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Der Pate von Bombay

Titel: Der Pate von Bombay Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Vikram Chandra
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Dank, Majid. Nächste Woche, ja? Mittwoch? Khima?« Majids Frau war keine sehr gute Köchin, aber ihr Khima war nicht schlecht, und Sartaj bekundete eine große Leidenschaft dafür. Seit seiner Scheidung verköstigten ihn die Frauen der Kollegen regelmäßig, und er hatte den Verdacht, daß sie auch noch anderes im Schilde führten. »Ich fahr dann mal los.«
    »Gut«, sagte Majid. »Mittwoch also. Ich kläre das mit meinem General und gebe Ihnen Bescheid.«
    Im Jeep dachte Sartaj an Majid und Rehana, ein glückliches Paar. Wenn er bei ihnen am Tisch saß, mit ihnen zusammen aß, nahm er die unmerklichen Gesten zwischen ihnen wahr, spürte, wie noch der einfachste Satz Jahre gemeinsamen Erlebens enthielt, beobachtete die sechzehnjährige Farah, wie sie entnervt den vierzehnjährigen, ungeduldigen und selbstbewußten Imtiaz neckte, und nachher saßen sie alle zusammen gemütlich auf dem Teppich und sahen sich ihre Lieblingsquizsendung im Fernsehen an. Sie hatten ihn gern bei sich, und doch war es meist so, daß er die ganze Zeit am liebsten wieder gegangen wäre. Jedesmal konnte er es kaum erwarten, zu ihnen zu kommen, freute sich darauf, in einer Familie, mit Verwandten zusammen zu sein, aber ihr Glück schmerzte ihn. Er merkte, daß er sich allmählich ans Alleinsein gewöhnte, zumindest schien es so, aber er wußte, daß es auch wieder nicht so war. Ich bin unmöglich, dachte er, nicht Fisch, nicht Fleisch, und er drehte sich schuldbewußt zu den vier Polizisten um, die in identischer Haltung auf der Rückbank des Gypsy saßen, die zwei Gewehre und die zwei Lathis 372 an die Brust gedrückt. Alle vier hielten den Blick auf den schmutzigen Metallboden gerichtet und schwankten leicht hin und her. Der Himmel hinter ihnen war gelb mit einzelnen blauen Rinnsalen.
    Der Vater des Toten erwartete sie am Rand von Navnagar, am Fuß des leicht ansteigenden, vom Flußbett bis zur Straße mit armseligen Hütten bestandenen Geländes. Er war klein und unscheinbar, ein Mann, der sich sein Leben lang im Hintergrund gehalten hatte. Sartaj folgte ihm durch die holprigen Gassen. Sie gingen bergauf, aber Sartaj kam es wie eine Abwärtsbewegung vor. Alles hier war kleiner, enger, die Pfade schmal zwischen den schiefen Wänden aus Pappe, Stoff und Holz, die schräg abfallenden Dächer plastikgedeckt. Sie befanden sich mitten im Bengali Bura, dem ärmsten Teil Navnagars. Die meisten Hütten waren nicht einmal mannshoch, und ihre Bewohner saßen in den Türen, zerlumpt und abgerissen, die Kinder rannten barfuß vor dem Polizeitrupp her. Katekars Gesicht verriet eine wütende Verachtung für diese Leute, die es zuließen, daß sich direkt vor ihrer Tür Dreck und Unrat türmten, die ihre kleinen Töchter genau dort ihr Geschäft machen ließen, wo ihre Söhne spielten. Das sind die Leute, die Mumbai ruinieren, sagte er oft zu Sartaj, diese Ganwars 210 , die aus Bihar oder Andhra oder maderchod 382 Bangladesh kommen und hier wie die Tiere leben. Aus maderchod Bangladesh, dachte Sartaj, allerdings - obwohl ihre Papiere sie garantiert alle als Bengalen und indische Staatsbürger auswiesen. Aber es gab in ihrem wasserreichen Delta nichts, wohin man sie hätte zurückschicken können, kein halbes Bigha 091 Land, das ihnen gehörte, das sie hätte aufnehmen können. Sie kamen zu Tausenden, um als Dienstboten, im Straßenbau oder auf Baustellen zu arbeiten. Und einer von ihnen war hier gestorben.
    Er war in den Eingang einer Hütte gestürzt, der Oberkörper im Innern, die Beine nach draußen ausgestreckt. Er war jung, noch keine Zwanzig, und er trug teure Sneakers, gute Jeans und ein kragenloses blaues Hemd. Seine Unterarme wiesen tiefe Wunden auf, bis auf den Knochen, typisch für einen Angriff mit dem Hackmesser, den das Opfer abzuwehren suchte. Es waren saubere Schnitte, an einem Ende tiefer als am anderen. Die linke Hand hatte an Stelle des Zeigefingers nur noch einen triefenden Stumpf, und Sartaj wußte, daß es zwecklos war, nach dem Finger zu suchen. Es gab hier Ratten. Im Innern der Hütte war in dem summenden Dunkel kaum etwas zu erkennen. Katekar machte seine Eveready-Taschenlampe an, und Sartaj wedelte in ihrem Schein die Fliegen weg. Auch an Brust und Stirn des Toten waren Schnitte, und ein besonders tiefer hatte den Hals nahezu durchtrennt. Vielleicht hatten schon die anderen Hiebe den Jungen fast getötet, dieser aber hatte ihn endgültig gefällt. Der Boden war von dunklem, nassem Matsch bedeckt.
    »Name?« sagte

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