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Der Parasit: Kurzgeschichte

Der Parasit: Kurzgeschichte

Titel: Der Parasit: Kurzgeschichte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karin Slaughter
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Aber wir müssen das jetzt hinter uns lassen.«
    »Sie hat eine Familie. Eine Familie, in der alle dieselben …«
    »Die sehen doch bescheuert in diesen Pullovern aus. Ich bitte dich – die Ärmel sind zu lang und der Ausschnitt ist schief und krumm.«
    Wo er recht hatte, hatte er recht.
    »Sie war ein Junkie. Du hast ihre Arme gesehen.« Er warf mir einen vielsagenden Blick zu. »Du hast sie gesehen, als sie deine Schulter gestreichelt hat.« Ich kaute an meiner Lippe und rückte den Büroklammerhalter gerade. »Du solltest froh sein, dass ich nicht darauf bestehe,halbe-halbe zu machen«, fügte er hinzu. »Fünfundzwanzig Dollar.«
    »Halt die Klappe«, blaffte ich. »Und außerdem wären es nur zweiundzwanzig fünfzig.«
    »Du hast etwas gespürt, oder? Ich habe gespürt, dass du was gespürt hast.«
    »Nein.«
    »Wir haben eine Abmachung. Der Sonntagabend gehört mir.«
    »Ich bin mit dir in den Club gegangen.«
    »Du sollst mich in Ruhe lassen. Das ist die einzige Zeit, die ich für mich habe.« Ich merkte, dass er wieder wütend wurde. Seine Hand ballte sich zur Faust, seine Stimme klang angespannt. »Wie oft, Wayne? Wie oft war ich mit jemandem zusammen und sie war dabei insgeheim bei dir?«
    »Du bildest dir da etwas ein.«
    »Tatsächlich?«, fauchte er. »Willst du mir das wirklich weismachen? All die Frauen, und du hast nie etwas gespürt?«
    »Jetzt ist nicht der richtige Zeitpunkt, um …«
    »Ich habe nämlich gerade auch etwas gespürt, Wayne. Als du Willie angesehen hast.«
    Mein Kopf fuhr herum.
    Seine Lippen waren zu einem gemeinen Grinsen verzerrt. »Glaubst du, ich merke nicht, was mit dir passiert, wenn du Willies Titten anstarrst?«
    »Es wäre mir lieber, du würdest nicht so vulgär …«
    »Damals, als beim Niesen ihr ganzer Vorbau bebte, dachte ich, aus deinem Ei würde so viel Sperma schießen, dass …«
    »Hör auf«, zischte ich. »Hör einfach auf, okay? Es steht mir bis hier. Ich habe es satt, ständig deine Fehler decken zu müssen. Und die Art, wie du die Menschen behandelst, habe ich auch satt. Und die Art wie du
mich
behandelst, sowieso.«
    »Dich?« Er machte ein schockiertes Gesicht. »Was zum Teufel soll das heißen, Wayne? Ich behandle dich besser als mich selbst. Verdammt, die Hälfte von allem, was in mich rein geht, kommt dirzugute.«
    »Und alles, das du nicht mehr brauchst, kommt aus
mir
raus.«
    »Ach, ist es wieder so weit? Jammerst du mir jetzt wieder etwas vor, weil du das Arschloch abgekriegt hast?« Er warf angewidert die Hände in die Luft. »Weißt du eigentlich, wie es sich anfühlt, wenn du pissen musst und
jemand
will nicht aufstehen, weil er sonst die letzten zwei Minuten von ,Let’s Dance‘ verpasst?«
    »Ich bin doch nur ein Geschwür für dich. Mehr nicht. Ein Geschwür. Ein Anhängsel. Ein, ein, ein …«
    Er fixierte mich. »Parasit?«
    Kopfschüttelnd starrte ich auf meinen Schreibtisch. Die Schreibunterlage war genau parallel zur Kabinenrückwand ausgerichtet. Mein Stift und das Papier lagen im exakt gleichen Abstand zum Tischrand. Ich hatte es gerne ordentlich und akkurat. Ganz anders als Kirk, der bereits einen ausgekauten Kaugummi auf einen zerknüllten Auftragszettel geklebt hatte. Beim Gedanken daran, wie unsere Gefängniszelle aussehen würde, überlief mich ein Schauer.
    »Ich gehe nicht in den Knast«, zischte Kirk. »Ich schwöre dir, vorher schlucke ich Tabletten.«
    »Na wunderbar. Dann komme ich also nicht in den Himmel, weil du Selbstmord begangen hast?«
    Er verdrehte die Augen. »Mir ist schleierhaft, warum du an einen Gott glaubst, der zwei erwachsenen Männern nur ein Arschloch gegeben hat.«
    »Wag es nicht, ausgerechnet jetzt auch noch lästerliche Reden zu schwingen. Ich warne dich, Kirk. Mein Geduldsfaden ist heute ziemlich kurz.«
    Er atmete tief durch, beließ es aber dabei.
    Ich versuchte es mit vernünftigen Argumenten. »Pass auf, wir müssen gemeinsam da durch. So lange wir uns eins sind …«
    »Habe ich denn eine andere Wahl?«, fauchte er. »Du bist doch schon mein ganzes Leben lang eins mit mir, ob ich will oder nicht.«
    Und da war sie wieder, die unausgesprochene Wahrheit. Vielleichtauch die unterschwellig aggressiv angedeutete Wahrheit: Kirk wollte ohne mich leben. Kirk
konnte
ohne mich leben.
    Ich sprach seine Gedanken für ihn aus. »Wenn du schon jemanden töten musstest, hättest du
mich
umbringen sollen. Wären dann nicht alle deine Probleme gelöst?«
    Seine Stimme wurde sehr ernst. »Wir müssen unsere

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