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Der Piratenfuerst

Der Piratenfuerst

Titel: Der Piratenfuerst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander Kent
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zurück und lachte schrill, nervenzerreißend. »Aber, aber, Mr. Roskilly! Was wollen Sie denn machen? Mich mit Ihrem kleinen Tampen verhauen?« Er lachte wieder und riß den Dolch aus dem Gürtel. »Na, dann komm doch, Kleiner! Auf dich warte ich gerade, du verdammter Arschkriecher!«
    »Kommen Sie herunter, Roskilly!« rief Bolitho. »Es hat keinen Sinn, sich umbringen zu lassen!«
    Sullivan spähte unter der vibrierenden Rah hervor. »Hoppla, Leute – wen haben wir denn da? Keinen Geringeren als unseren schneidigen Käpt'n!« Er schüttelte sich vor Lachen. »Und er ist ganz durcheinander, weil ihm der arme alte Tom Sullivan sein schönes Wasser versaut hat!«
    Ein paar Matrosen hatten über das seltsame Schauspiel gegrinst, aber als die Rede auf Wasser kam, wurden sie schnell wieder ernst. Bolitho musterte die erhobenen Gesichter und spürte die sich ausbreitende Betroffenheit wie den Anhauch einer Flamme. Laut dröhnten seine Sc hritte in der plötzlichen Stille, als er nach achtern ging. Unter der Rahe blieb er stehen und blickte hoch. »Komm herunter, Sullivan!« Er stand im prallen Sonnenlicht, denn das bauchige Segel bot ihm keinen Schatten; er spürte Schweiß auf Brust und Schenkeln und auch den Haß des Mannes dort oben. »Für heute hast du genug angestellt!«
    Sullivan kicherte. »Habt ihr das gehört, Jungs? Genug angestellt!« Er beugte sich über die Rah, das Sonnenlicht spielte über die Narben auf seinem Rücken, die weißlich von der gebräunten Haut abstachen. -»Sie haben genug mit mir angestellt, Käpt'n Bluthund Bolitho!«
    »Sergeant Coaker!« befahl Herrick. »Lassen Sie einen Scharfschützen nach achtern kommen! Der Kerl da oben ist gemeingefährlich.«
    »Befehl belegt!« rief Bolitho scharf, die Augen immer noch auf die Großbramrah gerichtet. »Ich will nicht, daß er abgeschossen wird wie ein toller Hund.« Er merkte, daß Puigserver ihn und nicht den Mann auf der Rah beobachtete, und daß Allday, ein Entermesser in der Hand, dicht neben ihm stand. Aber sie hatten alle nichts damit zu tun, es war eine Sache zwischen Sullivan und ihm. Er rief nach oben: »Ich bitte dich, Sullivan!« Er dachte an das Gesicht der Frau in der Kajüte. Ich bat Sie nicht erst darum, hatte er zu ihr gesagt.
    »Zur Hölle mit Ihnen, Käpt'n!« Sullivan kreischte jetzt schrill, sein nackter Körper wand sich auf der Rah wie in qualvollen Krämpfen. »Und dabei helfe ich jetzt nach!«
    Bolitho sah kaum die Handbewegung, nur das kurze Aufblitzen des Sonnenlichts auf der Klinge; dann entfuhr ihm ein leiser Ausruf: das Messer ritzte seinen Ärmel und fuhr dicht neben seinem rechten Schuh mit solcher Kraft in die Planken, daß sich fast ein Zoll der Klinge ins Holz bohrte.
    Sullivan war wie erstarrt; ein langer Faden Speichel wehte von seinem Kinn. Ungläubig starrte er zu Bolitho hinab, der regungslos am Fuß des Mastes stand, während ihm Blut über Ellenbogen und Unterarm lief und aufs Deck tropfte. Bolitho ließ Sullivan nicht aus den Augen, und die Konzentration half ihm, den brennenden Schmerz der Schnittwunde zu ignorieren.
    Plötzlich erhob sich Sullivan und begann, auf der Rah außenbords zu kriechen. Wildes Geschrei erscholl an Deck; Herrick griff nach Bolithos Arm, um den jemand ein Tuch wickelte, so daß der Schmerz dumpfer wurde.
    Whitmarsh war bei den Netzen aufgetaucht und schrie ebenfalls dem Mann etwas zu, dessen Gestalt sich nun scharf vom blauen Himmel abhob. Sullivan drehte sich um und rief zum erstenmal mit jetzt normaler Stimme: »Und Sie auch, Doktor! Gott verdamme Sie zur Hölle!« Dann sprang er in hohem Bogen ins Leere und schlug Sekunden später laut aufklatschend ins Wasser. Ein paar Augenblicke trieb er noch achteraus, doch als der große Schatten des Besansegels über ihn hinwegglitt, warf er die Hände hoch und ging unter.
    »Den hätten wir nie auffischen können«, sagte Herrick.
    »Wenn wir bei diesem Wind beidrehen, kommt alles von oben.« Bolitho wußte nicht, zu wem Herrick sprach, vielleicht zu sich selbst. Er schritt zum Niedergang, den blutigen Arm mit der anderen Hand umklammernd, und sah noch, wie Roskilly, der Bootsmannsmaat, den Dolch aus den Planken zog. Roskilly war ein kräftiger Mann, aber er mußte zweimal ansetzen, bis die Waffe freikam.
    Puigserver war Bolitho gefolgt. »Das war tapfer von Ihnen, Capitan.« Er seufzte. »Aber er hätte Sie töten können.«
    Bolitho nickte. Die Schmerzen wurden stärker. »Wir haben harte Zeiten vor uns, Senor, Wir müssen Wasser

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