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Der Pfad der Dolche

Der Pfad der Dolche

Titel: Der Pfad der Dolche Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Jordan
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dunklen Hosen und leinenen anstatt seidenen Blusen trugen eigenes Gold. Als Aviendha und die übrigen erschienen, schaute Renaile din Calon betont zur Sonne, die den Zenit bereits überschritten hatte. Sie wölbte die Augenbrauen, während sie ihren Blick dann auf sie richtete, die Augen so schwarz wie ihr von einer weißen Strähne gezeichnetes Haar, ein fordernder Blick voller Ungeduld, der herrisch wirkte.
    Elayne und Nynaeve blieben jäh stehen und zwangen so auch Aviendha zu einem abrupten Halt, Sie wechselten an ihr vorbei besorgte Blicke und seufzten tief. Aviendha sah nicht, wie sie entkommen sollten. Die Verpflichtung band ihrer Nächstschwester und Nynaeve Hand und Fuß, und sie selbst hatten die Knoten festgezurrt.
    »Ich werde mich um den Frauenzirkel kümmern«, murrte Nynaeve leise, und Elayne sagte ein wenig beherzter: »Ich werde sicherstellen, daß die Schwestern bereit sind.«
    Sie ließen Aviendhas Arme los und gingen in entgegengesetzte Richtungen davon, wobei sie die Rocke rafften, um mit Birgitte und Lan im Gefolge rasch ausschreiten zu können. So mußte sich Aviendha dem Blick der Windsucherin der Herrin der Schiffe allein stellen, dem Adlerblick einer Frau, die um ihre Stellung wußte, aus der sie nicht vertrieben werden konnte. Glücklicherweise wandte sich Renaile din Calon rasch an ihre Begleiter, so rasch, daß die Enden ihrer langen gelben Schärpe weit schwangen. Die anderen Windsucherinnen versammelten sich um sie, bestrebt, ihre eindringlichen Worte zu hören. Sie auch nur einmal zu schlagen, würde gewiß alles verderben.
    Aviendha versuchte, nicht zu ihnen zu schauen, aber ihr Blick kehrte doch immer wieder zu ihnen zurück.
    Niemand hatte das Recht, ihre Nächstschwester in eine schwierige Lage zu bringen. Nasenringe! Ein kräftiger Zug an dieser Kette, und Renaile din Calon Blauer Stern würde eine andere Miene zeigen.
    An einem Ende des Stallhofs standen die kleine Merilille Ceandevin und vier weitere Aes Sedai dicht beisammen und beobachteten die Windsucherinnen ebenfalls, überwiegend mit hinter kühler Gelassenheit schlecht verhülltem Verdruß. Selbst die schlanke weißhaarige Vandene Namelle und ihre wie ihr Spiegelbild aussehende Erstschwester Adeleas, die sonst am unerschütterlichsten von allen wirkte. Die eine oder andere richtete hin und wieder einen dünnen Leinenstaubmantel oder strich über geteilte Seidenröcke. Plötzliche Windstöße wirbelten ein wenig Staub auf und bewegten die farbverändernden Umhänge auf den Rücken der fünf Behüter, aber auch ihre Bewegungen zeugten eindeutig von Verdrossenheit. Nur Sareitha, die ein scheibenförmiges weißes Bündel bewachte, regte sich nicht, sondern runzelte nur die Stirn. Die Aes Sedai mißbilligten den Vertrag heftig, der die Atha'an Miere von ihren Schiffen hierher gebracht hatte und ihnen das Recht verlieh, Aes Sedai mit fordernder Ungeduld zu betrachten, aber dieser Vertrag band auch die Zungen der Schwestern und ließ sie an ihrer eigenen Verärgerung fast ersticken, was sie jedoch zu verbergen versuchten. Den Feuchtländern gegenüber hätte ihnen das vielleicht auch gelingen können. Die dritte Gruppe Frauen, die am entgegengesetzten Ende des Hofes eng zusammenstanden, wurde fast ebenso mißtrauisch betrachtet.
    Reanne Corly und die anderen zehn Überlebenden des Frauenzirkels der Schwesternschaft regten sich unter diesen mißbilligenden und forschenden Blicken unbehaglich, betupften ihre Gesichter mit bestickten Taschentüchern, richteten ihre breiten, farbenfrohen Strohhüte und glätteten schlichte, an einer Seite hochgenähte Tuchröcke, die Schichten von ebenso farbenfrohen Unterröcken freigaben, wie es die Kleidung des Meervolks war. Es waren teilweise die Blicke der Aes Sedai, die bewirkten, daß sie von einem Fuß auf den anderen traten. Aber Angst vor den Verlorenen und dem Gholam wie auch vor anderen Dingen verstärkten dieses Unbehagen noch. Die schmalen, tiefen Ausschnitte jener Gewänder hätten genügen sollen. Die meisten dieser Frauen wiesen zumindest einige wenige Falten auf den Wangen auf, und doch wirkten sie wie Mädchen mit Händen voller gestohlenem Nußbrot. Alle bis auf die gedrungene Sumeko, die mit in die breiten Hüften gestemmten Fäusten die Blicke der Aes Sedai nacheinander erwiderte. Das helle Schimmern Saidars umgab eine von ihnen, Kirstian, die ständig über die Schulter blickte. Ungefähr zehn Jahre älter als Nynaeve, schien sie mit ihrem blassen Gesicht nicht zu den anderen

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