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Der Piratenfuerst

Der Piratenfuerst

Titel: Der Piratenfuerst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander Kent
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Herrick. Er winkte Davy, der bei seiner Steuerbordbatterie stand; es war eine impulsive, ihm kaum zu Bewußtsein kommende Bewegung. Davy winkte zurück, verkrampft und marionettenhaft. Als sie hinter dem zweiten Schoner hersegelten, schob sich Midshipman Penn sachte ein Stückchen zur Seite, um gegebenenfalls hinter seinem Leutnant Deckung zu finden.
    Herrick lachte laut auf. »Bei Gott, der junge Penn hat die richtige Idee, Sir.« Er blickte zu dem steif stehenden Wimpel empor. »Der Wind ist uns immer noch wohlgesonnen, das hebt die Stimmung der Leute.«
    Bolitho sah ihn nachdenklich an. Später würden sie darüber reden. Aber wenn man mittendrin steckte, zwischen allen anderen, dann hatten Diskussionen wenig Sinn. Man wußte nie vorher, wie sich ein Mann verhalten würde, wenn es wirklich hart auf hart ging. Alles war drin: Stolz, Wut, Wahnsinn – und weiß Gott was noch. Selbst Herricks vertrautes Gesicht hatte sich verändert – und auch sein eigenes, zweifellos.
    »Wir folgen ihm so dicht es geht unter Land«, sagte er.
    »Dann muß er sich entscheiden: streichen oder kämpfen.« Er nahm die Degenklinge von seiner Schulter. Jetzt war die Eiseskälte einer Hitze gewichen, als sei der Stahl ein heißgeschossener Flintenlauf.
    »Der Steuermann ist ein Narr«, bemerkte Mudge. »Er hätte viel früher wenden sollen. Ich hätte es so gemacht. Vor unserem Bug vorbeikreuzen, ehe wir ihn hätten wegputzen können.« Er grunzte verächtlich. »Eine zweite Chance kriegt er nicht.«
    Bolitho blickte zu ihm hinüber. Mudge hatte natürlich recht. Die Undine trieb ein gefährliches Spiel, indem sie so leichtsinnig eine Leeküste ansegelte; aber die beiden Schoner hatten noch viel mehr riskiert.
    Eben sagte Herrick: »Prisenkommando auf den einen, und den anderen nehmen wir in Schlepp, wie? Wir sollten ganz schönes Geld für die beiden Schoner bekommen, Sir, auch wenn der eine kaum mehr als eine Hulk ist.«
    Bolitho beobachtete den zerschossenen Schoner und erwiderte nichts. War Muljadi an Bord gewesen? Sterbend oder vielleicht schon tot unter seinen Männern? Das wäre immer noch besser für ihn, dachte er, als Puigserver in die Hände zu fallen.
    »An Deck!« Der Ruf des Ausgucks ging fast unter im Brausen der Gischt und dem Rauschen des Windes. »Schiff achteraus an Backbord!«
    Bolitho fuhr herum und dachte eine Sekunde lang, der Ausguck sei zu lange in der Sonne gewesen. Erst konnte er nichts sehen, aber dann erkannte er Fock und Vormarssegel eines anderen Schiffes, das gerade die letzte Landspitze rundete, von der sie sich vorhin so vorsichtig in Verfolgung des Schoners freigehalten hatten.
    »Wer ist das?« fragte Herrick bestürzt und starrte Bolitho an.
    »Die Argus!«
    Der nickte grimmig. »Ich befürchte es, Mr. Herrick.«
    Er versuchte, gleichmütig zu sprechen, obwohl alles in ihm danach schrie, etwas zu unternehmen, das Unmögliche zu wagen. Wie leicht er es ihnen gemacht hatte! Er hatte sich von den beiden Schonern ablenken lassen wie ein Fuchs, der zwei Hasen auf einmal jagen will. Le Chaumareys mußte ihnen längs der Küste gefolgt sein – er hatte Bolithos Gedankengänge erraten, ohne ihn auch nur zu sehen.
    »Dann, bei Gott«, rief Herrick aus, »werden wir diesen Franzosen zum Teufel jagen! Der hat hier gar nichts zu suchen!«
    »Sie kommt schnell auf, Sir!« rief Keen.
    Bolitho spähte hinüber. Die Argus war an Bäckbord schon fast in Höhe ihres Achterdecks, nahm ihnen den Wind weg, genau wie er selbst es mit den Schonern hatte machen wollen. Jetzt saß die Undine in der Falle. Sollte er auflaufen oder versuchen, sich nach Luv durchzukämpfen? Die Sonne blitzte auf der ihnen zugekehrten Rumpfseite der mächtigen Fregatte, und über ihrem milchigen Fahrwasser wurden kleine Schattenstriche sichtbar – sie rannte ihre Breitseite aus. Bolitho dachte an den Mann, der diese Kanonen befehligte. Wie mochte ihm in diesem Augenblick zumute sein?
    Leise fragte Herrick: »Achtzehnpfünder, nicht wahr, Sir?« Gespannt blickte er Bolitho ins Gesicht, als hoffe er, sein Kapitän würde die Stärke des Gegners bestreiten.
    »Ja«, sagte Bolitho und holte Atem, denn an der Gaffel des Franzosen stieg eine Flagge hoch: schwarz und rot wie die auf den beiden Schonern. Also fuhr er mit Kaperbrief. Als Mietling einer fremden Macht, und die Flagge sollte den Anschein der Legalität wahren.
    Keen setzte sein Teleskop ab und sagte hastig: »Sie ist jetzt fast in Höhe des entmasteten Schoners, Sir.« Es gelang ihm, in

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