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Der Pakt

Der Pakt

Titel: Der Pakt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Vampira VA
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du getan?« schrie sie weiter. »Wie konntest du nur -?«
    Lilith winkte im Liegen ab.
    »Krieg dich ein«, sagte sie lapidar. »Alles halb so wild - ich kann das Buch sehen.«
    Sie hatte sich fast bis zum Bauchnabel über die Kante der Bodenspalte geschoben. Die CHRONIK lag ein Stück darunter auf einem Vorsprung. Der Grund der Kluft verlor sich in Dunkelheit.
    Lilith reckte den Arm hinunter, streckte die Fingerspitzen, ohne jedoch den Einband der Bibel auch nur berühren, geschweige denn das Buch fassen zu können. Es fehlte mindestens ein halber Meter.
    »Hilf mir«, keuchte sie.
    »Wie denn?« fragte Nona.
    »Du mußt mich halten«, erwiderte die Halbvampirin. »Nimm meine Füße und laß mich hinab - aber vorsichtig, ja?«
    Sie spürte Nonas Hände an ihren Knöcheln und hörte die Wölfin schnauben: »Verdammt, das hätte ich mir in meinen schlimmsten Alpträumen nicht träumen lassen.«
    »Das Leben steckt eben voller Überraschungen - selbst ein so langes wie unseres.« Lilith grinste über die Schulter nach oben.
    Nona grinste zurück. »Was weißt du schon von einem wirklich langen Leben, du Grünschnabel?«
    Lilith schob sich weiter vor. Mit beiden Händen stützte sie sich dabei an der senkrechten Wand der Kluft ab, grub ihre Fingernägel in das feuchte Erdreich, während Nona von hinten Stück um Stück nachschob.
    »Langsam«, kommandierte Lilith, »noch ein kleines bißchen. Ich hab's - gleich ...« Die Fingerspitzen ihrer Rechten streiften das steinharte Leder des Buchdeckels, rutschten ab. »Noch ein -«
    Lilith griff auch mit der Linken hinunter. Ihre Finger berührten die CHRONIK, hielten den Kontakt. Jetzt mußte sie das Ding nur noch sicher in den Griff bekommen - Sie hörte das Grummeln und Donnern eine Sekunde, bevor sie die Auswirkungen am eigenen Leibe zu spüren bekam. Erde löste sich von den Wänden der Bodenspalte, rieselte in die Tiefe. Immer mehr und mehr.
    Der Untergrund, auf dem sie noch bis zu den Oberschenkeln lag, erzitterte - ganz sacht erst, dann heftiger, und schließlich so stark, daß Lilith selbst zu beben meinte.
    »Verflucht, hast du es endlich?« hörte sie Nona über sich schreien.
    Genau in dem Moment, als der Wandvorsprung unter ihr zu bröckeln begann - - und das Gewicht der CHRONIK nicht länger zu tragen vermochte!
    Zeitlupenhaft brach die Nase aus Erde und Stein weg, und die Blutbibel fiel in einem Regen aus Lehmbrocken und Felssplittern in die Tiefe. Einen Aufprall vernahm Lilith nicht. Es schien, als hätte die Schwärze dort unten die CHRONIK aufgesaugt.
    »Nein!« rief sie entsetzt.
    »Nein?« kam es von oben wie ein Echo zurück. »Was heißt das -nein?«
    »Nein heißt nein!« brüllte Lilith. »Hol mich rauf!«
    »Was ist mit der CHRONIK?«
    »Weg.«
    »Weg?«
    »Verloren!« stieß Lilith hastig hervor. Das Beben des Bodens nahm weiter zu. Sie spürte, wie die Kante der Kluft nachgab. »Verdammt, zieh mich hoch!« Verzweifelt nach Halt suchend, krallte Lilith ihre Finger in die von Rissen durchzogene Wand.
    »Warum sollte ich das tun - wenn du das Buch nicht hast?« rief Nona.
    Lilith schrie auf, als sie spürte, wie Nonas Hände sich noch fester um ihre Knöchel schlossen. Sie riß Liliths Beine hoch - und schob mit aller Kraft!
    »Ohne die CHRONIK bist du wertlos für mich!«
    Lilith rutschte ruckartig ein Stück tiefer - und stürzte vollends, als Nona losließ!
    Verwandeln!
    Der Gedanke durchraste Lilith wie ein Schrei.
    Doch sie kam nicht mehr dazu, sich in eine Fledermaus zu transformieren, um den Fall mit deren Flügeln abzubremsen und dann aus der Tiefe aufzusteigen.
    Hart schlug Lilith erst mit der Stirn, dann mit der Schläfe gegen eine Felsnase, die in ihre Sturzbahn ragte.
    Für einen winzigen Moment schien alles um sie her gleißend hell illuminiert.
    Dann fraß Finsternis alles Licht.
    Und Lilith selbst.
    * 
    So viele Grausamkeiten hatte ihm das Leben in Mayab beschert, daß Bonampak nie geglaubt hätte, sie könnten binnen weniger Tage noch übertroffen werden.
    Und doch war es geschehen.
    Die Greuel der vergangenen Tage, ja Stunden im Grunde nur, hatten jedes Maß überstiegen, alles bislang Erlebte und Erlittene in den Schatten gestellt. Und ein Ende des Schreckens schien nicht abzusehen - Die Gedanken des jungen Maya stockten. Sein Blick ging über die Zweige des Gebüschs, das ihm als Versteck diente, hinweg und hin zum Wall, der in unerklärliche Bewegung geraten war - der wuchs und näherrückte!
    Wenn diese Beobachtung dem entsprach,

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