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Der neunte Buddha - Thriller

Der neunte Buddha - Thriller

Titel: Der neunte Buddha - Thriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Aufbau
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Sie Ruhe haben wollen, dann gibt es hier genügend andere Räume, wohin Sie sich zurückziehen können.«
    »Der Junge sollte jetzt keine Musik hören. Er sollte schlafen. Morgen wird für ihn ein langer Tag. Große Verantwortung wird auf seine Schultern fallen.«
    Der Hutuktu schnaufte empört.
    »Der Junge sollte nicht schlafen. Er sollte in meiner Privatkapelle sein, beten, meditieren und sich auf seine Proklamation vorbereiten. Diese Formalitäten müssen eingehalten werden. Man darf den Jungen nicht unvorbereitet seinem Schicksal ausliefern.«
    Er hielt inne und sog den Rauch tief in sich ein. Er erinnerte sich an die Tage vor seiner eigenen Inthronisierung alsHutuktu – die Nachtwachen, die Opfer, das Fasten, die langen, trüben Stunden der Zeremonien. Diese Zeitverschwendung. Er wollte den Jungen von hier fortbringen, bevor die wirkliche Auseinandersetzung begann.
    »Das geht Sie jetzt nichts mehr an.« Samjatin runzelte die Stirn, eher irritiert als wütend. Heute Abend wollte er sich nicht mehr aufregen. Die Mongolei war in seiner Hand. Nächsten Monat würde er in einem vergoldeten Saal des Kreml sitzen und mit Lenin und Sinowjew als Ebenbürtiger zu Abend essen.
    »Ich bin jetzt der Lehrer dieses Jungen«, sagte der Hutuktu. »Wer wäre besser geeignet, ihn einzuweisen? Ihm das mitzugeben, was ich weiß? Keine Angst, meine Laster erspare ich ihm, wenn Sie ihm Ihre ersparen. Er braucht sie nicht. Aber meine Erfahrungen und meine Erinnerungen werden ihm von Nutzen sein. Ich sage noch einmal, in dieser Nacht braucht er eher Gebete als Schlaf. Und noch mehr Meditation. Oder wollen Sie auch der spirituelle Ratgeber des neuen Herrschers werden? Ich glaube kaum, dass Sie dafür qualifiziert sind.«
    Darauf erwiderte Samjatin nichts. Ob der Junge nun schlief oder betete, war ihm gleichgültig. Solange er gefügig blieb und sich bereitfand, am nächsten Tag nach dem üblichen Ritual vorgeführt zu werden und die richtigen Gesten zu machen. Seine Männer durchsuchten bereits die Lagerräume des Palastes nach Kleidung, die die Hutuktus als Kinder zu tragen pflegten.
    Von fern her waren plötzlich Schüsse zu hören. Dann wurde es wieder still. Eine Tür schlug mit einem schweren, dumpfen Geräusch zu. Erneut krachten Schüsse in das Ticken der Uhren hinein. In der Stille der Nacht waren sie überdeutlich zu vernehmen.
    Samjatin schickte zwei Mann seiner Begleitung vor die Tür.
    »Schaut nach, was da los ist«, sagte er, »und kommt so rasch wie möglich zurück. Ich bleibe hier bei den Gefangenen. Beeilt euch.« Er zog einen Revolver aus der Tasche und prüfte ihn.
    Die Männer griffen nach ihren Gewehren und liefen hinaus. Niemand sprach ein Wort. Der Gegenangriff war schneller gekommen als erwartet, und Samjatin hatte nur eine kleine Truppe bei sich.
    Kaum eine Minute später kehrten die beiden zurück und wirkten sichtlich verschreckt.
    »Ein Angriff. Von Ungern-Sternberg. Er hat den Platz umstellt.«
    »Wie viele Männer?«
    »Schwer zu sagen, aber unsere Leute am Tor meinen, sie sind uns an Zahl überlegen.«
    »Was ist mit Suche-Bator und seinen Leuten?«
    »Die sitzen am Rundfunksender fest. Ungern-Sternbergs Chahar-Einheiten lassen sie dort nicht weg.«
    Samjatin wandte sich an Bodo.
    »Denken Sie nach, Mann! Kann man den Palast auch auf anderem Wege verlassen? Vielleicht durch einen Geheimgang? Die muss es doch hier zur Genüge geben.«
    Der Lama schüttelte den Kopf.
    »Die sind alle zugemauert worden, als die Chinesen den Hutuktu hier gefangenhielten. Man hat sie noch nicht wieder geöffnet. Außer …«
    »Ja?«
    »Außer einem, glaube ich. Hinter der Schatzkammer. Er war besser versteckt als die anderen. Dort beginnt ein Gang, der zum Tsokchin-Tempel führt. Wenn wir bis dorthin gelangen, kann ich Pferde beschaffen.«
    Samjatin dachte rasch nach. Wenn sie bis nach Altan Bulak kamen, wo die Provisorische Regierung ihren Sitz hatte,dann gab es noch eine Chance, dass sie sich mit den Truppen der Bolschewiken vereinigen konnten, die von Norden her im Anmarsch waren. Er hatte den Hutuktu und die Jungen. Alle Trümpfe waren noch in seiner Hand.
    »Schnell, schnell!«, rief er. »Gehen Sie voraus. Du und du«, er wies auf die beiden Bewaffneten, »ihr bildet die Nachhut. Vorwärts!«
    Das Schießen wurde lauter. Ungern-Sternberg konnte binnen Minuten im Palast sein.
    Rasch wurde die kleine Gruppe zusammengestellt. Bodo übernahm die Spitze, dann folgten die Gefangenen, hinter ihnen Samjatin und dessen

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