Der Neue Frühling
Moiraine, aber ich glaube, ich schaffe es, dass sie mich hineinbitten.«
Moiraine wollte sagen, dass das wahrscheinlich genauso lange dauern würde, aber Siuan packte sie fest an den Schultern, drehte sie um und betrachtete sie kritisch von oben bis unten. »Die Zofe einer Lady soll darauf achten, dass ihre Herrin korrekt gekleidet ist«, sagte sie und gab Moiraine einen Schubs auf die Tür zu. »Geh! Die Shatayan wartet auf dich. Und mit etwas Glück wartet ein junger Diener namens Cal auf Suki.«
KAPITEL 25
Eine Antwort
Die Shatayan wartete tatsächlich, eine große, gut aussehende Frau, in Würde eingehüllt und frostig, weil man sie warten ließ. Der Blick ihrer braunen Augen hätte Wein herunterkühlen können. Jede Königin, die es sich mit einer Shatayan verdarb, war eine Närrin, daher gab sich Moiraine betont liebenswürdig, als die Frau sie durch die Flure führte. Sie glaubte, dass es ihr zu einem gewissen Grad gelang, das Eis zu brechen, aber es fiel ihr schwer, sich zu konzentrieren. Ein junger Diener? Sie wusste nicht, ob Siuan schon einmal mit einem Mann zusammen gewesen war, aber ganz gewiss würde sie es nicht nur tun, um an Ines' Gefolge heranzukommen! Nicht mit einem Diener!
Statuen und Wandbehänge säumten die Flure, was sie höchst überraschend fand angesichts dessen, was sie über die Grenzlande wusste. Marmorfriese von Frauen mit Blumen oder spielenden Kindern, Seidenbehänge, die Felder und Blumen zeigten, Adlige in Gärten, aber nur wenige Jagdszenen und keine einzige Schlacht. Wenn man die Flure entlangging, blickte man in regelmäßigen Abständen aus Bogenfenstern in weitaus mehr Gärten, als sie erwartet hätte, und auch in gepflasterte Innenhöfe, manchmal mit Marmorspringbrunnen. In einem sah sie etwas, das sie die Fragen über Siuan und einen Lakaien schnell vergessen ließ.
Es war ein schlichter Innenhof, ohne Springbrunnen oder Säulengang, wo Männer in Reihen an den Wänden standen und zwei anderen zusahen, die die Oberkörper entblößt hatten und mit hölzernen Übungsschwertern kämpften. Ryne und Bukama. Es war ein Kampf, wenn auch zur Übung: Treffer landeten so fest auf Haut, dass sie das Klatschen hören konnte. Alle von Ryne erzielt. Sie würde ihnen aus dem Weg gehen müssen, und Lan ebenfalls, sollte er auch hier sein. Er hatte sich keine Mühe gegeben, seine Zweifel zu verhehlen, und sie wollte nicht, dass er Fragen aufwarf, mit denen sie lieber nicht konfrontiert werden wollte. War sie Moiraine oder Alys? Schlimmer, war sie eine Aes Sedai oder eine Wilde, die nur so tat? Fragen, die am darauf folgenden Abend auf den Straßen erörtert werden würden, wo jede Schwester sie hören konnte, und die letztere Frage war eine, der jede Schwester nachgehen würde. Glücklicherweise würden drei umherziehende Soldaten kaum dort erscheinen, wo sie sich aufhalten würde.
Prinz Brys, ein stämmiger Mann mit grünen Augen, begrüßte sie im kleinen Kreis in einem Saal mit rot-goldener Täfelung. Zwei verheiratete Schwestern des Prinzen waren mit ihren Männern anwesend, und eine von Ethenielles Schwestern mit ihrem Gemahl, die Männer in unauffälliger Seide, die Frauen in bunten Farben mit Gürteln dicht unter den Brüsten. Diener in Livree boten Süßigkeiten und Nüsse an. Moiraine fürchtete, vom Aufschauen einen steifen Nacken zu bekommen; die kleinste Frau war größer als Siuan, und sie hielten sich alle sehr gerade. Für eine Schwester hätten sie ein wenig die Köpfe geneigt, Männer wie Frauen, aber sie wussten, dass sie Lady Moiraine ebenbürtig waren.
Die Gesprächsthemen reichten von Musik und dem besten Musikanten unter den Adligen bei Hofe bis zu den Strapazen einer Reise; ob die Gerüchte über einen Mann, der die Macht lenken konnte, zutreffend waren und sich deshalb so viele Aes Sedai in der Gegend herumzutreiben schienen, und Moiraine fiel es schwer, unbekümmert und geistreich zu sein, wie man es von ihr erwartete. Ihr lag wenig an Musik und noch weniger daran, wer die Instrumente spielte; in Cairhien wurden Musiker in Dienst genommen und wieder vergessen. Jeder wusste, dass Reisen anstrengend war, wenn man nach zwanzig oder dreißig Meilen nicht mit einem Bett oder einer anständigen Mahlzeit rechnen konnte, und das galt für gutes Wetter. Offensichtlich waren einige der Schwestern wegen der Gerüchte über den Mann unterwegs, und andere, um Bande zu festigen, die vielleicht während des Aiel-Krieges gelockert worden waren, damit den Königen und
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