte es auch, dass sie gähnte, was sie nicht zulassen durfte, obwohl sie die halbe Nacht nicht geschlafen hatte. Die farbenprächtigen Wintergobelins an den Wänden – helle Szenen des Frühlings und von Gärten – hätten mit Frost überzogen sein und von den verschnörkelten Deckensimsen Eiszapfen hängen müssen. Zum einen befand sich der Kamin auf der ihr gegenüberliegenden Zimmerseite, und seine Wärme reichte nicht weit. Zum anderen waren die Scheiben der torbogenförmigen Verandatüren, die auf den Balkon über dem privaten Garten der Amyrlin hinausführten, nicht so dicht, wie sie sein sollten, und sie ließen an den Rändern kalte Luft hinein. Jedes Mal, wenn draußen eine Windböe niederging, traf sie die eiskalte Zugluft in den Rücken und schnitt durch ihr Wollkleid. Sie traf auch ihre beste Freundin, aber da Siuan nun einmal Tairenerin war, hätte sie sich nicht einmal anmerken lassen, wenn sie erfrieren würde. Der Sonnenpalast in Cairhien, in dem Moiraine größtenteils aufgewachsen war, war im Winter oft genauso kalt gewesen, aber da war sie immerhin nicht gezwungen gewesen, in der Zugluft zu stehen. Die Kälte drang auch aus den marmornen Bodenfliesen und dem illianischen Teppich mit Blumenmuster durch Moiraines Schuhe. Der goldene Große Schlangenring, die Schlange, die sich in den Schwanz biss und somit Ewigkeit und Beständigkeit und den Bund der Trägerin zur Burg symbolisierte, fühlte sich wie ein Ring aus Eis an. Wenn die Amyrlin einer Aufgenommenen befahl, sich dort hinzustellen und sie nicht zu stören, dann stand die Aufgenommene eben an der Stelle, die die Amyrlin gezeigt hatte, und versuchte, sich ihr Zittern nicht anmerken zu lassen. Aber noch schlimmer als die Kälte war der Gestank nach ätzendem Qualm, den nicht einmal die größte Zugluft fortwehen konnte. Das war nicht der Qualm aus den Schornsteinen, sondern von den niedergebrannten Dörfern um Tar Valon.
    Die Konzentration auf die Kälte hielt Moiraine davon ab, sich nicht über den Rauch aufzuregen. Oder die Schlacht. Der Himmel vor den Fenstern zeigte jetzt das Grau des frühen Morgens. Bald würden die Kämpfe weitergehen, wenn sie das nicht schon bereits getan hatten. Sie wollte wissen, wie die Schlacht stand. Sie hatte ein Recht, es zu wissen. Ihr Onkel hatte den Krieg angefangen. Sie entschuldigte nicht im mindesten die Zerstörung, die die Aiel nach Cairhien getragen hatten, sowohl in die Stadt wie auch in die Nation, aber sie wusste genau, wo letztlich die ursächliche Schuld lag. Doch seit der Ankunft der Aiel hatten die Aufgenommenen das Burggelände genauso wenig verlassen dürfen wie die Novizinnen. Die Welt außerhalb der Mauern hätte genauso gut aufhören können zu existieren.
    Von Azil Mareed, dem Hohen Kommandanten

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