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Der Pilot von der Donau

Der Pilot von der Donau

Titel: Der Pilot von der Donau Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jules Verne
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Dragoch müsse daher schon eine Fischerbarke leihen, da der Zollkutter nicht weit draußen sein könnte und er ihn also sicherlich antreffen würde. Verzweifelt ob seiner Ohnmacht, beschloß der Detektiv, diesem Rate zu folgen. Nachmittag halb zwei Uhr ging er unter Segel und umschiffte die Mole zur Aufsuchung des Zollkuiters. Jetzt hatte er nur noch hundertundfünfzig Minuten übrig an dem mit Serge Ladko verabredeten Platze einzutreffen.
    Und während Karl Dragoch unter wiederholtem Mißgeschick zu leiden hatte, verfolgte dieser unbeirrt die Ausführung seines Planes.
    Den ganzen Morgen hatte er gespannt aufgepaßt, ob die Schute schon irgendwelche Vorbereitung zur Abfahrt träfe. Seine Jolle lag inzwischen im Schilfe des Ufers verborgen. Als er sich, vielleicht auf etwas zu brutale Weise, Jackel Semos bemächtigt hatte, hatte er gerade die Absicht im Auge, die Abfahrt der Schute zu verhindern. Wie er es vorausgesehen hatte, wagte sich Striga nicht ohne Lotsen auf so eine bedenkliche Fahrt, die sich durch zahlreiche Sandbänke von selbst für jeden verbietet, der das Fahrwasser nicht durch lange praktische Erfahrung genau kennen gelernt hat. Da die Piraten außerstande waren, sich das Verschwinden ihres Lotsen zu erklären, war anzunehmen, daß sie sich bald nach einem andern umtun würden. Lotsen trifft man aber auf dem Kiliaarme nur selten, und bis elf Uhr Vormittag blieb die Wasserfläche, abgesehen von der noch immer unbeweglichen Schute, völlig leer. Erst um elf Uhr tauchten vom Meer her zwei Fahrzeuge auf. Serge Ladko hatte sie mit dem Fernrohre beobachtet und erkannt, daß das eine ein Lotsenboot war. Dann mußte Striga also wahrscheinlich die Hilfe finden, nach der er so sehnlich verlangte. Der Augenblick einzugreifen war damit gekommen.
    Die Jolle glitt aus dem Schilfe hervor und näherte sich der Schute.
    »Hallo! Schute! rief Serge Ladko, als er sich in Hörweite befand.
    – Hallo! Hier!« ertönte es als Antwort.
    Oben auf dem Volkslogis erschien ein Mann. Es war Iwan Striga.
    Wie loderte da der Ingrimm auf im Herzen Serge Ladkos, als er diesen Erzseind seines Glücks sah, den Elenden, der Natscha in seiner Gewalt hatte.
    Er hatte dieses von ihm gesuchte Zusammentreffen jedoch vorausgesehen und war darauf vorbereitet. Sich mühsam beherrschend, verbarg er seine Wut in sich selbst.
    »Solltet Ihr keinen Lotsen brauchen?« fragte er mit ruhiger Stimme.
    Statt zu antworten, hielt Striga eine Hand über die Augen und sah sich ziemlich lange den, der ihn angerufen hatte, an. Im Grunde war er sich über dessen Persönlichkeit nach dem ersten Blicke klar gewesen; doch daß er hier den Gatten Natschas vor sich hatte, erschien ihm so außerordentlich, man kann sagen, so unverhofft, daß er seinen Augen nicht trauen wollte.
    »Seid ihr denn nicht Serge Ladko aus Rustschuk? fragte er nun selbst.
    – Jawohl, der bin ich, erklärte der Pilot.
    – Erkennt ihr mich gar nicht wieder?
    – Da müßte ich ja blind sein, antwortete Serge Ladko. Ich hatte euch sofort erkannt.
    – Und bietet ihr mir eure Dienste an?
    – Warum denn nicht? Ich bin doch einmal Pilot«, erklärte Serge Ladko trocken.
    Striga zauderte einen Augenblick. Daß der, den er auf Erden am tiefsten haßte, sich so freiwillig seinem Belieben überlassen wollte, war doch gar zu schön. Doch steckte dahinter nicht eine Falle? Welche Gefahr konnte aber gegenüber einer zahlreichen und zu allem fähigen Mannschaft von einem einzelnen Manne kommen? So mochte er denn die Schute bis aufs Meer führen, da er nun einmal die Torheit beging, sich dazu anzubieten. Draußen auf dem Meere würde sich das weitre finden.
    »Kommt herauf!« schloß der Pirat, dessen Mund sich dabei zu widerwärtigem Lächeln verzerrte, das Serge Ladko aber deutlich genug sah.
    Der wartete nicht erst auf eine zweite Aufforderung. Die Jolle legte an der Schute an und er stieg auf diese hinaus. Striga kam sofort zu ihm.
    »Werdet ihr mir erlauben, begann er, meine Verwunderung darüber auszusprechen, daß ich euch hier an der Donaumündung begegne?«
    Der Pilot schwieg.
    »Man hielt euch allgemein für tot, fuhr Striga fort, seit ihr von Rustschuk verschwunden wart.«
    Diese Worte hatten nicht mehr Erfolg als die vorigen.
    »Was war denn aus euch geworden? fragte Striga unbeirrt weiter.
    – Ich… ich bin aus der Nähe des Meeres nicht weggekommen, antwortete endlich Ladko.
    – So weit von Rustschuk!« rief Striga.
    Serge Ladko runzelte die Augenbrauen. Diese Ausfragung fing an ihn

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