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Der Pakt

Der Pakt

Titel: Der Pakt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Vampira VA
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den steinharten Einband der CHRONIK, als könne das Buch ihr Halt geben.
    Die Blutbibel .
    Was würde sie Nona verraten, wenn es ihr erst gelungen war, ihre rätselhafte Schrift zu entschlüsseln? Die Wölfin war zuversichtlich, daß sie - oder Chiyoda - es schaffen würde. Sie hatte das sichere Gefühl, einen gewaltigen Schatz in Armen zu halten. Vielleicht den größten, den es auf dieser Welt je gegeben hatte.
    Wieder schaute Nona nach vorn. Die Distanz zum Erdwall war weiter geschrumpft. Viel schneller, als es durch die bloße Geschwindigkeit ihres Laufes möglich gewesen wäre.
    Erdverwerfungen und Bodenspalten, die es vor Tagesfrist noch nicht gegeben hatte, zwangen Nona vom direkten Kurs auf die Grenze ab. Sie mußte die Klüfte und Aufbrüche umgehen, und je weiter sie ging, desto größer wurde die Zahl dieser Hindernisse.
    Rumpelnder Donner ließ den Boden wieder beben, und jetzt sah Nona auch, wie der Wall sich bewegte. Als stemmten sich unvorstellbar gewaltige Kräfte von der anderen Seite dagegen, die ihn vorwärtsschoben.
    Der Vergleich hinkte freilich, und er versagte, was das unablässige Flackern des Gewölbes anging. Denn auch der falsche Himmel schien näher als zuvor, ganz so, als stürze er langsam, aber unaufhaltsam ein.
    Nona kannte den Grund.
    Aber sie kam nicht dazu, ihn in Gedanken zu reflektieren. Weil etwas anderes ihre Aufmerksamkeit beanspruchte.
    Jemand!
    Wie aus dem Nichts tauchte dieser Jemand auf, als speie ihn ein unsichtbarer Riese aus.
    »Du?« entfuhr es Nona ungläubig und wütend in einem.
    »Hast du jemand anderen erwartet?« Ein verunglücktes Lächeln auf den Lippen, stemmte Lilith sich hoch und klopfte sich Staub und Erde vom Symbionten.
    »Wo ist Landru?« Hastig sah sich Nona nach allen Seiten um. Nach Liliths überraschendem Auftauchen mochte es gut sein, daß Landru auf ganz ähnliche Weise erschien. Aber sie waren und blieben allein.
    Lilith wies mit dem Daumen über die Schulter.
    »Er hat es wohl geschafft«, meinte sie.
    »Landru hat Mayab verlassen?« hakte Nona nach.
    Lilith nickte. »Scheint so.«
    Nonas Miene war von maskenhafter Starre. Ihre goldfarbenen Augen aber verrieten ihren inneren Aufruhr.
    Lilith verzog die Lippen. »Sieht aus, als hätte dein elender Bock dich im Stich gelassen, nicht wahr?«
    Ihre Worte waren provozierend, ihr Tonfall gehässig. Aus der CHRONIK hatte sie genug erfahren, um sich ein Bild über die Beziehung zwischen Landru und Nona machen zu können.
    Nona lachte rauh.
    »Gewiß nicht«, antwortete sie. »Wir waren nie ein Paar von jener Art, die - nun, wie soll ich es ausdrücken, damit auch du es begreifst? - naiven Mädchen feuchte Träume beschert.« Für einen winzigen Moment schien ihr verborgenes wölfisches Ich wider alle Natur durch ihre Züge brechen zu wollen.
    »Du irrst dich«, erwiderte Lilith ruhig. »Aber ich kann dir gerne zeigen, was mich in meinen feuchten Träumen< erregt -«
    So schnell, daß Nona es kaum nachvollziehen konnte, war Lilith heran und hielt ihr die geballte Rechte dicht vors Gesicht. Als die Halbvampirin die Faust aufschnappen ließ, wanden sich unter der Haut ihrer eben noch schlanken Finger knotige Muskeln, und die Nägel waren zu dolchspitzen Klauen gewachsen.
    Dennoch hatte Nona sich so gut unter Kontrolle, daß sie nicht einmal mit der Wimper zuckte. Statt dessen drückte sie in fast beiläufiger Bewegung Liliths drohend hingereckte Klaue beiseite und lächelte, scheint's gelangweilt.
    »Laß es gut sein«, sagte sie ruhig. »Ich bin sicher, daß du mir nichts tun wirst.«
    »Was könnte mich davon abhalten?« zischte Lilith.
    »Das Wissen darum, daß ich deine einzige und letzte Fluchtmöglichkeit aus dieser verdammten Welt bin!«
    Lilith erstarrte für eine Sekunde. Zweifel zeichnete sich auf ihre Züge. Dann trat sie einen kleinen Schritt zurück. Ihre Haltung war lauernd, von geradezu spürbarem Mißtrauen geprägt.
    »Was redest du da?« fragte sie leise und fuhr gleich fort: »Soll das heißen -?«
    Nona nickte, lächelnd und ihren Triumph kaum verhehlend. »Genau das. Ich habe, wie Landru, den Schlüssel, der den Weg nach draußen öffnet - zurück in unsere Welt.«
    Lilith blieb angespannt, und ihr Mißtrauen schwand um keinen Deut.
    »Warum erzählst du mir das?« fragte sie. Wie zufällig streifte ihr Blick dabei die CHRONIK in Nonas Armen. Sie ahnte den Beweggrund der anderen bereits.
    Nona registrierte Liliths Blick sehr wohl, und wieder nickte sie. »Ich sehe, du verstehst. Ich bin

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