Der Neue Frühling
sein«, beantwortete sie Moiraines Frage. »Aber sie ist sehr teuer, das habe ich zumindest gehört. Sehr teuer.« Moiraine nahm einen der prallen Geldbeutel, auch wenn er ihren Gürtel nach unten zog. Dieser Schmied musste getaumelt sein! Nein, Siuan sah Gespenster, das war alles.
Silene erwies sich als eine schmächtige Frau mit einer arroganten Art und kühler Stimme, deren funkelndes blaues Kleid vom Kragen an so tief ausgeschnitten war, dass es einen Großteil ihres Busens entblößte. Das Kleidungsstück haftete ja kaum an ihren Schultern! Allerdings machte sich Moiraine keine Sorgen, in so ein Kleid gesteckt zu werden. Sie hatte vor, so ziemlich jede Anstandsregel zwischen einer Frau und ihrer Schneiderin zu verletzen. Sie tolerierte das Ausmessen, da es keine Möglichkeit gab, dies zu beschleunigen, aber bei der Schnelligkeit, mit der sie Farbe und Stoff aussuchte, kniff Silene die Augen zusammen. Einen Augenblick lang hatte es schon den Anschein, als würde sie sich weigern, das zu nähen, was Siuan brauchte, aber Moiraine sagte ihr ruhig, dass sie den doppelten Preis bezahlen würde. Die Augen der Frau verengten sich bei der Erwähnung des Preises fast zu Schlitzen, aber sie nickte. Und Moiraine wusste, dass sie bekommen würde, was sie wollte. Hier zumindest.
»Ich will sie morgen haben«, sagte sie. »Setzt alle Eure Näherinnen an die Arbeit.«
Das ließ Silene nicht die Augen zusammenkneifen. Sie riss sie weit auf, Wut blitzte in ihnen auf. Ihr Ton wurde eisig. »Unmöglich. Vielleicht am Ende des Monats. Vielleicht auch später. Wenn ich überhaupt dazu die Zeit finde. Viele hochrangige Ladys haben neue Gewänder bestellt. Der König von Malkier besucht den Aesdaishar-Palast.«
»Der letzte König von Malkier ist vor fünfundzwanzig Jahren gestorben, Silene.« Moiraine nahm den fetten Geldbeutel, kippte ihn auf dem Tisch im Ausmesszimmer aus und schüttete dreißig Goldkronen auf das Holz. Sie bestellte mehr als drei Kleider, aber obwohl Seide in Chachin genauso teuer wie in Tar Valon war, kosteten die Näharbeiten viel weniger, und das war das Teuerste an einem Kleid.
Silene betrachtete die Münzen gierig, und ihre Augen leuchteten, als sie hörte, dass sie noch einmal so viel bekommen würde, wenn die Kleider fertig waren.
»Aber von den zweiten dreißig werde ich sechs für jeden Tag behalten, die es dauert.« Plötzlich sah es so aus, als könnten die Kleider doch früher als in einem Monat fertig werden. Viel früher.
»Du hättest deine Kleider so machen lassen sollen, wie sie diese dürre Hure trägt«, sagte Siuan, als sie wieder in die Sänfte stiegen. »Damit sie leicht herunterfallen. Du kannst doch ebenso gut deinen Spaß daran haben, dass Männer dich ansehen, wenn du deinen dummen Kopf auf den Henkersklotz legst.«
Moiraine führte eine Novizinnenübung durch, stellte sich selbst als eine Rosenknospe in völliger Stille vor, die sich der Sonne öffnete. Glücklicherweise brachte ihr das Ruhe. Sie in Siuans Nähe nicht zu verlieren würde schwer sein. Sie würde sich einen Zahn abbrechen, wenn sie weiter so mit ihnen knirschte. »Es gibt keine andere Möglichkeit, Siuan.« Der Tag war schon zur Hälfte vorüber, und es gab noch viel zu tun. »Glaubst du, Frau Tolvina wird ihre Rauswerfer für länger als ein paar Stunden zur Verfügung stellen?« Der König von Malkier? Beim Licht! Die Frau musste sie für eine völlige Närrin gehalten haben!
Zwei Tage nach Moiraines Ankunft in Chachin fuhr vormittags eine von einem Mann mit Schultern wie ein Stier gesteuerte gelblackierte Kutsche mit zwei hinten angebundenen Pferden, einem Braunen mit schönem Hals und einem schlanken Grauen, vor dem Aesdaishar-Palast vor. Lady Moiraine Damodred, deren bunte Streifen von dem hochgeschlossenen Hals ihres dunkelblauen Gewands bis unter die Knie reichten, wurde mit allen gebührenden Ehren von einem hochrangigen Diener, der unter dem Roten Pferd auf der Schulter einen silbernen Schlüsselbund aufgenäht hatte, empfangen. Der Name des Hauses Damodred war natürlich bekannt, wenn auch nicht ihrer, und da König Laman tot war, konnte jede Damodred den Sonnenthron besteigen. Wenn er nicht von einem anderen Haus erobert wurde.
Man gab ihr ihrem Rang entsprechende Gemächer, drei Zimmer mit Seidenwandbehängen auf der mit Rosenschnitzereien verzierten Wandvertäfelung und einem Balkon mit Marmorbrüstung mit Blick nach Norden über die Stadt hinweg zu höheren, schneebedeckten Gipfeln, und teilte ihr
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