Der Osmanische Staat 1300-1922
als
wichtigstes Referenzwerk für alle islamischen Gegenstände gelten. Ein zuverlässiges
einbändiges Lexikon für das Gesamtgebiet der osmanischen Geschichte stammt von A.
SOMEa.. Ein Novum ist das Gemeinschaftswerk für die Geschichte Südosteuropas (HÖSCH
c.a.)
Kaum zu übersehen ist die Zahl von Quelleneditionen. Die hier nur beispielhaft
getroffene Auswahl enthält v.a. verschiedene defter (KOLODZIEJczYK, NACATA, URSINUS).
Insbesondere Kadiamtsrcgister (vgl. die große Ausgabe von M. KURZ) dienen als schier
unerschöpfliche Basis von rechts- und sozialgeschichtlichen Arbeiten (wie von DocRU,
ERGENE und PEIRCE).
Die Zahl von Übersichten über die gesamte Lebenszeit des Osmanenstaats hat zugenommen, wobei der Übergang von schlichten textbooks für Studierende zu forschungsnahen Arbeiten fließend ist (vgl. etwa die Skala QUATAERT, HOWARD, KREISER/
NEUMANN, FiNKEi.). Andere Autoren konzentrieren sich auf die vormodernen Epochen
(IMBF':R, GOFYMAN). Die Zusammenfassung der spätosmanischen Reformzeit mit der
Geschichte der Republik ist für einige Verfasser in der Nachfolge von BERNARD Lewis'
klassischem Werk Tbe Emergence of Modern Turkey (S. 131) die sinnvollste Darstellungseinheit (AK~iN, AHMAD). Zwei Werke in der folgenden Liste behandeln Fragen der
Kontinuität des Osmanenstaats und der türkischen Republik (KARIAT, MEEKER).
Auffällig ist die neu entfachte Debatte um die Entstehung des frühosmanischen Begliks,
die eng mit der WITTEKschen Frage (S. 116) nach der Natur des Gazitums verbunden ist.
LoW RY unterzieht die gesamte Literatur einer erneuten Prüfung und kommt zu dem Schluß,
daß die Bedeutung von Gazi als „Kämpfer für den (islamischen) Glauben" erst ab
Bäyezid 1. den expansiven Vorstößen von muslimischen und mit ihnen verbündeten
christlichen Kriegern unterlegt wurde.
Zwei fast erschöpfende Bücher über Geldgeschichte und Ordenswesen (PAMUK bzw.
Ei.ur:M) sind deshalb so wichtig, weil sie ihre Gegenstände in die großen geschichtlichen
Zusammenhänge einfügen. Das gilt auch für die Beobachtungen von KARATEKE über den
Wandel des Hofzeremoniells unter dem Einfluß westlicher Muster. Eine neue Lesung des
reichen ost-westlichen Quellenmaterials zum sogenannten „Brudermord" bietet M.
AKMAN, der auf der Suche nach einem angemessenen Begriff für die Eliminierung von
Thronbewerbern das Wort parracidium i. S. von Verwandtenmord vorschlägt. Auch nach
seiner Legalisierung unter Mehmed II. (vgl. die Edition seines Gesetzbuchs durch O'ZCAN)
blieb seine rechtliche Begründung, bei allem Stabilitätsgewinn für den Staat, unsicher.
VEiNSTEiN und VATIN greifen in ihrem Buch über die krisengeschüttelten Phasen des
Interregnums nach dem Tod oder der Absetzung eines Sultans ein verwandtes Thema auf.
Zweifellos kann dieser „Essai" schon jetzt als ein Hauptwerk zum sich wandelnden
Verständnis des osmanischen Herrschaftssystems angesprochen werden.
Evliya ~elehi, der bedeutendste (S. 103) Reiseschriftsteller des islamischen Orients, wird
erstmalig in der Werkmonographie DANKOPES umfassend gewürdigt. Als Einführung in die Politik und Kultur des 18. Jahrhunderts eignet sich HATHAWAYS meisterhaftes Porträt des
stiftungsfreudigen und langjährigen Chef-Eunnuchen Besir Aga (1717-1746). Weit mehr als
ein Beitrag zur Architekturgeschichte ist G. NECiro LUS Sinan-Buch. Es ist zugleich ein
vollständiges Gruppenporträt der osmanischen Elite in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts.
Zu den Hauptwerken des letzten Jahrzehnts gehört auch die vergleichend-systematisch
angelegte Untersuchung von REINKOWSKI. Sie zeigt am Beispiel des Umgangs der
osmanischen Zentralmacht mit stammesmäßig organisierten „Rebellen" im Libanon und
Nordalbanien wie die Regierung in Istanbul zwar weiterhin mit herkömmlichen Repressionsmitteln reagiert, aber zugleich ein neues „diszipliniertes" und „zivilisiertes"
System anstrebt. Diese Arbeit enthält auch den bisher wichtigsten Beitrag zur politischen
Terminologie des Osmanischen, eingebettet in den Kontext der archivalischen Quellen.
Unter den Arbeiten für das 19. Jahrhundert befinden sich ansonsten auffallend viele zum
politischen Personal, insbesondere den Verwaltungsbeamten (BouQET, SARIYILDIZ).
Neben einer Fülle von hier nur in Auswahl angeführten Monographien zu staatlichen
und religiösen Institutionen wurde im Berichtszeitraum nur einem Herrscher eine große
Biographie gewidmet. Das Buch von GEORGEON ist
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