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Der neunte Buddha - Thriller

Der neunte Buddha - Thriller

Titel: Der neunte Buddha - Thriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Aufbau
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aufzufrischen und über den Tod seiner Frau hinwegzukommen. Sollte es Ärger geben und sollten Fragen gestellt werden, dann existierte ein Mr. Wylam offiziell überhaupt nicht.
    Als Christopher von seinem Raum die Treppe herunterkam, fand er das Rasthaus in hellem Aufruhr. Eine Gruppe Nepalesen war nach einer Reise von fast drei Wochen aus Kathmandu eingetroffen. Sie suchten Arbeit auf den Teeplantagen um Darjeeling. Es waren etwa ein Dutzend arme Männer in zerschlissenen Kleidern, Bauern, auf deren Feldern im letzten Jahr kaum Gerste gereift war, weshalb sie den Winter über nicht genug zu essen hatten. Das Rasthaus war ihnen von einem nepalesischen Händler empfohlen worden, dem sie unterwegs begegnet waren. Aber jetzt musste ihnen die forsche kleine Wirtin erklären, dass sie für so viele Leute keinen Platz hatte.
    Es sah nicht so aus, als könnte die Szene wirklich außer Kontrolle geraten. Solche Händel gingen selten über Wortgefechteoder ein harmloses Stoßen und Schubsen hinaus. Christopher taten die Männer leid. Früher hatte er zuweilen mit Bauern wie diesen zusammengelebt und war viel in Nepal herumgekommen. Er verstand, was sie zu dieser Jahreszeit dazu trieb, Heim und Familie zu verlassen und sich auf einen so gefährlichen und beschwerlichen Weg zu machen, stets ihre kleine Habe auf dem Rücken.
    Der Kontrast zu seiner eigenen Reise nach Indien konnte größer nicht sein. Winterpole hatte für Christopher arrangiert, dass er mit einem Handley-Page-Doppeldecker über Ägypten, Irak und Persien fliegen konnte. Während diese Männer sich durch Schnee und Eis gekämpft, Stürme und ständige Gefahren überwunden hatten, war er wie ein Vogel über die Welt geflogen, wobei Enge und ein wenig Kälte die schlimmsten Unbequemlichkeiten waren.
    Er wollte schon eingreifen, beherrschte sich aber im letzten Moment. Seine Ausbildung siegte über den Instinkt. Denn eine eherne Regel seines Gewerbes lautete, nie aufzufallen und sich stets im Hintergrund zu halten. Er war als armer englischer Handelsmann aus Kalkutta nach Kalimpong gekommen, den das Glück verlassen hatte und der fernab vom Ort seines Misserfolges eine neue Chance suchte. Auf einen solchen Mann würde niemand achten, denn von seiner Sorte gab es genug in den billigen Herbergen der großen Städte und in den Absteigen der Grenzlandbasare.
    Christopher wandte sich von den streitenden Bauern ab und begab sich in den großen Gemeinschaftsraum. Er war der Mittelpunkt des Rasthauses, wo die Gäste tagsüber ihr Essen kochten und sich nachts diejenigen ohne eigenes Zimmer zur Ruhe betteten.
    Der Raum war dunkel und schmierig, es roch nach Schweiß und altem Essen. In den Ecken waren Wollballen und Jutesäcke mit Reis oder Gerste aufgeschichtet. An einer Wandkochten ein alter Mann und eine Frau etwas auf einem kleinen eisernen Dreifuß. Neben ihnen versuchte jemand, unter einer fleckigen Decke zu schlafen. Eine große Fliege, die es zu dieser Jahreszeit gar nicht mehr geben durfte, flog laut summend im Raum umher, ohne etwas von Interesse zu finden. Durch das halboffene Fenster war die Stimme eines Mädchens zu hören. Einfach, aber hingebungsvoll, mit verträumter, entrückter Stimme sang es ein bengalisches Lied über Krishna:
    Bondhur bangshi baje bujhi bipine
    Shamer bangshi baje bujhi bipine
    Ich höre die Flöte meines Geliebten im Walde spielen.
    Ich höre die Flöte des Dunklen Herrn im Walde spielen.
    Christopher versuchte, sich das Mädchen vorzustellen. Sicher hatte es dunkle Augen, kleine Brüste und das Haar zu festen langen Zöpfen geflochten wie auf den Bildern von Radha, die in so vielen Häusern an der Wand hingen. Einen Augenblick lang fragte er sich, wer sie sein mochte, die da draußen in der Gasse sang, als wollte ihr das Herz brechen. Dann entzog er sich dem Zauber der Stimme und rief nach der Bedienung. Ein Junge lief herbei.
    »Ja, Sahib? Was wünschen Sie?«
    »Tee. Ich möchte Tee.«
    Ystrang ?«
    »Nein, nicht dieses verdammte Zeug! Milden Tee, indischen. Und einen Chota peg dazu.«
    »Whisky haben wir hier nicht, Sahib. Tut mir leid.«
    »Dann hol welchen, Abdul, verdammt noch mal! Hier, nimm!« Er drückte dem Jungen eine schmierige Rupie in die Hand. »Los, beweg dich! Juldi, juldi !«
    Der Junge stürzte davon, und Christopher lehnte sichgegen die Wand. Er hasste die Rolle, die er hier zu spielen hatte. Aber er spielte sie, weil sie ihn unverdächtig machte. Das störte ihn mehr als alles andere, dass man unverdächtig war,

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