Der Neue Frühling
Häusern klar war, dass man nach wie vor erwartete, dass sie ihren Verpflichtungen gegenüber der Burg nachkamen, sowohl öffentlichen wie privaten. Wenn noch keine Aes Sedai in den Aesdaishar-Palast gekommen war, würde es nicht mehr lange dauern, bis eine kam, was ein weiterer Grund für Moiraine war, dass sie sich mit dem belanglosen Plaudern so schwer tat. Das und die Tatsache, dass sie dauernd an die anderen Gründe denken musste, weshalb Schwestern unterwegs sein mochten. Die Männer machten gute Miene zum bösen Spiel, aber sie glaubte, die Frauen fanden sie besonders stumpfsinnig.
Als Brys' Kinder hereingebracht wurden, empfand Moiraine eine große Erleichterung. Dass ihr seine Kinder vorgestellt wurden, war ein Beleg dafür, dass man sie in seinem Haushalt akzeptierte, aber mehr noch, es bedeutete das Ende der Audienz. Antol, der älteste Sohn, war als Thronerbe mit Ethenielle im Süden, somit fiel es einem hübschen Mädchen mit grünen Augen namens Jarene zu, ihre Schwester und vier Brüder hereinzuführen, dem Alter nach, wie es die Etikette vorschrieb, aber die beiden jüngsten Knaben trugen noch Röcke und wurden von Kindermädchen getragen. Moiraine unterdrückte ihre Ungeduld, endlich zu erfahren, was Siuan herausgefunden hatte, machte den Kindern Komplimente wegen ihres guten Benehmens und ermutigte sie zu ihrem Unterricht. Sie mussten sie für so langweilig halten, wie es ihre Eltern taten. Nicht schlimm.
»Und wie seid Ihr zu Euren Blutergüssen gekommen, Lord Diryk?«, fragte sie und hörte der ernst vorgetragenen Geschichte des Jungen über einen Sturz kaum zu. Bis ...
»Mein Vater sagt, es war Lans Glück, dass ich nicht getötet wurde, meine Lady«, sagte Diryk und warf seine Förmlichkeit strahlend ab. »Lan ist der König von Malkier, der Mann mit dem meisten Glück auf der Welt, und der beste Schwertkämpfer. Natürlich abgesehen von meinem Vater ...«
»Der König von Malkier?«, fragte Moiraine blinzelnd. Diryk nickte heftig und berichtete mit einem immensen Wortschwall von Lans Ausflügen in die Große Fäule und den Malkieri, die nach Aesdaishar gekommen waren, um sich ihm anzuschließen, bis sein Vater ihn bat zu schweigen.
»Lan ist ein König, wenn er es zu sein wünscht, meine Lady«, sagte Brys. Eine sehr seltsame Bemerkung, und sein zweifelnder Tonfall machte sie noch seltsamer. »Er bleibt meistens in seinen Gemächern.« Brys schien auch das zu bekümmern. »Aber Ihr werdet ihn kennen lernen, bevor Ihr – meine Lady, ist Euch nicht wohl?«
»Nicht sehr«, sagte sie. Sie hatte gehofft, dass sie Lan Mandragoran noch einmal begegnen würde, hatte es geplant, aber nicht hier! Ihr Magen krampfte sich zusammen. »Ich werde mich wohl ein paar Tage in meine Gemächer zurückziehen, wenn Ihr mir vergeben wollt.«
Natürlich vergab er ihr, und alle äußerten ihr Bedauern, auf ihre Gesellschaft verzichten zu müssen, und Verständnis für die Belastung, die die Reise für sie gewesen sein musste. Allerdings hörte sie eine der Frauen murmeln, dass Südländer sehr empfindlich sein mussten.
Eine junge Frau mit flachsblonden Haaren in Grün und Rot wartete, um Moiraine in ihre Räume zurückzubringen. Elis machte jedes Mal einen Hofknicks, wenn sie etwas sagte, was bedeutete, dass sie anfangs ziemlich viele Knickse machte. Man hatte ihr von Moiraines Schwächeanfall erzählt, daher fragte sie alle zwanzig Schritte, ob Moiraine sich setzen und verschnaufen wolle, ob man ihr kalte feuchte Tücher oder warme Ziegelsteine für ihre Füße auf das Zimmer bringen solle, Riechsalz oder ein Dutzend mehr Heilmittel gegen Schwindel, bis Moiraine ihr brüsk sagte, sie solle still sein. Das alberne Mädchen führte sie stumm und mit ausdrucksloser Miene weiter.
Moiraine interessierte nicht im Geringsten, ob die Frau beleidigt war. Im Augenblick wollte sie nur Siuan mit guten Nachrichten vorfinden. Am besten mit dem Jungen auf dem Arm, der auf dem Drachenberg geboren worden war, und seine Mutter reisefertig angezogen. Am allermeisten aber wollte sie aus den Fluren verschwinden, bevor sie Lan Mandragoran über den Weg lief.
Während sie sich noch seinetwegen Sorgen machte, bog sie hinter der Dienerin um eine Ecke und sah sich plötzlich Merean gegenüber, die die blaue Stola über den Armen trug, von Angesicht zu Angesicht. Die Shatayan selbst führte Merean, und hinter der mütterlichen Schwester folgte eine ganze Karawane von Dienern. Eine Frau trug ihre roten Reithandschuhe, eine den
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