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Der Piratenfuerst

Der Piratenfuerst

Titel: Der Piratenfuerst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander Kent
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etwas optimistischer, »dann passiert erst mal gar nichts. Die Froschfresser mögen schlechtes Wetter nicht.«
    Bolitho mußte über Herricks Gottvertrauen lächeln. »Diesem hier könnte das egal sein. Er ist lange in diesen Gewässern gesegelt. Das ist keiner von diesen Ein-Schuß-und-weg-Spezialisten, die vor Brest oder Lorient mal kurz die Nase in den Kanal stecken und nach Hause flitzen, sobald sie das erste englische Schiff zu Gesicht kriegen.« Er rieb sich das Kinn.
    »Dieser Le Chaumareys interessiert mich. Ich würde gern wissen, wie er als Mensch ist, nicht nur als Seemann und Kämpfer.«
    Herrick nickte. »Er seinerseits scheint eine ganze Menge über Sie zu wissen, Sir.«
    »Zuviel.«
    Eine mächtige Woge glitt unter das Achterdeck, hob das Schiff an, stellte es einen Moment lang steil, und ließ es dann in das nächste Wellental gleiten. Draußen vor der Tür stürzte der Posten stehende Marineinfanterist der Länge nach hin; sie hörten das Klappern und Klirren der fallenden Muskete und sein Fluchen, während er sich aufrappelte. Langsam sagte Bolitho: »Wenn wir mit dem Kapitän der Argus zusammentreffen, müssen wir die Augen offenhalten. Wenn er gewillt ist, zu verhandeln, erfahren wir vielleicht etwas. Andernfalls müssen wir bereit sein zu kämpfen.«
    Herrick runzelte die Stirn. »Kämpfen wäre mir lieber, Sir.
    Das ist die einzige Methode, die ich kenne, um mit einem Franzosen klarzukommen.«
    Bolitho mußte plötzlich an jenes Zimmer in der Admiralität denken und an die verschlossene Miene des Admirals Winslade, der ihm in aller Kürze die Mission der Undine angedeutet hatte. Vier Monate war das her. Es war Frieden – und doch waren Schiffe untergegangen, Menschen getötet oder für den Rest ihres Lebens zu Krüppeln geworden. Aber selbst die Herrschermacht Ihrer Lordschaften von der Admiralität, alle Gerissenheit und Erfahrung der Diplomaten waren hier nutzlos. Eine einsame, winddurchbrauste Fregatte, ein Minimum an Reserven, und kein Befehl von oben, wenn man ihn am allernötigsten brauchte! Herrick faßte Bolithos Verstummen als Signal auf. Er stellte seinen Becher zwischen den erhöhten Leisten des Tisches ab und stand vorsichtig auf. »Zeit für meine Runde, Sir.« Er lauschte mit schiefem Kopf auf das Gurgeln des Wassers in den Speigatten des Achterdecks. »Ich habe die Mittelwache; vielleicht kann ich vorher noch ein paar Minuten schlafen.« Bolitho zog seine Uhr und merkte, daß Herrick sie mißbilligend ansah. »Ich gehe jetzt in die Koje. Wir werden in Kürze doch alle rausmüssen.«
    Und in der Tat kam es ihm vor, als seien es nur Minuten gewesen, seit er den Kopf aufs Kissen gelegt hatte, als schon jemand an der Koje stand und ihm auf die Schulter klopfte. Es war Allday. Sein Schatten stieg und fiel im heftigen Schwanken der Deckenlaterne wie ein schwarzes Gespenst.
    »Tut mir leid, Sie aufzuwecken, Captain; aber es wird oben immer schlimmer.« Er schwieg einen Moment, damit Bolitho sich sammeln konnte. »Mr. Herrick befahl mir, Ihnen Bescheid zu sagen.«
    Bolitho taumelte aus der Koje. Unvermittelt spürte er, daß die Bewegungen des Schiffes noch unregelmäßiger geworden waren. Er zog Kniehosen und Stiefel an, streckte den Arm aus, um sich in das schwere Ölzeug helfen zu lassen, und fragte: »Wie spät?« Allday mußte schreien, denn die See donnerte gegen den Schiffsrumpf und klatschte wütend über das Achterdeck.
    »Kurz vor der Morgenwache, Sir.«
    »Sagen Sie Mr. Herrick Bescheid: die Wache soll sofort raus!« Er faßte Alldays Arm, und sie torkelten zusammen durch die Kajüte wie zwei betrunkene Matrosen.
    »Alle Mann sofort an Deck! Ich bin in der Kartenkammer.«
    Dort fand er bereits Mudge vor, der mit seinem massigen Oberkörper über dem Kartentisch lag und beim unsicheren Schein der wild schwingenden Deckenlampe leise fluchend die Karte studierte.
    »Wie steht's?« fragte Bolitho knapp.
    Mudge sah zu ihm auf. Rötlich glommen seine Augen in dem schwachen Lichtschein. »Schlecht, Sir. Die Segel gehen in Fetzen, wenn wir nicht 'ne Weile beidrehen.« Bolitho blickte auf die Karte. Seeraum war reichlich vorhanden. Wenigstens ein Trost. Er eilte zum Achterdeck-Niedergang und fiel beinahe hin, als das Schiff in Korkenzieherlinien gleichzeitig rollte und jumpte, doch er kämpfte sich zum Ruder durch. Vier Rudergasten standen am Rad. Sie waren festgelascht, damit sie nicht hinterrücks von einer Welle erwischt und über Bord gewaschen wurden. Sie kämpften mit den Spaken;

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