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Der neunte Buddha - Thriller

Der neunte Buddha - Thriller

Titel: Der neunte Buddha - Thriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Aufbau
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Soldaten haben auf Sie geschworen. Befehlen Sie ihnen, die Waffen niederzulegen oder sich der Volksarmee anzuschließen. Dann bleiben dem Baron nur noch seine Russen und die paar Japaner, die er im Februar nach Urga geholt hat. Ich habe ein Dekret in Ihrem Namen vorbereitet, das allen buddhistischen Truppen befiehlt, sich jeglicher Kampfhandlungen zu enthalten und weitere Befehle von Ihnen oder einem Ihrer Vertreter abzuwarten. Auch darauf fehlt nur noch Ihre Unterschrift und Ihr Siegel.«
    Und wenn es ans Töten geht , dachte er bei sich, wer wird dann als Erster am Galgen hängen ?
    Laut sagte er: »Sie haben einen eigenen Chubilgan . Soll er doch das Dekret unterschreiben. Und die treuen Buddhisten um sich sammeln.«
    »Sie wissen, dass das Zeit erfordert. Wir haben aber keine Zeit. Wir müssen sofort handeln, wenn Leben gerettet werden sollen.«
    Wessen Leben? , fragte er sich. Die von Mongolen? Oder von sowjetischen Truppen? Er wusste, dass die Streitkräfte der Roten bereits in den Norden des Landes einrückten.
    »Damit habe ich nichts zu tun. Aber wenn Sie gestatten, spreche ich mit meinem Kriegsminister.«
    Er streckte den Arm aus und griff nach dem Telefon. Dandinsuren würde verstehen und Ungern-Sternberg schicken. Dann konnte er sich zurücklehnen und zuhören, wie die beiden um die Macht stritten.
    Das Telefon war tot. Das hätte er sich denken können.
    »Tut mir leid«, sagte der Burjate. »Ihre Leitung wurde zeitweilig unterbrochen. Sie müssen sich schon hier und jetzt entscheiden.«
    Nun lehnte er sich in der Tat zurück, für den Augenblick außer Gefecht gesetzt.
    »Bringen Sie mir den Jungen«, sagte er. »Ich will mit ihm sprechen. Ich will ihn berühren.«
    Stille trat ein. Dann warf Samjatin einige Worte in schlechtem Tibetisch hin. Eine Frauenstimme antwortete, aber er fegte ihre Einwände beiseite. Es raschelte. Jemand stand neben seinem Sessel. Er streckte seine Hand aus und berührte ein Gesicht, das eines Kindes.
    »Tritt näher, Junge«, sagte er auf Tibetisch. »Ich kann dich nicht richtig spüren. Ich sehe dich nicht, also muss ich dich berühren. Keine Angst, ich tue dir nichts.«
    Der Junge blieb stocksteif stehen – in seiner Reichweite, aber Abstand haltend.
    »Was ist?«, fragte er. »Hast du Angst vor mir?« Er spürte, wie sein Herz heftig schlug. Merkwürdig, jetzt, da sie einander so nahe waren, wurde ihm plötzlich mit Schrecken bewusst, dass er es war, der sich vor dem Jungen fürchtete. Es erschien ihm wie eine Art Blasphemie, dass sie hier zusammen waren – zwei Inkarnationen einer einzigen Gottheit. In einem Winkel seines Hirns entstand ein Bild und wurde immer deutlicher: eine endlose Reihe glänzender Spiegel, in denen dieselbe Gestalt immer wiederkehrte, bis sie nur nochein winziger ferner Punkt war. Jetzt wurde ihm so klar wie nie: Er war ein Spiegel und kam sich plötzlich zerbrechlich vor wie Glas. Bei der geringsten Berührung würde er zerspringen und in winzige silberne Stückchen zerfallen.
    »Ja«, sagte der Junge. Seine Stimme zitterte, aber sie hatte einen schönen Klang. Er war sicher, der Junge war hübsch und seine Wangen sicher sehr weich. Was wäre, wenn sie miteinander schliefen? Würden das die Spiegel aushalten?
    »Wovor solltest du Angst haben?«, fragte er.
    »Ich weiß nicht«, sagte der Junge. »Aber …«
    »Ja?«
    »Tobchen hat gesagt, du würdest versuchen, mich umbringen zu lassen. Wenn du von mir wüsstest.«
    Er ließ einen Finger über die Wange des Jungen gleiten. Es war ihm immer eine Freude, Tibetisch sprechen zu hören.
    »Wer ist dieser Tobchen?«
    »Er war mein Lehrer. Und mein bester Freund. Außer Chindamani. Er war ein alter Mann. Er ist gestorben, während wir versucht haben, nach Gharoling zu kommen. Das ist lange her.«
    »Verstehe«, sagte er. »Das tut mir leid. Und auch, dass er zu dir gesagt hat, ich wollte dich töten lassen. Warum hat er das wohl gesagt?«
    »Weil du mein anderer Körper bist. Weil nur einer von uns der Hutuktu sein kann. Sie wollen mich an deiner Stelle zum Hutuktu machen.«
    Wie weich dieses Kindergesicht war. Der alte Tobchen hatte natürlich recht gehabt. Er hätte den Jungen töten lassen, wenn er dadurch auf seinem Thron hätte bleiben können. Aber der Gedanke machte ihm Angst. Wenn er einen Spiegel zerschlug, was geschah dann mit den Bildern in all den anderen?
    »Vielleicht«, murmelte er, »könnte ich dein Lehrer sein.Und wir könnten Freunde werden. Ich habe einen Palast voller Spielsachen.

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