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Der Piratenfuerst

Der Piratenfuerst

Titel: Der Piratenfuerst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander Kent
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Gott anderes genug im Kopfe hatte. Mit dem französischen Kapitän zu parlamentieren, war eine Sache, Eine ganz andere war, daß dieser Muljadis Flagge fuhr. Das zu akzeptieren, bedeutete das offene Eingeständnis einer Niederlage: die Anerkennung der faktischen Souveränität Muljadis. Wenn Conway diese anerkannte, dann würde jedes andere europäische Land, das Handels- und Schutzrechte in Indien besaß, und ganz besonders die mächtige Niederländische Ostindien-Companie, das als den Versuch Englands betrachten, alle Vorteile für sich in Anspruch zu nehmen. Und das war genau, was Frankreich wollte.
    Was aber sollte er tun, wenn der französische Kapitän auf Conways Botschaft nicht einging? Draußen vor den Inseln auf- und abpatrouillieren und die Argus in Kämpfe verwickeln? Das wäre eine sehr einseitige Angelegenheit. Le Chaumareys war ein alter Seefuchs und kannte in diesen Gewässern jedes Inselchen, jede Bucht, wo er sich in Kriegszeiten vor den britischen Fregatten verkrochen hatte. Und er brauchte weiter nichts zu tun, als irgendwo vor Anker liegen zu bleiben und sich von Land aus zu versorgen, bis die Undine wieder abzog.
    Seine Müdigkeit verstärkte noch seinen Ärger. Wenn nur die Politiker mal hier wären und selbst sehen könnten, wie sich ihre Träume von Weltstrategie in Fleisch und Blut, in Holz und Segelleinwand ausnahmen!
    »Land in Sicht! Steuerbord voraus!«
    Davy rieb sich die Hände. »Da sind wir ja näher dran, als Sie dachten, Sir!«
    »Auf gar keinen Fall!« warf Mudge dazwischen. Er zerrte seine Tafel aus der Tasche und machte ein paar blitzschnelle Berechnungen. »Da gibt es eine kleine Insel, etwa vierzig Meilen südlich der Benuas, Sir.« Er blickte sich suchend um, bis er Midshipman Penns winzige Gestalt an der Heckreling entdeckt hatte. »Rauf mit Ihnen, Mr. Penn, und nehmen Sie sich das große Glas zur Gesellschaft mit!« Er starrte ihn wild an.
    »Sehen Sie sich genau um, und machen Sie mir 'ne Zeichnung, wie ich's Ihnen beigebracht habe!« Er wartete, bis der Junge an die Hauptmastwanten gerannt war, und lachte dann leise.
    »Capt'n Cook hatte die richtige Idee, Sir. Jedes verdammte Ding, das man sieht, abzeichnen und beschreiben. Die Zeit wird kommen, wo jedes verdammte Kriegsschiff 'n komplettes Bilderbuch zum Studieren hat.« Er sah hinter dem aufenternden Penn her. »Manche Leute werden sich natürlich doch nicht danach richten!«
    »Besser als ich dachte«, sagte Bolitho lächelnd zu Herrick.
    »Wir setzen einen Mann auf Lotstation und lassen loten, sobald wir Mudges Insel passieren. Nach der Karte sind hier herum etwa neunzehn Faden, aber ich möchte lieber sichergehen.«
    Nach zwanzig Minuten war Penn wieder an Deck, das braune Gesicht schweißbeperlt. Er reichte Mudge seinen fleckigen Notizblock und trat dann einen Schritt zurück, gespannt, was der Alte wohl dazu sagen würde. Davy blickte ihm über die Schulter. »Sieht ja wie ein Wal aus!« Mudge warf ihm einen kalten Blick zu. »Genau.« Und zu Penn gewandt: »Haben Sie gut gemacht. So hab ich's in Erinnerung.« Seine kleinen Augen gingen wieder zu Davy hinüber. »Genau wie ein großer steinerner Wal.« Und nach einer kaum merkbaren Pause: »Sir.«
    »Irgendwas darauf?« Bolitho nahm ein Fernr ohr und richtete es über das Geschützdeck auf die Insel. Zunächst sah er nur den gleichen schmerzhaft gleißenden Glanz wie überall. Einen Moment überlegte er, wo denn der Sturm eigentlich geblieben sei, wohin er nach diesem furchtbaren Toben verschwunden sein mochte.
    »Lieber Gott, nein, Sir.« Mudge freute sich offensichtlich, daß er Davy eins ausgewischt hatte. »Bloß 'ne Handvoll Stein, wie die Spitze einer unterseeischen Klippe, was es zweifellos auch irgendwann mal war. Aber ich glaube schon, daß es bei starkem Wind einen ganz guten Schutz abgeben könnte.«
    Eben zogen ein paar Matrosen ein langes neues Tau über die Decksplanken, von denen immer noch Dampf aufstieg. Sie mochten erschöpft und dreckig und stoppelig sein, aber da war noch etwas anderes an ihnen. Die Art, wie sie zusammenarbeiteten – sie vertrauten einander. »Wir wollen einen Strich abfallen, Mr. Davy«, sagte er, »damit Sie sich Ihren Walfisch genauer ansehen können.«
    Davy stürzte an die Reling. »Mr. Penn! Pfeifen Sie »Alle Mann an die Brassen!«« Lächelnd sah Herrick ihm nach.
    »Haben Sie einen besonderen Grund dafür, Sir?«
    Bolitho zuckte die Achseln. »Mehr so ein Gefühl.« Er beobachtete die über das Deck stampfenden

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