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Der Pakt

Der Pakt

Titel: Der Pakt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Vampira VA
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bereit, dir zur Flucht aus Mayab zu verhelfen - unter einer Bedingung.«
    »Und die wäre?«
    »Sobald wir die Grenze hinter uns gelassen haben, wirst du mir daraus vorlesen«, verlangte Nona. Mit der flachen Hand schlug sie auf den Einband der Blutbibel. Das Geräusch allein klang so unheimlich, wie es das Buch selbst war.
    »Was steht darin, das für dich von Interesse ist?« wollte Lilith wissen.
    Natürlich war sie innerlich längst bereit, auf das Angebot der anderen einzugehen. Trotzdem versuchte sie ihre Hoffnung nicht allzu deutlich zu zeigen. Irgend etwas, ein Instinkt oder etwas in dieser Art zumindest, veranlaßte Lilith, die Gunst des Moments zu nutzen - die Gelegenheit, weitere Informationen zu sammeln, würde vielleicht nie mehr kommen.
    »Meine Geschichte«, erwiderte Nona knapp.
    »Deine Geschichte? Kennst du sie denn nicht?«
    »O doch, natürlich. Aber ich möchte wissen, wie meine Rasse sich entwickelte - und wo ihr Ursprung liegt.«
    »Was kümmert dich Vergangenes?«
    »Die eigenen Wurzeln - will nicht jedes denkende Wesen wissen, wo sie liegen?« fragte Nona, und es lag fast etwas wie Mitleid in ihrer Stimme, als sie hinzufügte: »Müßtest nicht gerade du das verstehen?«
    Etwas wie eine unsichtbare Faust schien sich um Liliths Kehle zu legen, und so nickte sie nur stumm.
    »Heißt das, daß unser Handel gilt?« fragte die Wölfin.
    »Er gilt.«
    »Dann laß uns gehen«, sagte Nona und wandte sich der Grenze Mayabs zu.
    Sie ging einen Schritt, den zweiten - und strauchelte, stürzte fast, als der Boden unter ihr so stark bebte, daß die Erde an weiteren Stellen aufbrach. Ein wirres Muster aus Sprüngen zeichnete sich um Nona und Lilith her auf dem Boden ab, wie auf einer zerschlagenen Glasscheibe.
    »Was ist das?« stieß Lilith hervor. Zum ersten Mal schien ihr wirklich bewußt zu werden, daß da etwas ganz und gar Abnormes vor sich ging.
    »Du weißt es nicht?« gab Nona zurück. Verwundert sah sie die Halbvampirin an, während sie so vorsichtig auf die Beine kam, als stehe sie auf den Planken eines im Sturm tanzenden Schiffes.
    Lilith schüttelte den Kopf. »Nein.«
    Wieder durchlief ein Zittern den Boden. Diesmal allerdings glichen die beiden so ungleichen Frauen die Bewegung aus.
    Nona wartete, bis das Vibrieren verebbt war.
    Dann erst antwortete sie, und ihr nüchterner Ton war ihren Worten völlig unangemessen. Trotzdem minderte er kaum ihre Dramatik.
    »Mayab vergeht.«
    »Vergeht?« echote Lilith, nach Sekunden erst, als hätten Nonas Worte so lange gebraucht, um ihre bewußte Wahrnehmung zu erreichen. »Ich verstehe nicht -«
    »Was gibt es daran nicht zu verstehen?« Nona lachte hart auf, aber es lag nicht der geringste Funke Humor darin. Sie wies in die Runde und schließlich in die Richtung des Walls. »Siehst du es denn nicht?«
    Lilith folgte ihrem ausgestreckten Finger mit Blicken und sah, daß sich der Erdwall nicht einfach nur verändert hatte, sondern nähergekommen war - und sich noch immer bewegte.
    »Es sieht aus, als würden Planierraupen den Wall auf uns zuschieben«, meinte sie lahm.
    »Deine Phantasie ist erbärmlich«, sagte Nona verächtlich. »Trotzdem wünschte ich, es wäre so, wie du glaubst - so einfach .«
    »Ach?« machte Lilith. »Und wie verhält es sich tatsächlich - Klugscheißerin?«
    Nona verzog die Lippen zu einem freudlosen Grinsen.
    »Wie ich sagte - Mayab vergeht. Diese Welt wird schon bald nicht mehr existieren.«
    »Und aus welchem Grund? Ich meine - warum gerade jetzt, nach all der Zeit?« fragte Lilith.
    »Weil sie ihren Sinn und Zweck erfüllt hat«, fuhr Nona fort und berichtete weiter, was sie zuvor von Landru erfahren hatte, der sein Wissen um den Untergang Mayabs wiederum aus dem Weltenpfeiler mitgebracht hatte.
    Sie erzählte Lilith in knappen Worten von Landrus verbotener Kelchtaufe, die er vor einem halben Jahrtausend hier vollzogen hatte.
    Die Macht, deren Werkzeug der Lilienkelch war, hatte nicht gewollt, daß die vampirische Saat unter das Volk der Maya gebracht wurde. Nachdem Landru sich darüber hinweggesetzt hatte, war Mayab entstanden - eine verborgene Welt, versiegelt durch Kelch-magie, damit der Keim der Alten Rasse nicht nach draußen getragen werden und Verbreitung finden konnte.
    Nun, nachdem auch das letzte der Kelchkinder ausgelöscht worden war, befand die Kraft im Weltenpfeiler es nicht länger für erforderlich, die Hülle um Mayab aufrechtzuerhalten: Der Kerker wurde nicht mehr gebraucht - und sollte zerstört

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