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Der Pilot von der Donau

Der Pilot von der Donau

Titel: Der Pilot von der Donau Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jules Verne
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umgekehrter Richtung zurückzulegen. Und dabei hatte der Pilot das Glück, von diesem in der Finsternis nicht abzukommen.
    »Helfen Sie mir, rief er Karl Dragoch an, als er endlich das Boot erreicht hatte. Hier ist noch einer.«
    Mit Hilfe des Detektivs wurde Jackel Semo über den Bordrand gezogen und in der Jolle niedergelegt.
    »Ist er tot?« fragte Serge Ladko.
    Karl Dragoch beugte sich über den regungslosen Körper.
    »Nein, erklärte er, er atmet noch.«
    Serge Ladko seufzte erleichtert auf, ergriff sofort die Riemen und steuerte wieder den Strom hinauf.
    »Binden Sie ihn nachher, aber sicher, an, daß er nicht sich heimlich davonmacht, wenn ich Sie ans Land gesetzt habe.
    – Wir sollen uns also trennen? fragte Karl Dragoch.
    – Ja, erklärte Serge Ladko. Sobald Sie am Lande sind, werde ich in die Nähe der Schute zurückkehren und morgen versuchen, auf diese zu gelangen.
    – Am hellen, lichten Tage?
    – Allerdings. Ich habe so meine Gedanken. Doch getrost: innerhalb einer gewissen Zeit werde ich in keiner Weise Gefahr laufen. Später, wenn wir nahe am Schwarzen Meere sind, könnte es vielleicht schlimmer werden. Dann, ich werde mich bemühen so spät wie möglich, rechne ich aber sicher auf Sie.
    – Auf mich? Was könnte ich dabei tun?
    – Mir Hilfe zuführen.
    – Das werde ich besorgen, zweifeln Sie daran nicht, versicherte Karl Dragoch mit Wärme.
    – Ich zweifle nicht daran, Sie werden dabei aber einige Schwierigkeiten haben. Doch Sie werden schon Ihr Bestes tun. Vergessen Sie nur nicht, daß die Schute ihren Ankerplatz morgen Mittag verlassen und daß sie, wenn sie keinen Aufenthalt erleidet, gegen vier Uhr auf dem Meere sein wird. Achten Sie ja darauf.
    – Warum aber bleiben Sie nicht bei mir? fragte Karl Dragoch, dem es um seinen Gefährten bange wurde.
    – Weil Sie eine Verzögerung erfahren könnten, was es Striga ermöglichen würde, einen Vorsprung zu erreichen und zu verschwinden. Er darf nicht bis ins Meer hinauskommen, und das wird verhindert werden, selbst wenn Sie mir erst zu spät Unterstützung bringen. Ich selbst könnte dann allerdings schon tot sein.«
    Der Ton des Piloten schloß jede Einwendung aus, und da er sich bewußt war, daß nichts dessen Absichten ändern konnte, versuchte Karl Dragoch eine solche auch gar nicht. Die Jolle wurde ans Ufer gesteuert und der noch immer bewußtlose Jackel Semo auf die Erde niedergelegt.
    Serge Ladko stieß sogleich wieder ab, und bald war die Jolle in der Finsternis verschwunden.
Achtzehntes Kapitel.
Der Pilot von der Donau.
    Als er Serge Ladko aus dem Auge verloren hatte, zögerte Karl Dragoch keinen Augenblick, zu tun, was ihm zukam. So allein zu Anfang der Nacht, an diesem Punkte der Grenze Bessarabiens, dazu noch gefesselt durch den regungslosen Körper eines Gefangnen, den sich selbst zu überlassen ihm die Menschlichkeit verbot, wurde seine Lage doch recht unbehaglich. Da er natürlich nicht auf Hilfe rechnen konnte, wenn er diese nicht aufsuchte, mußte er wohl oder übel zu einem Entschlusse kommen.
    Die Zeit drängte. Von einer Stunde, vielleicht von einer Minute, konnte das Heil Serge Ladkos abhängig sein. So ließ er den noch immer bewußtlosen und – um andernfalls dessen Entfliehen zu verhindern – noch gefesselten Jackel Semo vorläufig liegen und ging, so schnell es die Bodengestaltung erlaubte, am Stromufer hinauf.
    Nach halbstündigem Marsche in einem völlig öden Lande begann er schon zu befürchten, daß er gezwungen sein werde, bis Kilia zu wandern, als er nahe dem Ufer ein einzeln stehendes Haus entdeckte.
    Es war hier keine leichte Aufgabe, sich die Tür dieses Hauses, das zu einer größern Farm zu gehören schien, öffnen zu lassen.
    Zu dieser Stunde und an diesem Orte war ja eine gewisse Vorsicht zu entschuldigen, und die Bewohner des Hauses schienen wenig geneigt, jemand den Einlaß zu gestatten. Vermehrt wurde diese Schwierigkeit noch durch den Umstand, daß man einander kaum verstehen konnte. Die Bauern sprachen einen örtlichen Dialekt, den Karl Dragoch trotz seiner Vielsprachigkeit nicht kannte. So erfand er denn einen auf den Fall angepaßten Jargon zu je einem Drittel aus rumänischen, russischen und deutschen Wörtern, und endlich gelang es ihm, sich das Vertrauen der Leute soweit zu erwerben, daß die so hartnäckig verteidigte Tür sich vor ihm auftat.
    Einmal eingetreten, mußte er eine weit ausholende Befragung aushalten, aus der er natürlich mit Ehren hervorging, und es waren kaum zwei Stunden seit

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