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Der neunte Buddha - Thriller

Der neunte Buddha - Thriller

Titel: Der neunte Buddha - Thriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Aufbau
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Leute.« Wieder dieser seltsame Blick.
    »Und du meinst, ich sehe nicht wichtig genug oder nicht christlich genug aus? Meinst du das?«
    Der Junge zuckte die Achseln. Er spürte, dass er zu weit gegangen war. Es brachte nie etwas, einen Europäer zu verärgern.
    »Ich weiß nicht, Sahib. Es geht mich auch nichts an. Verzeihen Sie, Sahib.«
    Er wandte sich um und schlüpfte hinaus.
    »Boy!«, rief Christopher ihm nach.
    Der Junge schaute noch einmal zur Tür herein.
    »Wie heißt du?«
    »Abdul«, antwortete er. Er spuckte das Wort förmlich aus, als hätte es einen schlechten Geschmack.
    »Das kann nicht sein. Du bist kein Moslem. Und wenn du einer wärst – Abdul ist kein richtiger Name. Das weiß sogar ich. Also?«
    »Lhaten, Sahib.«
    »Laten?« Christopher sprach den Namen absichtlich falsch aus. »Sehr gut, Laten. Wenn ich dich brauche, rufe ich.«
    »Danke, Sahib.«
    Lhaten streifte Christopher mit einem letzten verwunderten Blick, bevor er verschwand.
    Christopher schlürfte seinen Tee. Er schmeckte widerlich. Er setzte die Tasse ab und stürzte den Chota peg hinunter. Der war auch nicht viel besser. Draußen hatte das Mädchen aufgehört zu singen. Die Geräusche von Mensch und Tier auf dem Basar wurden schwächer. Über Kalimpong senkte sich nachmittägliche Stille. Christopher setzte das leere Whiskyglas ab und seufzte tief auf. Jetzt war er angekommen.
7
    Mishig, der mongolische Handelsvertreter, der den Funkspruch nach Kalkutta abgesetzt hatte, war verschwunden. Nach Auskunft von George Frazer, seinem britischen Amtskollegen, war er noch einmal in Kalimpong gewesen, hattees dann aber vor zehn Tagen ohne Vorankündigung wieder verlassen. Frazer berichtete Christopher, was er über den Mönch wusste, der die ursprüngliche Nachricht aus Tibet gebracht hatte.
    Dessen Name war Tsewong. Er war offenbar über den Nathu-la-Pass und durch Sikkim aus dem Gebirge gekommen, bevor er am Rande von Kalimpong vor Erschöpfung zusammenbrach. Dort hatte ihn nach Frazers Informationen am 14. Dezember ein zufällig vorbeikommender Bauer mit hohem Fieber, schon im Delirium und dem Tode nah, aufgefunden.
    Er hatte ihn mit seinem Wagen zu dem Waisenhaus gebracht, wo Reverend John Carpenter und dessen Frau sich um ihn kümmerten, bis der Arzt der Mission von einem Besuch in einem nahegelegenen Dorf zurückkehrte. Der war dagegen gewesen, Tsewong ins Krankenhaus der Presbyterianer zu verlegen, und hatte die ganze Nacht bei ihm gewacht. Am Morgen war der Mönch tot, offenbar ohne noch etwas Verständliches von sich gegeben zu haben.
    Bevor der Leichnam dem tibetischen Vertreter übergeben wurde, der sich um seine Verbrennung kümmern wollte, hatte der Doktor die Taschen des Mannes durchsucht, genauer gesagt, den Beutel in den Falten seines Gewandes, wo tibetische Männer ihre persönlichen Habseligkeiten mit sich führen.
    Dort fand er neben solchen für einen Lama typischen Dingen wie einem hölzernen Teebecher (der auch als Gefäß für den Verzehr von Tsampa diente), der traditionellen metallenen Wasserflasche, die am Gürtel getragen wird, auch einen Rosenkranz mit 108 Perlen aus gelbem Holz, ein kleines Talisman-Behältnis und ein paar Kräuter sowie einen Brief in ausgezeichnetem, korrektem Englisch. Darin wurde jeder, »den dies betreffen mag«, darum gebeten, seinem Besitzer,Tsewong Gyaltsen, jegliche Unterstützung zuteilwerden zu lassen, da er als Abgesandter eines tibetischen religiösen Würdenträgers reise, der nur als »Dorje Lama« bezeichnet war.
    Im selben Umschlag lag noch ein weiteres Blatt. Es enthielt ganze fünf Zeilen, die aber auf Tibetisch abgefasst waren, das der Arzt nicht verstand. Er hatte es für besser gehalten, die beiden Papiere nicht zusammen mit dem Leichnam und den anderen persönlichen Gegenständen an den tibetischen Vertreter zu übergeben. Stattdessen hatte er sie Frazer gezeigt, der die tibetischen Zeilen von einem seiner Angestellten übersetzen ließ. Es handelte sich lediglich um Hinweise, wie der mongolische Handelsagent Mishig zu finden war.
    Eine Frage ließ Christopher nicht los, als er auf dem Weg, den Lhaten ihm beschrieben hatte, zu dem Waisenhaus ging: Wenn der Mönch Tsewong bereits mit dem Tode rang, als er Kalimpong erreichte und in der Tat am nächsten Morgen in den Knox Homes gestorben war, wie in aller Welt war es ihm dann gelungen, Samjatins Nachricht Mishig zuzuleiten? Hatte das ein anderer für ihn getan? Und wenn ja, wer?
    Das Waisenhaus wie auch die Kirche, neben

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