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Der neunte Buddha - Thriller

Der neunte Buddha - Thriller

Titel: Der neunte Buddha - Thriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Aufbau
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grünen Vorgebirgen stehen. Sie ragten auf wie Bollwerke, die den Zugang zu dem riesigen Hochland von Tibet versperrten, einem verbotenen Königreich, sorgfältig gehütet von seinen Schutzgöttern. Oder, prosaischer ausgedrückt, von bewaffneten tibetischen Grenzwächtern.
    Als Christopher von seinem Pony stieg, erinnerten ihn die Gewürze und Gerüche des Basars sofort lebhaft an seinen Vater. Hier war er mit ihm herumgegangen, gefolgt von ihrem Büroangestellten Jit Bahadur. Und hinter ihnen seine Mutter ganz in Weiß in einer offenen Sänfte, die auf den Schultern von vier tadellos gekleideten Dienern ruhte. Das war in den Tagen, als sein Vater als britischer Resident am Hofe des lokalen Herrschers Mahfuz Sultan amtierte.
    Arthur Wylam war ein wichtiger Mann gewesen. Der Vizekönig selbst hatte ihn ernannt. Die Wylams waren Anglo-Inder, das heißt Nachkommen eines englischen Vaters und einer indischen Mutter, seit drei Generationen. Christophers Großvater William war mit der britischen Ostindien-Gesellschaft unmittelbar vor dem Sepoy-Aufstand ins Land gekommen und später als Friedensrichter des Indian Civil Service in Secunderabad geblieben. Der kleine Christopher war mit Geschichten über die großen Beamtenfamilien – die Rivett-Carnacs, die Maynes und die Ogilvies – aufgewachsen. Ständig wurde ihm vorgehalten, es sei seine Pflicht, wie auch später die seines Sohnes, den Namen der Wylams in diesem illustren Kreis zu verewigen.
    Kalimpong hatte sich kaum verändert. Die Hauptstraße, eine Ansammlung winziger Läden, war wie eh und je erfüllt von den Schreien der fliegenden Händler und Maultiertreiber. Hier drängten sich bengalische Kaufleute neben kleinwüchsigen nepalesischen Sherpas und finster dreinblickendenNomaden aus Tibets Ostprovinz Cham. Die hübschen Frauen aus Bhutan mit ihrem auffallend kurzen Haarschnitt zogen die Blicke der jungen niederen tibetischen Mönche, Trapas genannt, auf sich, die zum ersten Mal zum Buddha Gaya pilgerten. Aufgeweckte Chinesen feilschten mit schlauen Marwari-Händlern und hatten davon meist Gewinn. Auf einem flachen Stein in der Mitte des Basars saß ein blinder Bettler – seine Augen eine triefende Wunde, seine Finger ein permanentes Flehen. Christopher ließ eine Münze in seine Hand fallen, und der alte Mann zeigte ein zahnloses Lächeln.
    Christophers Vater hatte das geschäftige, anarchische Kalimpong dem steifen Darjeeling, dem britischen Verwaltungszentrum fünfundzwanzig Kilometer weiter westlich, immer vorgezogen. Wie oft hatte er Christopher erklärt, wenn er in Indien leben wolle, müsse er lernen, ein Inder zu sein. Seine eigene Kaste, die Brahmanen, die vom Himmel gesandten Beamten des Verwaltungs- und Regierungsapparates, hatte Arthur Wylam stets verachtet, weil er sie für abgehoben und voreingenommen hielt.
    Die nervtötende Rangliste, die Klubs mit ihren lächerlichen Vorschriften für Etikette und Protokoll, die wirksame Rassentrennung, die selbst hochgeborene und gebildete Inder zu Fremden im eigenen Lande machte – all das hatte bei ihm mit der Zeit nur noch Zorn ausgelöst. Seine Liebe für die Menschen Indiens, für ihre Sprachen, ihre Sitten, ihre Religionen, ihre Torheit und Weisheit hatten ihn zu einem beredten und erfolgreichen Vermittler zwischen der Regierung Indiens und den verschiedenen einheimischen Herrschern gemacht, an deren Höfen er tätig war. Aber seine Verachtung für alle Konventionen in einer Gesellschaft, die davon durchdrungen war wie ein alter Schrank vom Holzwurm, hatte ihm auch Feinde eingebracht.
    Christopher stellte sein Pony in einer Ausspanne ein undbegab sich mit seinem Gepäck zu einem kleinen Rasthaus, das eine alte Bhutanesin in der Nähe von McBride’s Wolllager betrieb. Dort roch es übel, es war laut und wimmelte von den kleinen aggressiven Kalimpong-Fliegen, deren Urgroßeltern in einem besonders widerlichen Schaffell aus dem tibetischen Shigatse eingewandert sein mussten. Aber es war ein Ort, wo niemand viel fragen würde, woher ein Mann kam und was er in dieser Stadt wollte.
    Er hätte auch im Gästehaus der Regierung absteigen können, einem kleinen Dak-Bungalow am Stadtrand, mit Kübelpflanzen, Dienern und eisgekühlten Getränken. Aber dann hätte er sich in Kalkutta anmelden und als Regierungsbeamter reisen müssen. Das war das Letzte, was Christopher und Winterpole wollten. Für die Regierung Indiens war Christopher Wylam ein Privatmann, der diese bergige Gegend besuchte, um Kindheitserinnerungen

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